VOCES INTIMAE (... for we have some flax-golden tales to spin. come in! come in!) : Rubrik:Tagewerke
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... for we have some flax-golden tales to spin. come in! come in!
Talakallea Thymon
Talakallea Thymon
2011-09-20T09:04:40Z
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2000-01-01T00:00:00Z
VOCES INTIMAE
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Arbeitsprotokoll
http://alsos.twoday.net/stories/38733381/
Hätte ich auch nicht gedacht, daß mir das mal passieren würde, daß ich mich zwischen zwei Frauen entscheiden muß. Und sei es auch nur zwischen zwei Frauen<i>figuren</i>: Leichter ist es nicht. Will ich Frauke mit den panzerartigen Ringen, dem Haarhelm, dem an der Endloslinie der Nase in zwei Hälften zerfallenden ungleichen Gesicht? Oder will ich die sommerlich grün-rote Henriette mit den Sommersprossen, der Stupsnase, dem Flaum auf den Ohren, den blassen Brauen, den Krähenfüßchen um die blauen Augen? Will ich ihr üppiges Schwelgen, das Stampfen ihrer Füße, oder lieber die strenge Aura der unvergeßlich häßlichen Frauke? Lockt mich mehr Henriettes reife Schönheit oder fasziniert mich mehr Fraukes anziehende Häßlichkeit, an der man sich nicht sattsehen kann? Habe ich die mit der Stirn eine Linie bildende Riesennase Fraukes lieber, ihre über den eingefallenen Wangen schwebenden, vorquellenden Froschaugen und den Mund mit den Pferdezähnen? Solche Augen hat auch Henriette, aber lasse ich mich auch lieber von den muskulösen Rundungen der letzteren verführen? Wie fühlt es sich an, mich von ihr angrisen zu lassen, so breit, daß sich Unter- und Oberlippe in der Mitte des offenen Mundes wieder berühren? Und finde ich Fraukes Patchouliduft anziehender, oder betört mich eher der Kamilleodem Henriettes? Das Schweigen Fraukes oder Henriettes platter Witz? Welcher von beiden stehen die Narben an den Schenkeln besser? Welche von beiden steht dem Tod näher? Welche weiß besser über den Mond bescheid? Welche kann besser <i>zaubern</i>?
Strigops habroptilus
Tagewerke
Copyright © 2011 Strigops habroptilus
2011-08-04T10:02:00Z
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Arbeitsprotokoll
http://alsos.twoday.net/stories/19512652/
6:00 Nachrichten und Kaffee laufen. Während ich Wasser nachgieße (die Nachrichten laufen von alleine), fällt mir ein, daß ich mich gestern nach dem Umweg durchs Gebüsch nicht nach Zecken abgesucht habe. Ich hole das nach. Griechenland droht der Staatsbankrott. Interessant, wo man überall Bettfusseln findet. <br />
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6:05 Daniel Finkernagel begrüßt die Zuhörerschaft zur Sendung <i>Mosaik</i>. Finkernagel ist einer meiner Lieblingsmoderatoren. Keine Zecke. Kaffee fertig. Tag fängt gut an.<br />
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6:07 Erstmal E-Mails checken und Internet-Nachrichten.<br />
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6:10 Habe den Eindruck, daß die Mosaik-Sendung über die Jahre immer unruhiger geworden ist. Melancholische Gefühle streifen mich. Ich vermisse <i>Landwirtschaft heute</i> (die Sendung über Lebensmittel für morgen). Man könnte eine Anfrage an Radio Eriwan machen. Natürlich wäre die Antwort klar: Im Prinzip ja. Aber sowas geht heute nicht mehr. Mir fällt auf, daß es von recht vielen Dingen heißt, sie gingen heute nicht mehr. Wahlweise heißt es auch, sowas könne man heute nicht mehr machen. In der Grundschule die Termini Substantiv, Adjektiv, Verb einführen. Kann man heute nicht mehr machen. Werbung für Zigaretten und Alkohol im Fernsehen zeigen. Kann man nicht mehr machen. Die Kinder unbeaufsichtigt auf die Straße lassen. In der vierten Klasse eine ungekürzte Ganzschrift lesen. Einfache Chemikalien wie Natronlauge oder Salzsäure in der Drogerie verkaufen. Atomkraftwerke bauen. Geht alles nicht mehr. Frische Sprossen im Salat: Kann man heute nicht mehr machen.<br />
