VOCES INTIMAE (... for we have some flax-golden tales to spin. come in! come in!) : Rubrik:egregie dicta
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... for we have some flax-golden tales to spin. come in! come in!
Talakallea Thymon
Talakallea Thymon
2011-03-31T09:17:45Z
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2000-01-01T00:00:00Z
VOCES INTIMAE
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Herodot, Historien I, 139
http://alsos.twoday.net/stories/6215907/
Bei Herodot (I, 139) gibt es eine Stelle, wo man sich an gewisse onomastische Verhältnisse bei Asterix erinnert fühlt:<br />
<br />
<i>Auch folgendes hat sich bei den Persern so ergeben, was ihnen selbst gar nicht klar ist, mir aber schon: Ihre Eigennamen, die körperliche Eigenschaften oder gesellschaftlichen Rang bezeichnen, enden alle auf denselben Buchstaben, den die Dorer San, die Ionier Sigma nennen; wenn man diese Sache untersucht, stellt man fest, daß alle Namen der Perser so enden, nicht die einen so und die anderen anders, sondern alle gleichermaßen.</i><br />
<br />
καὶ τόδε ἄλλο σφι ὧδε συμπέπτωκε γίνεσθαι, τὸ Πέρσας μὲν αὐτοὺς λέληθε, ἡμέας μέντοι οὔ τὰ οὐνόματά σφι ἐόντα ὅμοια τοῖσι σώμασι καὶ τῇ μεγαλοπρεπείῃ τελευτῶσι πάντα ἐς τὠυτὸ γράμμα, τὸ Δωριέες μὲν σὰν καλέουσι, Ἴωνες δὲ σίγμα ἐς τοῦτο διζήμενος εὑρήσεις τελευτῶντα τῶν Περσέων τὰ οὐνόματα, οὐ τὰ μὲν τὰ δ οὔ, ἀλλὰ πάντα ὁμοίως.<br />
<br />
Dazu schreiben W. W. How & J. Wells (<i>A Commentary on Herodotus</i>, Oxford 1912):<br />
<br />
<i>Herodotus is at his weakest as a linguist (cf. explanation of royal names, vi. 98. 3 n.); yet he seems to have valued himself on this score. He makes two remarks on Persian names, which are both inaccurate:<br />
(1) That they all have a certain meaning. σῶμα is variously taken (a) by Stein, in ageneral sense, individuals (32. 8) and their honourable nature; (b) by Macaulay, their bodily shape (which is simpler). Whichever sense be given, Herodotus is too absolute; nor is he consistent; cf. vi. 98. Some Persian names referred to deities (cf. Mithradates, given by Mithra); others to personal appearance (Otanes, fair of body); others (e.g., Darius, possessor) to position, etc.<br />
(2) That all names end in S. This, in the first place, ignores all feminine names. Even of mens names, it is only true of the Greek forms; in Persian, <i>s</i> (sh) was retained after <i>i</i> or <i>u</i>, e.g., Darayavaush = Darius, but not otherwise, e.g., Vistâçha (Hystaspes), where, however, the final <i>a</i> was not written. For the interesting statement as to the Greek alphabet cf. Roberts, Gk. Epig. p. 8seq. The Phoenicians had four signs for sibilants, each of which was borrowed in part by Greece:<br />
(1) The hard Samech (No. 15 in the Phoenician alphabet), probably = Sigma Others, however, make σίγμα (the hissing letter) a genuine Greekword (from σίζω).<br />
(2) The lingual Tsade.<br />
(3) The palatal Shin.<br />
(4) There was also the soft Zazin.<br />
Of these the name Tsade survives in Zeta, while Samech was transferred to the place of Shin The sign of Samech and its place in the alphabet after Nun, were left to the later Xi. </i>
Talakallea Thymon
egregie dicta
Copyright © 2010 Talakallea Thymon
2010-03-02T11:11:00Z
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Seneca Ep. II, 1, 35
http://alsos.twoday.net/stories/6208492/
