stundenbuch

Donnerstag, 3. Mai 2007

ernsthaft jetzt

Ich denke: ernst machen, endlich ernst machen, all den ballast über bord werfen, den ballast innen drin, den ollen hemmschuh und bremser, frei sein, sonne und regen auf die haut lassen, nackt sein und verletzlich, nichtanderskönnen und glücklich sein. an die lilien im felde denken. man muß ja nichts. gar nichts muß man, nur sterben, und das geht von allein. nimm den notizblock, das laptop, den kugelschreiber, setz dich ins kaffee, ersatzweise mit einem guten buch und höre nicht auf die anderen. mach es einfach, mach
ernst.
dann fällt mir ein: ich tu es ja schon. und es ist schon mal ein gutes zeichen, wenn die anderen ernst den kopf schütteln über mich. über meinen leichtsinn.
über so viel ernst.




Donnerstag, 5. April 2007

stundenbuch, 5. April

Ich will mir selbst gegenüber sanfter sein, nehme ich mir vor, die hände öfter ruhen lassen, weniger vergleiche anstellen, ins licht blinzeln, den rosmarin streicheln und an die nächste wanderung denken. es gibt so viele orte, an denen sich ein zelt aufschlagen läßt. Laß die anderen weiterhasten, sage ich mir, hier, in diesem augenblick, in einem vogelruf zwischen jetzt und jetzt, im fallen einer tür, weder auf noch zu, da bist du zuhaus.




Dienstag, 13. Februar 2007

Montag, 12. Februar

Laufen, nachdenken, Geschichten ausspinnen.
Jüngste Erinnerungen.
Gänge.
Umarmungen.
Vieles ganz nah. Anderes wie unter Glas. Eintauchen, auftauchen, Rückblick auf spiegelnde Flächen, gebrochene Tiefen.
Liebe ich? Früher war das einfacher zu beantworten. Autobahngefühle. Jetzt ist alles verlangsamt, das Denken, das Weitergehen, die Labyrinthe des Herzens. Mal bin ich spätdran. Dann wieder fehlamplatz, im falschen Haus, im fremden Garten, am Tisch Unbekannter, versponnen in die Stunden einer verfehlten Zeit. Aus der Entfernung ist das so. Ich kenne das nicht, daß Entfernung keine Sehnsucht bedeutet, und Nähe trotzdem Nähe ist, Hingabe und Aufgehobensein.