Die Menschen werden immer einfältiger, hat man den Eindruck. In ein paar Jahren, male ich mir aus, sagt man im Germanistikseminar immer noch Tunwort.<br />
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6:20 Zwei Absätze geschrieben. Gewagte Sprache, aber wer wagt, der gewinnt. Kaffee fast leer. Träume von einer zweiten Tasse.<br />
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6:30 Kulturnachrichten. Ich habe den Eindruck, daß überall nur gequasselt wird. Das <i>Mosaik</i> setzt sich aus immer kleineren Steinchen zusammen. Ständig wird irgendwo unterbrochen, Design im Dasein, Unfug mit Fugen, Migranten des Wortschatzes, das Radio ist zu einer Kultur der Unterbrechungen und Häppchen geworden, so eine Art akustisches Fingerfood.<br />
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6:35 Habe die zwei Absätze wieder gelöscht. Sowas kann man heute nicht mehr machen.<br />
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6:39 Jemand sagt, Regisseur A oder B habe einen Film realisiert. Ich bin beeindruckt. Realisiert hat er den Film. Nicht einfach gedreht, was hemdsärmelig, oder gar nur gemacht, was ja schon schludrig wäre, nein realisiert. Das klingt doch gleich ganz anders. Nach Idee, nach Einfall, nach Genie.<br />
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6:40 Bin in der Frage, was man heute machen kann, ratlos und realisiere einen Zweitkaffee.<br />
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6:50 Was ich schon immer geahnt habe, heute wird es offenbar: Händels Violinsonaten sind belanglos.<br />
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6:55 Ich frage mich, was die Macher von Mosaik bewogen hat, als letzte Musik vor dem <i>Journal</i> ein Vokalstück zu spielen. Was soll das sein, eine Erziehungsmaßnahme?<br />
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7:09 Noch unverständlicher ist mir, warum seit ein paar Tagen im <i>Journal</i> vor dem Wetter ein Fußballreporter in einer der frühen Stunde absolut unangemessen extatischen Tonfall Spielergebnisse des Vortages zusammenfaßt. Absurd scheinen mir in diesem Zusammenhang vor allem die Stadion-Hintergrundgeräusche. Es wird sich um sieben Uhr in der Früh wohl kaum um eine Live-Einblendung handeln. Nervensäge.<br />
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7:10 Kaffeeflash. Habe einen Absatz geschrieben, der mich nicht weiterbringt, und der das Problem, alles Vorformulierte im Plot unterzubringen, nur verschiebt. Ferner die Frage, wo die Erzählerlüge von dem, was in Echt passiert ist, abzweigt. Schwierig, Was ist überhaupt in Echt? Auch darum, fällt mir ein, wird es gehen in dem Roman. <br />
Ein Musikstück wird angekündigt, Finkernagel gönnt sich wieder mal ein improvisiertes Rätsel. Der Komponist wird charakterisiert als ein sehr religiöser Mensch, der eins seiner Werke gar dem lieben Gott gewidmet habe. Einfach! Das ist derselbe, der gegen Ende seines Lebens Buch über die täglich verrichteten Gebete geführt hat.<br />
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7:17 Nehme mir vor, über meine Kaffees Buch zu führen. Bruckners Streichquintett ist wie seine Symphonien, nur leiser.<br />
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7:30 Auch die Sätze haben ähnliche Spieldauer.<br />
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7:35 Kersten Knipp ticht uns frich die Kultur-Presse-Schau auf. Habe noch einen Absatz geschrieben, von dem ich weiß, daß ich ihn wieder löschen werde. Die Gedanken schweifen ab. Ich kann mich nicht konzentrieren. Entweder es fehlt an Koffein, oder ich habe zuviel davon im Kreislauf. Verdammte Sucht. <br />