<i>Nimm trotzdem, wenn du magst, eine Hilfe an, mit der du dich wappnen kannst. Die Dinge, mein Lucilius, die uns Angst einjagen, sind zahlreicher als die, welche uns wirklich zusetzen, und oft quälen wir uns nicht der Tatsachen wegen, sondern aus bloßem Glauben. Ich spreche jetzt nicht zu dir mit der Stimme des Stoikers, sondern einer milderen; wir sagen ja, daß alles, was uns Stöhnen und Seufzen hervorruft, in Wahrheit leicht sei und verachtenswert. Lassen wir diese großen aber, ihr guten Götter!, wahren Worte einmal beiseite: Ich lege Dir nahe, dich nicht vor der Zeit zu grämen, da doch das, was du als bevorstehend fürchtest, vielleicht niemals eintreten wird, ganz sicher aber noch nicht eingetreten ist. Manches quält uns also mehr als nötig, manches quält uns früher als nötig, und manches quält uns ganz unnötigerweise; wir vergrößern den Schmerz oder nehmen ihn vorweg oder bilden ihn uns ein.</i><br />
<br />
Tamen, si tibi videtur, accipe a me auxilia quibus munire te possis. [4] Plura sunt, Lucili, quae nos terrent quam quae premunt, et saepius opinione quam re laboramus. Non loquor tecum Stoica lingua, sed hac summissiore; nos enim dicimus omnia ista quae gemitus mugitusque exprimunt levia esse et contemnenda. Omittamus haec magna verba, sed, di boni, vera: illud tibi praecipio, ne sis miser ante tempus, cum illa quae velut imminentia expavisti fortasse numquam ventura sint, certe non venerint. [5] Quaedam ergo nos magis torquent quam debent, quaedam ante torquent quam debent, quaedam torquent cum omnino non debeant; aut augemus dolorem aut praecipimus aut fingimus.
Talakallea Thymon
egregie dicta
Copyright © 2010 Talakallea Thymon
2010-02-26T10:05:00Z
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Über die Zeit (Seneca an Lucilius)
http://alsos.twoday.net/stories/5497309/
Immer wieder eine lohnende Lektüre: Seneca:<br />
<br />
<i>In hoc enim fallimur, quod mortem prospicimus: magna pars eius iam praeterit; quidquid aetatis retro est mors tenet. Fac ergo, mi Lucili, quod facere te scribis, omnes horas complectere; sic fiet ut minus ex crastino pendeas, si hodierno manum inieceris. [3] Dum differtur vita transcurrit. Omnia, Lucili, aliena sunt, tempus tantum nostrum est; in huius rei unius fugacis ac lubricae possessionem natura nos misit, ex qua expellit quicumque vult. Et tanta stultitia mortalium est ut quae minima et vilissima sunt, certe reparabilia, imputari sibi cum impetravere patiantur, nemo se iudicet quicquam debere qui tempus accepit, cum interim hoc unum est quod ne gratus quidem potest reddere.</i><br />
<br />
Darin nämlich täuschen wir uns, daß wir den Tod als vor uns liegend betrachten: Dabei ist ein großer Teil von ihm schon geschehen; alles, was an Lebenszeit hinter uns liegt, hält der Tod in Händen. Mach es also so, mein Lucilius, wie du schreibst, daß du es schon tust, und umfasse alle Stunden; so wird es geschehen, daß du weniger am Morgen hängst, wenn du nur erst das Heute in deinen Besitz genommen hast. Das Leben geht vorbei, während man es aufschiebt. Nichts, mein Lucilius, gehört uns, nur die Zeit ist unser eigen. Diese einzige flüchtige und schlüpfrige Sache gibt uns die Natur zum Besitz, und es verjagt uns daraus, wer immer will. Und so groß ist die Dummheit der Menschen, daß sie, wenn sie um wertlose oder doch sicher ersetzbare Kleinigkeiten gebeten haben, sich diese in Rechnung stellen lassen, während niemand, wenn er Zeit bekommen hat, der Ansicht ist, etwas schuldig zu sein, obwohl sie doch das einzige ist, was man nicht einmal, wenn man dankbar ist, zurückzahlen kann.
