Dem geschah auch Lieb durch Liebe nie

Freitag, 4. Dezember 2009

Esther

Beim Schreiben irgendwann die Erkenntnis, daß man ohnehin nichts nachholen kann. Und dennoch. Vielleicht sind wir jahrelang nur unglücklich aneinander vorbeigeschrammt und der Augenblick, wo wir uns endlich begegnen dürfen, so, wie wir uns das seit langem erträumt haben (uneingestanden, versteht sich), dieser Augenblick reifte also langsam heran und stünde bald bevor?
Ich bin ein Narr. Wenn ich das denke, könnte ich genauso gut zu einem Philtron greifen, bei Vollmond Sprüche leiern, Schwalben schlachten, Stricke von Gehenkten zerfleddern oder meinen (uneingestandenen) Wunsch auf ein Zinnblech kritzeln, womit ich mir den Wunsch wenigstens eingestanden hätte.
Funktionieren würde so etwas in einer Zeit, da nicht mehr von Gefühlen sondern nur noch von Emotionen die Rede ist, ohnehin nicht.

Donnerstag, 3. Dezember 2009

Esther

Das schwerste beim Schreiben: Die Kunst des andeutenden Verschweigens. Wie sag ich es ohne es zu sagen?
Nun seit vier Wochen mit einem Brief beschäftigt, an dem ich genau in dieser Frage scheitere. Ich darf es nicht aussprechen. Aber darüber hinweggehen darf ich, will ich, auch nicht. Man muß die Zeilen so gestalten, daß man zwischen ihnen lesen kann, den Freiraum so gestalten, daß er bedeutungstragend wird, daß an den flimmernden Rändern von Gesagtem und Nichtgesagtem die Absicht aufschimmert, in einer Weise, die der Empfängerin alle Deutungsspielräume beläßt. Nichts ausspricht. Nichts gesteht. Nichts vorschlägt, schon gar nicht. Aber auch nichts ausschließt, und: Dieses Offenlassen geradezu hinausruft … ein zeichenloses Zeichen … der Verfügbarkeit.

Dienstag, 2. August 2005

der 1. mai

Unsere Füße verwirbeln Sonnenlicht, über uns fällt Blauduft nieder, und unsere Finger zerkrümeln die süßen Stunden dieses ersten Sommertages. Während die die Uhren langsamer gehen, duften Arme, Hände und Wangen. Träge wälzt sich der Fluß. Im hohen Gras schwimmt ein Hund.

Früh aber wird es dunkel und das junge Jahr reckt verschlafen die Glieder. Unterm müden Himmel duftet die Wiese. Fledermäuse weben die Nacht herunter. Die Kaninchen fliehen vor den lauten Leuten; uns aber bemerken sie gar nicht. Stimmen deuten und zeigen, Worte sprechen und verschweigen und lächeln dann still. Unterm Kopf schwelgt die Erde im Tau. Wolken spannen sich durchleuchtet von hier nach dort, zwischen fernem Geäst blitzt noch der gelbe Himmel, dann verkrusten die Farben und gerinnen zu vielfach ineinandergestellten Flächen. Wir schauen und sind müde und froh.

Das Dunkel verflüssigt sich in unseren Kehlen zu Wein.

Montag, 1. August 2005

...

freitags ausziehen, sonntags wieder anziehen.


ein seufzsatz, der vieles umgreift, alles ausspricht und dabei das meiste verschweigt. gefunden hier.

...

hingeblättert
hergeblümelt
sumpfgezwinker
kissenwurz
über moosen zittergras
handrose & fingerlilie
(streublumen, freublumen)
bocksbart, steißenblatt und
schwerenot:
wildverbiß –
zwischen himmeln
himmelsschaukeln
schwingen, wackeln, streifen &
huch! – nabelschau.
hügelhin und hügelher
noch viel raum – bauchan bauchab –
für zuckerbrunnen
kressenwürze
zungenschaumkraut
& noch manches
namenloses
wildwuchshaftes
unerhörtes
in den stillen kämmerlein
gänsehäutchen
schauerampfer
daumenkirsche
pilzfruchtkörper,
knabenkraut & Aaronstab,
mädchensüß & frauenmantel
schilfrohrzäune
heimlich bergen
mittagskind & nöckenzauber
blütenschiffe
gondoliere
zwischen stern und stern