Gut wäre für die Lügenversion des Erzählers eine <i>ménage à trois</i>, oder die Ankündigung einer solchen. Ein Ereignis, das sich später, wenn die Wahrheit ans Licht kommt, als heimlicher Wunschtraum erweist. <br />
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7:43 Dreißig Seiten an der ménage-à-trois-Szee geschrieben. Kurzes Writers High. Muß aufpassen, daß die Phantasie nicht mit mir durchgeht.<br />
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7:44 Kirche in WDR 3. Zur Einstimmung singt der Troisdorfer Kinderchor den Choral zu vier Stimmen, Herr Jesus will mich decken von Johann Gottlieb Sauertopf. Dieses Salbadern um kurz vor acht könnten sie mal wirklich abschaffen. Und dafür wieder <i>Landwirtschaft heute</i> senden.<br />
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7:54 Der Radiowecker schaltet sich zum Glück aus, bevor zum ersten Mal das Wort Gott fällt. Überlege mir, wie es wäre, einen Worterkenner zu haben, der automatisch die Lautstärke dimmt, sobald das Wort Kirche oder Jesus oder <i>Kürzlich erzählte mir ein Freund</i> fällt. So eine Art Kirchenscanner. Das wär mal was.<br />
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7:15 Die Phantasie ist mit mir durchgegangen. Habe die 30 Seiten ménage-à-trois-Szene wieder gelöscht.<br />
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7:20 Könnte die ménage-à-trois-Szene ja auf dem Blog posten. Haha.<br />
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7:25 Kaffee ist aus. Radio ist stumm. <br />
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7:30 Cursor blinkt erwartungsvoll.<br />
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7:31 Cursor blinkt erwartungsvoll.<br />
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7:32 Cursor blinkt erwartungsvoll.
Strigops habroptilus
Tagewerke
Copyright © 2011 Strigops habroptilus
2011-06-14T11:10:00Z
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Werkstatt
http://alsos.twoday.net/stories/6158914/
Noch ein Versuch, abermaliges Umdeuten. Nicht die Erkenntnis über das <i>Wesen</i> der Frau, sondern das abermalige und letzte Scheitern an dieser Erkenntnis bringt die Geschichte zum Abschluß. Auch bei diesem neuerlichen Weiterdenken war alles schon da, Schlußbild, Handlung, Entwicklung, nur, daß es jetzt eine andere Deutung bekommt. Die Frage ist, wieviel Überraschung verträgt so ein Text? Dabei ist es nicht so wichtig, daß der Leser am Ende nicht mehr weiß, was er eigentlich glauben soll. Die Hauptperson weiß es ja auch nicht. Herrgott, <i>ich</i> weiß es nicht! Vielleicht hätte er (und ich) es <a href="http://alsos.twoday.net/stories/5833289/"><b>wissen</b></a> können, aber das ist ein konjunktivisches Vielleicht. Und deutet eben wieder auf das große <i>Versäumnis</i>: Die augen nicht aufgehabt zu haben in dem Moment, wo das Sehen notgetan hätte.
Talakallea Thymon
Tagewerke
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2010-01-27T10:53:00Z
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Faden
http://alsos.twoday.net/stories/5781597/
Eine Geschichte wohnt nicht im großen Ganzen. Sie wohnt in kleinen und kleinsten Szenen, Blicken, Worten, Berührungen. In hunderten solcher.<br />
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Habe längst den <a href="http://alsos.twoday.net/stories/4246295/"><b>Faden</b></a> verloren.
Talakallea Thymon
Tagewerke
Copyright © 2009 Talakallea Thymon
2009-06-24T07:49:00Z
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2 Stunden
http://alsos.twoday.net/stories/5529083/
Beruhigend: Der Verleger und Autor <a href="http://www.zeit.de/2009/01/DOS-01-Krueger"><b>Michael Krüger</b></a> schreibt auch nicht mehr als zwei Stunden am Tag.