Talakallea Thymon
egregie dicta
Copyright © 2009 Talakallea Thymon
2009-02-06T11:13:00Z
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http://alsos.twoday.net/stories/5246754/
Manches hat sich seit der Antike nicht verändert.<br />
<br />
<i>Alii summum decus in carruchis solito altioribus et ambitioso vestium cultu ponentes sudant sub ponderibus lacernarum, quas in collis insertas cingulis ipsis adnectunt nimia subtegminum tenuitate perflabiles, expandentes eas crebris agitationibus maximeque sinistra, ut longiores fimbriae tunicaeque perspicue luceant varietate liciorum effigiatae in species animalium multiformes.</i>
<p align="right">Ammianus Marcellinus. XIV.6</p>
Andere erblicken die größte Zierde in einem vierrädrigen Wagen, der höher ist als das gewöhnliche Maß, oder verwenden viel Ehrgeiz auf ihre Kleidung und schwitzen förmlich unter dem Gewicht des Obergewands, das sie in den Kragen einstecken und am Gürtel festmachen. Gewänder, die aufgrund der allzugroßen Feinheit der Kettfäden zum Bauschen neigen: Sie lassen sie denn auch mit häufigem Schütteln auffächern, besonders auf der linken Seite, damit die ziemlich langen Fransen nur ja deutlich sichtbar sind und die Tuniken darunter hervorleuchten, die vermittels verschiedenfarbiger Schußfäden mit den Abbildern vielgestaltiger Tiere versehen sind.
Talakallea Thymon
egregie dicta
Copyright © 2008 Talakallea Thymon
2008-10-10T09:35:00Z
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Bei der Vergillektüre
http://alsos.twoday.net/stories/2685297/
una salus victis nullam sperare salutem.<br />
<br />
<i>Für die Besiegten gibts noch ein Heil: kein Heil mehr zu hoffen</i><br />
<br />
<br />
<br />
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Talakallea Thymon
egregie dicta
Copyright © 2006 Talakallea Thymon
2006-09-18T09:01:00Z
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Greinstraße
http://alsos.twoday.net/stories/2223958/
<a href="http://hellwach.twoday.net/stories/2220221/">"als anmut auf unseren jungen gesichtern ..."</a><br />
<br />
ich bewundere an dir dieses bewußtsein der eigenen jugend, und stelle ohne bedauern fest: so jung bin ich nie gewesen, daß ich es gemerkt hätte.<br />
<br />
<br />
.
Talakallea Thymon
egregie dicta
Copyright © 2006 Talakallea Thymon
2006-06-23T07:48:00Z
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ars poetica
http://alsos.twoday.net/stories/1543308/
Nec sic incipies, ut scriptor cyclicus olim:<br />
"Fortunam Priami cantabo et nobile bellum".<br />
Quid dignum tanto feret hic promissor hiatu?<br />
Parturient montes, nascetur ridiculus mus.<br />
<br />
<i>noch sollst anheben du wie einst der epische dichter:<br />
krieg der Edlen will ich besingen und Priamus schicksal <br />
Was wird uns würdiges zeigen, wer seinen mund derart voll nimmt?<br />
berge liegen in wehen, heraus kommt ein lächerlich mäuslein.</i>
Talakallea Thymon
egregie dicta
Copyright © 2006 Talakallea Thymon
2006-02-10T11:02:00Z
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Naso
http://alsos.twoday.net/stories/1520641/
<i>Iamque opus exegi, quod nec Iovis ira nec ignis<br />
nec poterit ferrum nec edax abolere vetustas.<br />
cum volet, illa dies, quae nil nisi corporis huius<br />
ius habet, incerti spatium mihi finiat aevi:<br />
parte tamen meliore mei super alta perennis<br />
astra ferar, nomenque erit indelebile nostrum,<br />
quaque patet domitis Romana potentia terris,<br />
ore legar populi, perque omnia saecula fama,<br />
siquid habent veri vatum praesagia, vivam.</i><br />
<br />
schon hab das werk ich vollendet, das Iuppiters zorn nicht noch feuer<br />
noch kann das eisen zerhaun, noch zerstören das nagende alter.<br />
Mag jener tag, wenn er will, der nur des sterblichen körpers<br />
rechte besitzt, mir beenden die spanne des unsichern lebens:<br />
ewig doch werde ich kraft meines besseren selbst über höchste<br />
sterne gehoben sein, und mein name wird niemals verlöschen,<br />
und, wo die römische macht auch die länder immer bezähmt hat,<br />
werd ich gelesen vom volk, und im ruhme durch alle äonen<br />
werde ich, ist etwas wahr an der seher ahnungen, leben.