Montag, 12. Februar 2007

federgeistchen, paradoxa, phrasen und andere assoziationen

wer sucht, findet nur die eigene ungeduld.
nicht zu suchen, was man sucht, ist natürlich ein bißchen so, wie anfangen, ohne einen anfang zu machen, was ich gerade mit mehr oder weniger gutem erfolg getan habe, das anfangen, meine ich. selbstbetrug als eine intelligenzleistung aufzufassen, finde ich einen höchst originellen gedanken, auch wenn das gewissermaßen paradox ist, aber das ist ja das konzept des selbstbetrugs schon an sich, ein bißchen so, als spiele man schach gegen sich selbst … paradoxien mag ich aber, auch scheinparadoxien und ihre auflösung, zum beispiel das bratwurst-paradox, aber auch die echten, unknackbaren.
ich finde, „hobby“ ist nicht nur ein fürchterliches wort, sondern erachte das, was man gewöhnlich damit bezeichnet, als zeitverschwendung. wenn man etwas tut, dann, bitte, mit vollem ernst, sonst braucht man erst gar nicht anzufangen, weshalb ich beispielsweise (um die assoziationskette nicht bareißen zu lassen), niemals das schreiben als mein hobby bezeichnen würde, und außerdem wollte ich „abreißen“ schreiben, was nichts zur sache tut. berechtigterweise kann man nun fragen, wie man denn etwas betreiben muß, um berechtigterweise sagen zu können, daß man es mit vollem ernst tue. darüber müßte man mal ausgiebig diskutieren. vielleicht liegt meine abneigung gegen hobbies auch in ihrer durchschnittlichen instantiierung begründet, denn weder zierfische noch postwertzeichen, weder ping-pong noch fußball reißen mich vom hocker, origamis, makramé und patiencen legen womöglich noch weniger, und, bitteschön, mit-freunden-weggehen ist überhaupt kein hobby, lesen auch nicht, sondern so wichtig wie das tägliche brot, das lesen meine ich, womit ich impliziert habe, daß hobbies unwichtig sind, was aber gar nicht stimmt, jedenfalls nicht für die, die eines pflegen. die freunde sind natürlich ebenso wichtig wie das lesen, vielleicht noch mehr, aber nicht unbedingt das gemeinschaftliche besäufnis, obwohl auch das manchmal seinen reiz hat, sogar oft einen erheblichen reiz, aber ich schweife wieder ab.
schweifen, um den faden wieder aufzunehmen, ist auch kein hobby, aber ich tus gern, in wald, wiesen, bergen oder am meer, dort wo wildnis zurecht so heißt. überhaupt wildnis. wildnis ist schön, wildnis ist schrecklich, wildnis brauche ich manchmal wie die luft zum atmen. wildnis ist besonders gut, wenn das zelt dicht, der schlafsack trocken und das bier kalt ist, alternativ der glühwein heiß und süß.
süß ist, da das wort nunmal gefallen ist, so ein adjektiv, das man mit vorsicht gebrauchen sollte, das heißt, sparsam und mit bedacht, und man sollte es mit referenz auf menschen mit höchster moderation verwenden, es sei denn, man beschreibt die person, in die man verliebt ist -- dann aber kommt sein gebrauch einer tautologie gleich. wie ich finde. umgekehrt ist es auch nicht entscheidend, wie jemand aussieht, jedenfalls nicht entscheidend dafür, ob man sich verliebt oder nicht.
im übrigen habe ich eine starke abneigung gegen leere phrasen, vor allem, wenn sie vorgekaut und x-mal wiederholt sind; mit dieser abneigung ist der anspruch bedingend verknüpft, man möge bitte nachdenken, bevor man etwas sagt. ich meine natürlich darüber, was man zu sagen gedenkt, es hilft ja nix, über das paarungsverhalten von federgeistchen nachzudenken, ehe man etwas zum beziehungsgespräch beiträgt … letztere finde ich übrigens, besonders unter dieser bezeichnung, entbehrlich, denn wenn zwei menschen etwas miteinander zu verhandeln haben, dann sollen sie es einfach tun, ohne höhere ebene und meta. meta ist ungesund und macht unsicher und unglücklich. also heraus mit der sprache, ohne umschweife und herumdrucksen und verweis auf die beziehung. überhaupt „beziehung“, was für ein klinisches, antiseptisches wort. ich mag es nicht. ich sage lieber „liebe“, auch wenn es noch so abgegriffen ist. dann schon lieber abgegriffen als klinisch, wobei hier wieder ein verweis auf die moderation des gebrauchs fällig ist. ein weiteres wort, daß ich sehr ungern höre, ist das wort „lebensqualität“. aber davon, und auch warum ich niemals „handy“ sondern immer nur „mobiltelephon“ sage, ein andermal, wenn es jemanden interessiert, und ich hätte auch vollstes verständnis dafür, wenn das nicht so sein sollte. dann laßt uns über was anderes reden. leider weiß ich sehr wenig über quantenphysik, und mir ist nicht einmal bekannt, was ein „tölt“ ist, auch wenn es ein schönes wort ist, aber vielleicht möchte man das ja erläutern? und vielleicht interessiert sich ja jemand für ergativität im dyirbal oder die frage, was horaz in seinem dritten carmen des dritten odenbuches sagen wollte … also davon vielleicht ein andermal, wenn es dazu kommen sollte.




Mittwoch, 6. Dezember 2006

abgelenkt

abgelenkt.
eigentlich müßte man ja froh sein über jede ablenkung. seminararbeit schreiben, referat vorbereiten, einkaufen, wäsche aufhängen, kochen, weblogeintrag schreiben, es gibt so viel zu tun. und wenn es der letzte müll ist, und das ist es, bei näherer betrachtung, meistens. also nicht zu nah rangehen. nicht zu genau prüfen, wozu und weshalb und ob da draußen noch jemand … überbrücken, heißt die devise. irgendwie es bis zum tode schaffen, hinbringen, verplempern, verkichern, wäsche bügeln, glasmüll sortieren, patiencen legen, mensch-ärgere-dich-nicht-spielen. kette rauchen. pennen. das ist eigentlich das beste. egal was. nur nicht darüber nachdenken, mein gott. und wenn du schreiben willst, wenn du meinst, daß du diese qualvolle methode der ablenkung wirklich willst, bitte. dann tu es. aber sei dir darüber im klaren, daß es auch nur eine ablenkung ist. du könntest auch ins bordell gehen. oder masturbieren, wenn dir ersteres zu teuer ist. oder die seminararbeit zuende schreiben. oder oder oder. es spielt keine rolle. es ist nur zeitvertreib. was soll die phrase „sinnvoll nutzen“ denn in der sterbestunde noch bedeuten? ist es dann leichter? glaub das mal nicht. und nach der sterbestunde spielt es ohnehin keine rolle mehr, ob du masturbiert oder einen roman geschrieben hast.
lenk dich ab, denk nicht zuviel nach. geh auf den weihnachtsmarkt, da lernst du, was frohsinn bedeutet. schmier dir zuckerwatte ins hirn, reite auf einem plastikpferd durch jingleglöckchenklingelsüßerniegedüdel und freu dich des lebens. egal. ganz egal. natürlich könntest du anfangen zu glauben. aber damit würdest du dir selbst widerstreiten. du wüßtest ja nicht einmal, worin der unterschied zwischen dem glauben an zwerge, an Zeus, an einhörner, oder an Isis besteht. bah, widerlich. jetzt weiche ich auch noch aus, um ja niemandem auf die füße zu treten.
verdrängen, im sirup der ausgelassenheit ertränken, im rausch des heititei auf weinfestfahrt mit schnapsschnuller ummen hals ersaufen. das ist leben. das ist großartig. das ist die wahre kunst des lebens, das sich der ablenkung hingegeben hat, was ja das vernünftigste ist. so merkt man das sterben nicht so sehr, das alltägliche, stündliche. bis es dann soweit ist, hat man sich amüsiert, wenigstens. und die zeit ist doch wie im flug vergangen, nicht? nicht einziges mal darüber nachgedacht. eine tolle zeit gehabt. ganz ohne kopfschmerzen.
ich geh mir jetzt mal ein bier holen.