Talakallea Thymon
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Copyright © 2009 Talakallea Thymon
2009-02-20T06:16:00Z
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Unendliche Geschichte
http://alsos.twoday.net/stories/5487403/
Je länger ich mich mit dieser Geschichte beschäftige (man darf sagen: sehr lange), desto mehr wächst sie, wobei sie wahllos neue Gedanken und Möglichkeiten zu ihrer Verzwirbelung an sich saugt und zu verwerten trachtet. Jede neue Krise ihrer Bewältigung war von der Schwierigkeit ausgelöst worden, einen frischen Gedanken, eine bestimmte als magisch angesehene Atmosphäre, eine neue verrückte Konstruktion, eine weitere aberwitzige Verspinnung dem bestehenden Gerüst aufzupflanzen und im bereits ausgesponnenen Textkörper unterzubringen, bis das so aufgeblähte und überkonstruierte Geflecht unter der eigenen Spannung zusammenbrach und ich wieder ganz von vorne beginnen mußte. Tabula rasa, und dann ging alles wieder von vorne los. Ich konnte und kann mich nicht entscheiden. Jeder neue Gedanke ist so bestechend, daß er unter allen Umständen verwertet werden muß. Auch nur einen dieser Gedanken fallenzulassen hieße, in der Geologie der narrativen Räume eine wichtige Bedeutungsschicht auszuklammern, und damit, so scheint es, die Geschichte zu einem bloßen Ausschnitt eines viel größeren, eigentlich zu erzählenden Ganzen zu reduzieren, das dann immer noch zu erzählen bliebe. Wollte man dem erfolgreich vorgreifen, so erwüchse ein Erzählen von wahrhaft kosmischen Dimensionen daraus: Um zu gelingen, müßte es schlechthin alles enthalten, was je über das Scheitern der Liebe zu sagen war.
Talakallea Thymon
Tagewerke
Copyright © 2009 Talakallea Thymon
2009-02-02T11:11:00Z
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alles richtig
http://alsos.twoday.net/stories/5223377/
Wenn es möglich ist, daß jemand alles richtig macht, und trotzdem ein miserables Buch schreibt, dann besteht doch die Hoffnung, daß vielleicht auch die Umkehrung stimmt, und man ruhig den einen oder anderen Fehler machen und dennoch ein wundervolles Buch dabei schreiben kann?
Talakallea Thymon
Tagewerke
Copyright © 2008 Talakallea Thymon
2008-09-29T09:01:00Z
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...
http://alsos.twoday.net/stories/5179056/
Die frage nach der lebendigkeit der figuren. Ich frage mich, ob eine geschichte so funktionieren kann, ob sie interessieren kann. Meine figuren haben kein eigenes leben außerhalb ihres begehrens und wollens. sie haben triebe ohne triebfedern. sie sind typen, keine personen. sie sind schattenrisse des begehrens.
Talakallea Thymon
Tagewerke
Copyright © 2008 Talakallea Thymon
2008-09-09T10:02:00Z
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Allmähliches Umkreisen der wirklich schwierigen Szenen. Ich schreibe um den heißen...
http://alsos.twoday.net/stories/5062255/
Allmähliches Umkreisen der wirklich schwierigen Szenen. Ich schreibe um den heißen Brei (in dem Fall sogar die heiße Liebe) herum und lege Kreis um Kreis an Ausweichmaterial um das Noch-zu-Schreibende, den Kern, das Gravitationszentrum. So gruppiert sich die Geschichte allmählich aus lauter infinitesimalen Annäherungen um ein Nichts herum, um ein noch zu füllendes, alles entscheidendes Nichts. Je näher ich aber komme, desto mehr bleibt noch. Sich zu zwingen, täglich zu schreiben, das kann die unerwünschte Wirkung haben, daß man Beliebiges zusammenstoppelt, nur um <i>irgendwas</i> zu sagen. Auf diese Weise kann es bis zur ersten Berührung noch etwas dauern, vom ersten <i>Kuß</i> (den es nicht geben wird, oder wenn, dann ist es ein anderer) oder gar weiteren <i>ersten Dingen</i> ganz zu schweigen.<br />
Nicht daß ich beabsichtige, in diesen Punkten allzu explizit zu werden, ohnedies.
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Talakallea Thymon
Tagewerke
Copyright © 2008 Talakallea Thymon
2008-07-16T09:29:00Z
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<i>"... poetische Visionen ..."</i>
http://alsos.twoday.net/stories/4896988/
Ich sollte <a href="http://www.amazon.de/Wie-Romane-entstehen-Hanns-Josef-Ortheil/dp/3630621112/ref=sr_1_3?ie=UTF8&s=books&qid=1209467251&sr=1-3">solche</a> Bücher nicht lesen. Das macht alles kaputt. Wenn ich von "poetischen Visionen" lesen muß, die sich als "tragfähig" erweisen (oder eben auch nicht!), werde ich ganz furchtbar klein und mache mich auf die Suche nach einem Mauseloch ...<br />
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Gut war auch der Ausdruck: "gefällige Proben von guter Handwerkskunst" (wenn die "poetische Vision" fehle und der "Telos" nicht "stark zu spüren" sei)
Talakallea Thymon
Tagewerke
Copyright © 2008 Talakallea Thymon
2008-04-29T11:06:00Z
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Erzählen
http://alsos.twoday.net/stories/4852712/
Oft habe ich Ransmayr bewundert für diese verblüffend gelassene art, etwas zu erzählen, ohne es zu erzählen. Immer wieder zurückblättern, innehalten, austreten aus dem sprachstrom und mich fragen: Wie sind wir jetzt hierher gekommen? Wie ist es möglich, daß hier <i>erzählung</i> stattfindet, zwischen den sätzen, sozusagen, und kein einziges mal mit diesem gruseligen, von mir so verachteten und doch immer wieder sich einschleichenden, scheinbar unvermeidlichen <i>hinweis</i> darauf, daß erzählt wird. Bei mir schreit jedes wort laut heraus, daß es erzählung sei. Ich bin als erzähler allzu präsent, meistens in beschämender weise, als hätte ich in einem flüsterleisen kirchenraum plötzlich mit lauter und zugleich unsicherer stimme falsch zu singen begonnen. Bei Ransmayr nichts davon, die erzählung geschieht, sie spricht nicht, sie <i>spricht sich nicht aus</i>. Auf einmal <i>sind</i> wir in Irland, auf Horse Island, in Sechuan, im Eis, ohne je kein und dann zogen wir drei tage gen Sechuan oder ähnlicher quatsch geführt worden zu sein, ohne erklärungen aus dem off (obwohl fast alles aus dem off ist), alles nebenbei (aber woneben eigentlich?), ohne eröffnung, ankündigung, einleitung, jedes setting wie aus sich selbst geboren, und erst im nachhinein stellt man fest, man ist ja mittendrin! Wie aber aus den einzelnen, für sich völlig unauffälligen (sieht man von ihrem geschliffenen glanz ab) sätzen die erzählung entsteht, bleibt ein <a href="http://alsos.twoday.net/stories/1392977/"><b>geheimnis</b></a>, und auch zurückblättern enthüllt es nicht. In geradezu beängstigender weise ist hier das ganze mehr, weit mehr, als die summe seiner teile.
Talakallea Thymon
Tagewerke
Copyright © 2008 Talakallea Thymon
2008-04-10T09:06:00Z
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Ein Stückchen
http://alsos.twoday.net/stories/4640238/
Ein Stückchen weiter. Ein Mosaiksteinchen, aber vielleicht nun das entscheidende, das letzte, das Auge im Gesicht der Sphinx.<br />
Oder so ähnlich und vielleicht auch nicht. Vorläufig geht es aber weiter, und wenn ich um sechs in der Früh aufstehe, ist wieder eine Menge zu tun.<br />
Was Coffein in Verbindung mit Bewegung und frischer Luft so alles zutage fördert ist, wirklich erstaunlich.