Talakallea Thymon
egregie dicta
Copyright © 2006 Talakallea Thymon
2006-02-06T11:12:00Z
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Incipe!
http://alsos.twoday.net/stories/1392376/
dimidium facti qui coepit habet; sapere aude,<br />
incipe! Viuendi qui recte prorogat horam,<br />
rusticus expectat dum defluat amnis; at ille<br />
labitur et labetur in omne uolubilis aeuum.<br />
<br />
<br />
halb hat die arbeit getan schon, wer anfängt nur. klug zu sein, wage,<br />
mach dich ans werk! denn wer aufschiebt die stunde des richtigen lebens <br />
wartet dem bauer gleich, daß nur versiege der strom, aber jener<br />
fließet und wirbelnd wird fließen dahin bis ans ende der zeiten.<br />
<br />
(Q. Horatius Flaccus, Epist. I, 2)
Talakallea Thymon
egregie dicta
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2005-10-27T06:57:00Z
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Lateinische Fundstücke: Marmorstein & Eisen ...
http://alsos.twoday.net/stories/1393283/
Das Problem der späten Dichter: Es ist schon zuviel gedichtet worden. Glücklich, wer, am Beginn stehend, den ganzen ungehobenen Schatz der Sprache, das Riesenkaleidoskop des noch nicht Ausgesprochenen, Schlummernden, Verfügbaren überblickend, seine Geliebte noch mit einer Rose vergleichen durfte. Was müssen das für Zeiten der Frische und des Beginns gewesen sein, wo ein solcher Vergleich unerhört und aufregend und betörend war. Was bleibt uns denn noch? Bemühen müssen wir uns, zusammenkratzen, weitherholen, erkünsteln. Zu retten ist nichts. Wir sitzen auf einem schwindenden, allzu lang schon der Plünderung anheimgegebenen Hort.<br />
<br />
Da ist zum Beispiel dieses, das vielleicht damals, vor 2000 Jahren, auch schon nicht mehr taufrisch war
<br />
<br />
<i>alta prius retro labentur flumina ponto, <br />
annus et inversas duxerit ante vices,<br />
quam tua sub nostro mutetur pectore cura:</i><br />
<br />
eher die hohen Flüsse zurück in die See werden strömen, <br />
wechselnder Jahreszeit eher sich kehren der Lauf,<br />
als daß in meiner Brust sich die Lieb für dich würde wandeln.<br />
<br />
Tja, mein lieber Drafi, so alt ist dieser lyrische Gedanke schon. Mindestens.
Talakallea Thymon
egregie dicta
Copyright © 2005 Talakallea Thymon
2005-07-05T09:53:00Z
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Gegeninterpretation
http://alsos.twoday.net/stories/1400224/
Wenn zwei so verliebt sind, daß sie im Angesicht des Anderen zu zittern beginnen; wenn zwei so verliebt sind, daß sie so sehr zittern, daß ein Becher Weins, von ihr zu ihm gereicht, ihnen beiden entgleitet; wenn daraufhin der Wein aus dem Becher schwappt und sich dunkel auf den Boden ergießt: Warum ist das ein Zeichen dafür, daß ihre Begegnung scheitert? <br />
<br />
<i>Die Beiden<br />
<br />
Sie trug den Becher in der Hand, <br />
ihr Kinn und Mund glich seinem Rand, <br />
so leicht und sicher war ihr Gang, <br />
kein Tropfen aus dem Becher sprang. <br />
<br />
So leicht und fest war seine Hand: <br />
Er ritt auf einem jungen Pferde, <br />
und mit nachlässiger Gebärde, <br />
erzwang er dass es zitternd stand. <br />
<br />
Jedoch, wenn er aus ihrer Hand, <br />
den leichten Becher nehmen sollte, <br />
so war es beiden allzu schwer. <br />
<br />
Denn beide bebten sie so sehr, <br />
das keine Hand die andre fand, <br />
und dunkler Wein am Boden rollte. <br />
<br />
(Hugo von Hofmannsthal)</i><br />
<br />
<br />
Die beiden werden dargestellt als im Vollbesitz von Anmut, Kraft und Sicherheit. Ihr Gang ist leicht und sicher, und sie hat keine Schwierigkeiten, einen vollen Becher Weins ohne Überschwappen zu balancieren. Seine Hand ist leicht und fest, so fest tatsächlich, daß er ein junges Pferd ganz ohne Kraftanstrengung (mit nachlässiger Gebärde) bezähmt und unter seinen Willen zwingt. Doch das ist vor der Begegnung. Unter den Augen des Geliebten dann werden die Hände so schwach, daß der Becher beiden allzu schwer wird. Beiden wird der Becher zu schwer, beide beben: Ihr Gefühl ist wechselseitig. Alle Kraft und Sicherheit sind dahin, wenn man vor dem Geliebten steht. Und so stehen die Beiden einander gegenüber und werden im Wortsinne schwach, der Becher kippt um, dunkler Wein rollt am Boden.<br />