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Montag, 4. Dezember 2006

ars poetica

so tun, als gäbe es das alles nicht.

so tun, als gäbe es das alles nicht: und doch schöpfen daraus. und entgegnen. und widerstreiten.

so tun, als ob es kein widerspruch wäre und von vorn anfangen, ja, ganz von vorn. ohne marschgepäck. leben von dem, was am wegesrand wachsen mag, in den wäldern, in der wildnis und im meer. klar. im meer. fluten, foeten, flimmern von sonne. und quallen, medusen, was brauchen sie zum leben, außer dem licht, das sie durchschimmert und sichtbar macht?

also von vorn beginnen und so tun, als sei noch nie ein wort … anders geht es nicht. von dem leben, was mich als licht durchschimmert und sichtbar macht.

achte ich auf andere, reibe ich mich auf und zerteile mich, und jeder teil wird zur unmöglichkeit. so ist schreiben und erzählen einfach nicht möglich. man darf sich die frage nach dem wozu-noch-mehr nicht stellen, niemals. man darf es nicht denken, weil es nicht auszudenken ist, genausowenig, wie man sich die frage nach dem großen-und-ganzen nicht stellen darf, nach dem leben nicht, niemals.

wir leben. ich lebe. ich erzähle. ich dichte. das ist nicht der gegenstand einer frage.

sondern die allererste voraussetzung. für den ganzen rest, sollte noch was übrig sein.


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Donnerstag, 9. November 2006

Ablenkung (1)

Ich frage mich, wovon ich mich damit ablenken will oder muß. „Das Rededuell zwischen Medea und Iason in der Medea des Euripides“, was verspreche ich mir davon, warum tue ich das. Wovon soll es mich ablenken?

Vom wesentlichen.

Was aber ist das wesentliche? Was einem in einer irrlichternden sekunde einfallen mag, während man, günstigenfalls, in wald, höhle, berg unterwegs ist oder wenigstens auf einem weg, einem pfad, einer spur, ungünstigenfalls aber vorm spülbecken mit schaum an den händen, oder auf der toilette? Ist magie das wesentliche? Aber magie wird über mich kommen, ob ich über Medea geschwätzig bin oder einen Papierdrachen baue, ganz egal. Also was?

Ich habe angst, ist es das? Angst vor der unlösbaren aufgabe? Weswegen ich mich selbst mit lauter lösbaren aufgaben versorge, so daß ich nicht entkommen kann dem entkommen?

Das entkommen ist so schwierig. Weil man es kann.

Freitag, 3. November 2006

...

irgendwann gegen mittag verstummte die amsel. die schwingen der bäume standen still. das summen verebbte. kühl rann wasser durch die kehle.
wieder der ort am fenster. keine sonne, und alles war schon lange her. festverwurzelt in der eigenen biographie, glaubst du, alles umwerfen, und im wurf auch das alte auslöschen zu können. aber alles nimmt nur zu. wo du herkommst, bleibt gleich. und die zeit vergeht ohne dein zutun. immer noch ein schritt zu den vielen schritten, immer noch eine stunde zu den vielen stunden. immer wieder durstig werden. immer wieder müde werden.
vorhin sang ein vogel. jetzt ist alles sehr still.

Dienstag, 31. Oktober 2006

...

nichts ist über dieser liebe unwichtig geworden, das schreiben nicht, das studium nicht, die angst nicht. aber in mir ist ein neuer mut. ich blicke mich um und vor mir ist wieder zukunft. da sehe ich nicht viel genaues. aber ich fühle mich von dieser zukunft aufgenommen und in ihr enthalten, und so wage ich wieder einen schritt. und noch einen.
ich könnte wieder gedichte schreibe, die das wort "liebe" enthalten. ich tue es nicht. aber ich könnte.

Freitag, 27. Oktober 2006

...

Du


bist ein Grund, das Wort Liebe noch einmal neu zu vermessen.


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VOCES INTIMAE

... for we have some flax-golden tales to spin. come in! come in!

Kommt herein, hier sind auch Götter ...

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