Talakallea Thymon
Tagewerke
Copyright © 2008 Talakallea Thymon
2008-01-23T09:13:00Z
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Wieder am Ende, am Anfang
http://alsos.twoday.net/stories/4637245/
Krise. Nie war das Projekt in den letzten vier Monaten so sehr gefährdet, ja überhaupt in Gefahr. Alles droht wieder an inneren Spannungen zu zerbrechen, die Gewichtung der Einzelteile, die Bezüge untereinander, die Verwiese, alles wieder fraglich. Zu gewollt, zu konstruiert. Einen Textteil durch einen anderen erklären zu lassen, warum ist das so schwer? Warum liest es sich so mühelos bei anderen, zerfällt aber beim eigenen Schreiben immer wieder unter den Fingern?<br />
Ein Hemmschuh ist auch meine fatale Eigenschaft, an einmal glänzend Fomuliertem festhalten zu wollen, um jeden Preis: Ich tue mich unsäglich schwer damit, eine gelungene Szene wieder wegzugeben, wenn sie nicht mehr in ein (wieder mal) umgekrempeltes Gesamtkonzept paßt. Dann versuche ich, das Gelungene doch noch irgendwie unterzubringen, mit dem Ergebnis, daß alles sich aufbläht und überkonstruiert und überkompliziert gerät. Besser wärs freilich, einfach das Konzept so lange durchzukauen, bis es feststeht, und dann erst mit einzelnen Szenen und Formulierungen zu beginnen, wenn ich mir ganz sicher bin.<br />
Verdammt, ich <i>war</i> mir bereits ganz sicher. Wie oft, weiß ich schon gar nicht mehr.
Talakallea Thymon
Tagewerke
Copyright © 2008 Talakallea Thymon
2008-01-22T09:05:00Z
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http://alsos.twoday.net/stories/4405935/
Paradox: Je mehr ich schreibe, desto mehr wächst auch der Umfang dessen, was noch zu schreiben ist.
Talakallea Thymon
Tagewerke
Copyright © 2007 Talakallea Thymon
2007-11-02T10:41:00Z
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Trick 17
http://alsos.twoday.net/stories/4384336/
Morgens jetzt immer um sechs aufstehen, nicht zum laufen, sondern zum schreiben. Unter allen schwierigen schreibstunden des tages scheint das die am wenigstens schwierige, die am schwächsten widerstand leistende stunde zu sein. Der kaffee durchhellt und befeuert die müdigkeit, nimmt ihr das schläfrige und schwere, und verwandelt sie in eine so transparente konzentration, daß es, horcht man nur hin, aus dem noch in den träumen wurzelnden unterbewußten worthaft zu brodeln, zu schillern und zu purzeln beginnt; oder vielleicht ist es einfach ein von der stille des schlafs geschärftes inneres ohr, das später am tag für gewöhnlich zufällt. Jedenfalls scheint der trick zu funktionieren, vorläufig zumindest. Ich werde nicht so wach, daß die stimmen verstummen, und bin doch dank dem kaffee nicht mehr so schläfrig, daß jeder tastendruck ein schrei nach ausruhen wäre. Eine halbe seite ist in so einer morgendlichen sitzung durchschnittlich schaffbar. Läuft es gut, auch beträchtlich mehr.<br />
Das ganze in strenger disziplin. Das heißt: Jeden werktag. Ein ritual. Nur so ist gewährleistet, daß ich nicht wieder den kontakt verliere zur in der erschaffung befindlichen (und erst halbgeschaffenen) welt, daß die wege offenbleiben, die ver- und abzweigungen sichtbar und zahlreich. Das ziel: die rohfassung fertigzustellen bis zu meinem geburtstag. Ein geschenk an mich selbst, könnte man sagen. Es ist jetzt zehn jahre her, daß ich begann, diese geschichte zu schreiben, wieder und wieder von neuem.
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Talakallea Thymon
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Copyright © 2007 Talakallea Thymon
2007-10-26T09:44:00Z
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