<br />
Ohne nun das Überlaufen, Auskippen, Überschütten von Flüssigkeiten in überkommener Weise als ein Bild sich entladender Lust, die dunkle Farbe des Weins dagegen als Bild weiblicher Reife zu deuten, ist die Begegnung dennoch eine Situation, in der sich etwas zuspitzt und in eine Art Miniaturkatastrophe gipfelt. Es ist ein Augenblick des Atemanhaltens. Wie geht es weiter? Werden die Beiden herzlich über ihre Ungeschicklichkeit lachen? Wird es ihnen peinlich sein? Werden sie im Beben des anderen das eigene Beben wiedererkennen? Auf diesem Höhepunkt der Spannung entläßt uns der Beobachter.<br />
<br />
Mißgeschicke dieser Art sind natürlich, ebenso wie krankheitsähnliche Symptome (Gliederzittern, Herzrasen, Schweißausbruch, Stottern), ein gängiger Topos in der komischen Darstellung der Verliebtheit. In seinem Gedicht schafft es Hoffmannsthal, die Komik auf wundervolle Weise zu überhöhen und mit dem aus der Komik bekannten Topos ein Bild heiteren Ernstes zu zeichnen.<br />
<br />
Wer in dieses Gedicht das Scheitern einer Begegnung hineinliest, war vermutlich selbst noch nie verliebt. Ein solches Mißgeschick ist weit weniger ein Zeichen des Scheiterns, als ein offenkundiges Zeichen dafür, daß die zwei bis über die Ohren verliebt sind. Gibt das nicht Anlaß zur Hoffnung? Wäre es nicht vielmehr umgekehrt? Daß die Begegnung gescheitert wäre, wenn beide die Ruhe selbst sind bei ihrer Begegnung? Daß das nachgerade gar keine erzählenswerte Begegnung wäre? Eine Begegnung zwischen Mann und Frau, bei der keiner der beiden bebt, ist wohl eine alltägliche, eine belanglose Begegnung. Jedenfalls würde man nicht ein Gedicht darüber schreiben. Hugo von Hoffmansthal hat in Die Beiden durchaus kein Gedicht über das Scheitern geschrieben, sondern über das Beben von zweien, die allen Grund zum Beben haben: vor süßer Angst.
Talakallea Thymon
egregie dicta
Copyright © 2005 Talakallea Thymon
2005-06-13T07:39:00Z
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Lateinische Fundstücke
http://alsos.twoday.net/stories/1400532/
<i>Illa nvlla qveat melivs consvmere noctem </i><br />
<br />
...
Talakallea Thymon
egregie dicta
Copyright © 2005 Talakallea Thymon
2005-05-25T08:38:00Z
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Lateinische Fundstücke
http://alsos.twoday.net/stories/1400512/
<i>Epistula non erubescit.</i><br />
<br />
Man möchte hinzufügen: Ein Weblogeintrag auch nicht ...
Talakallea Thymon
egregie dicta
Copyright © 2005 Talakallea Thymon
2005-05-25T08:34:00Z
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<i>At tu dum primi floret tibi temporis aetas <br />
utere:...
http://alsos.twoday.net/stories/1400609/
<i>At tu dum primi floret tibi temporis aetas <br />
utere: Non tardo labitur illa pede.</i><br />
<br />
Aber solange dir blüht das Alter der ganz jungen Jahre <br />
nutze es, denn es entschlüpft dir nicht mit <br />
langsamem Fuß.
Talakallea Thymon
egregie dicta
Copyright © 2005 Talakallea Thymon
2005-05-20T08:51:00Z
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Zitat
http://alsos.twoday.net/stories/1406618/
<i>Mit gelben Birnen hänget<br />
Und voll mit wilden Rosen<br />
Das Land in den See,<br />
Ihr holden Schwäne,<br />
Und trunken von Küssen<br />
Tunkt ihr das Haupt<br />
Ins heilignüchterne Wasser. <br />
<br />
Weh mir, wo nehm ich, wenn<br />
Es Winter ist, die Blumen, und wo<br />
Den Sonnenschein,<br />
Und Schatten der Erde?<br />
Die Mauern stehn<br />
Sprachlos und kalt, im Winde<br />
Klirren die Fahnen.</i>
Talakallea Thymon
egregie dicta
Copyright © 2004 Talakallea Thymon
2004-11-25T10:02:00Z
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