Freitag, 22. Juli 2005

tagelied

der abend freut sich schon auf deine küsse. Um den weiher wogte riedgras schon die ganze mondnacht hin und vorüber, und immer schnabelvoll enten weiterfort, plapperten zu ihresgleichen weggesponnen. da hab ich gewartet einen sternenschein lang. heiser fragt später der morgen, ob du schon gehen mußt. dann vergrabe ich wieder das antlitz im laub. zurückgewiesen deckenwärts zahnt es mir im munde schmerzvoll, ragt sperriges am türangelquietschen vorbei. ach, deine schönheiten sammeln sich zu fliehenden scharen, wenn meine hand nach dir greifen will, ein vogelruf ertönt, und so sind sie davon und haben das mittagslicht zersprengt. es bleibt ein hauch schweiß unter den geschlossenen lidern. es bleibt der abend, der sich auf dich freut.

Montag, 11. Juli 2005

...

Da liegst du so reizend und schöngliedrig um die grüne Decke gewickelt zwischen Sonne und Sonne, duftend und Müdigkeit ausseufzend, und ich, ich muß schon gehen, mich entwinden, raus in die müde Straße, ins Licht, unter die Menschen. Das ist nicht gerecht. Gerecht wäre, die Tür gegen den Lärm zu verriegeln, einen Blumenteppich aus Winzigküssen über dich zu breiten, einen kühlen Hauch auch, Zwiesprache mit deiner Haut zu halten und alle Zeit des Morgens deinem Wachwerden zu schenken.

Freitag, 8. Juli 2005

...

Das war so seufzschön gestern, daß mir die finger sprachlos jetzt über der tastatur hängen und in ihre eigenen erinnerungen an gefühltes und erfühltes und angefühltes versponnen sind ... deine wunderbare haut ....

Ach, und nun muß ich los zur kühlen abstraktheit nicht mehr gesprochener sprachen .....

...

will es auch selbst so sehr ... und hab doch eine angst davor wie noch nie. daß mir mein herz davonlaufen will, wenn ich dran denke. die hände sind mürbes laub. die füße aus lehm. die lippen voll trockenem sand.

Donnerstag, 7. Juli 2005

...

Oh, er sah es genau vor sich, während sein Mund trocken wurde und andernorts an seinem Körper sich Leben zu regen begann, sah es genau.

So: Sie würde sich offenhalten, daß er besser drankäme, würde die Farne teilen, den Teich mit Tau ihm hinhalten, gefüllt bis an die obersten zarten Böschungen; mit beiden Händen griffe sie von unten her um die gewinkelten Dünen, mit den Fingern zöge sie die Petalen auseinander, daß sie sacht klaffen würde; ein Taufädchen würde sich von Gefältel zu Gefältel über Mulde, Rinne und Senke spannen, zittern, dünner werden, schließlich träge reißen, und die Öffnung würde seufzend zucken, wenn die Bananenspitze kühl und gierig ihre Wärme berührte.

Knatschen war ihr Wort für das Geräusch, das entstünde. Er nannte es schmatzen.

VOCES INTIMAE

... for we have some flax-golden tales to spin. come in! come in!

Kommt herein, hier sind auch Götter ...

Epistolae electronicae:

talapenthea_thymon ad hotmail punctum com

Spurensucher

 

Web Counter-Modul


Marbach

Dieses Weblog wird durch das Deutsche Literaturarchiv Marbach archiviert.

Metron ariston

Pflichtnennung


Als wären nicht zweimal die Kräfte
An habent et somnia pondus
Astartes Lächeln
Colourless green ideas
Daß alles für Freuden erwacht
Dem geschah auch Lieb durch Liebe nie
Die Stadt am Ende des Jahrtausends
egregie dicta
Fasti
Flaschenpost
hemerolog
In Nemore
Logolog
Ludus Latinus
Mores Ferarum
Nicht mit gar zu fauler Zungen
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren