Victrix Atalanta corona

Freitag, 9. Juni 2006

und nun

... bin ich eingeladen.

der himmel ist ja blau! da ist ja ... ein schmetterling! und ein zaunkönig! und lustige autos! und ... in bunt!

und der asphalt fühlt sich hart und warm an, und das wasser ist kühl und löscht den durst, und die brötchen knusprig und, hej, die erdbeermarmelade ist süß, und plötzlich weiß ich auch wieder, wie man singt und pfeift und mit den fingern schnippst.

und wie das alles geht.

das alles.


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Atalante (8)

gestern abend wieder langes ringen. das zimmer halberleuchtet, die amselstimmen halb drinnen halb draußen, das klavier lange verstummt. keine botschaften, nur welt. da lag ich wieder, und um mich erhoben sich abermals die bäume, die verästelungen, die verfaltungen im raum, die maserungen der stille, und ich schlug die hände vors gesicht, als könnte ich nach innen fliehen. mich einstülpend verschwinden und zu negativem raum werden, ein knäuel das weniger ist als nichts.

ich blieb und hatte gewicht. wenn ich mich regte, knarzte das bett. das herz schlug. der atem ging. die amseln jubelten. ich glaubte nicht mehr. verlor den faden, verlor alle fäden, verlor mich selbst an das schweigen Atalantes. an ihre unbekannten gedanken. die kristalle, färbungen, schatten und schärfen ihres bewußtseins. die hieroglyphen ihres wollens.

ich kann nicht mehr, dachte ich, und es war nicht das erste mal, und auch nicht, daß ich dachte, es geht um mehr als um Atalante, es geht um mehr als um liebe, es geht um mein leben. daß dieses sich nun als etwas von Atalante untrennbares, als etwas ohne sie gar nicht denkbares anfühlt, ist nur zufall. Atalante, ob ich sie nun liebe oder nicht, ist ein anstoß, ein lupe, eine landkarte. ich halte mein gefühl für echt, aber nicht alles an schmerz und verzweiflung, die ich empfinde, hat mit ihr zu tun, und ich denke, das fügt sich alles nicht. ich darf Atalante nicht als etwas wollen, daß mir mein leben wieder geradebiegt. nicht als retterin darf ich sie lieben, sondern nur als frau. dann aber muß ich sie gewählt haben. in gelassenheit. dann muß ich sie auch ziehen lassen können, falls sie mein werben nicht erwidert. ich muß: ihr ebenbürtig sein.

und genau das kann und bin ich eben nicht.


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und nun

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Donnerstag, 8. Juni 2006

Atalante (7)

später verzogen sich die wolken und die sonne kam.
eine schar mittelalter esoteriker mit vollbart, grauem kurzhaarschnitt und, manche, bunten tüchern um die schultern, schwärmte gerade aus, um blumen zu pflücken. froh, nicht der einzige spinner zu sein, ließ ich mich am rand des tempels nieder und sah ihnen zu, wie sie sich wieder versammelten und einen langsamen reigen begannen, wozu sie eine anrufung, ein gebet, eine beschwörung sangen, alumne, alumne … alumne, alumneeee, und ihre ineinandergefaßten hände hoben und senkten. ich nutzte den augenblick, da sie selbst zu beschäftigt waren, um auf mich achtzugeben, erhob mich und näherte mich dem verwitterten stein und den drei gestalten. Ich öffnete die flasche und und ließ den wein dunkel über den altar fließen. die poren des steins nahmen die nässe zur gänze auf.
ein endloses wochenende und einen feiertag hatte ich durchkämpft und durchlitten. ich hielt mich selbst nicht mehr aus, meine gedanken nicht, die fragen, die im kreis schreitend zu keinem ende kamen, die wände nicht, die worte nicht, die ich für meine geschichte abwechselnd sammelte und wieder verwarf. die rotschwänze nicht, den amselgesang nicht. meine eigenen erinnerungen nicht. schließlich packte ich den rucksack, brot, käse, wein, filzschreiber, und floh in lodernder verzweiflung aus dem haus. ging in den wald, suchte und fand in einer geröllhalde einen flachen stein, spülte ihn in einer pfütze ab, ließ ihn an der luft trocknen; schrieb dann einen atemlosen hexameter darauf und wanderte eine stunde zum tempel. dort legte ich ihn ab bei den Aufanischen Göttinnen und in ihre hände das weitere,

NVMINA ADESTE IVVATE FAVETE QVOD ARDET AMORI.

später habe ich geweint.
die wolken lösten sich und die sonne kam. geändert hat sich nichts.


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zweifel

Mittwoch, 7. Juni 2006

etwas geht

etwas geht zu ende dieser tage. die welt wird nicht mehr dieselbe sein.
so oder so.


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Donnerstag, 1. Juni 2006

zweifel

die frage ist: kann man durch eine eindeutige andeutung ein eben aufkeimendes interesse abschrecken?

ich sollte nicht von mir und meinen beschränkungen im gefühlsleben ausgeben, sondern versuchen, die sache differenzierter zu sehen (was mir schwerfällt).

war es schon verfrüht? auf jene zeile bezug zu nehmen, auf jenen berühmten anfang:

had we but world enough, and time
this coyness, Lady, were no crime


und ein anderes buch zitierend ihr in die gedichtsammlung des ersten autors hineinzuschreiben:

"And adds with a wink, 'but we haven't. And it is'."
(Gleg in "Water Music")


??
müßige fragen. sowieso zu spät nun. ich schrieb's.


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Mittwoch, 31. Mai 2006

Atalante (6)

Und da war aber alles: wie immer.
und da war aber alles: etwas mehr als sonst.
gelacht haben wir viel und viel geredet und übereingestimmt und übereingekommen. daß wir uns sehen. nach pfingsten. vielleicht am wochenende.
in blinzele in den regen.
ein kind ist ertrunken. der himmel lacht schallend. der teufel trägt eine schellenmütze. so ist das.
ich trinke wieder wasser, ich trinke wieder wein, ich bitte um drei äpfel.
ich trinke wieder von der zeit. und vor meinem fenster blüht ein herrlicher busch, der war gestern noch nicht da.


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Montag, 29. Mai 2006

Atalante (5)

oder glaubst du vielleicht, mich schon so sicher zu haben?

recht hast du ...


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Atalante (4)

hänge den kopf in den wind, fülle das herz mit regenwasser, lese schritte aus pfützen und schreibe traurige listen, mit was du wie gesagt hast, „wir müssen mal“, „laß uns doch“, „ da müssen wir unbedingt auch mal“. und wie du es gemeint haben könntest. und warum nun das schweigen. ich fertige die vorläufige inventur einer bekanntschaft an. ergebnisprotokolle. wortkataloge. blickaufstellungen. bilanz: im unklaren. „mal am wochenende“, „spätestens Mittwoch“ … ja, Atalante-Melanie, ja.
es regnet. seit wir uns verabschiedet haben, regnet es, selbst dann, wenn mal die sonne scheint. warum hab ich dich nicht mehr gesehen, neulich, gegen das licht der straßenlaterne. ich kam auf den bahnsteig, da warst du schon weit voraus und im licht verschwunden, in der tiefe des raums. alles will mir ungünstiges vorzeichen sein.

gestern am grab von Jennifer Held. die Amseln juchzten vor schmerz. zwischen den schatten der bäume sammelten sich wandernde gruben aus licht, und ein wind strich mir über die tränen. warum glaube ich mir unseren donnerstagabend nicht? war etwas, das ich nicht benennen kann, ein verborgenes wort, eine im augenwinkel festgefahrene bewegung, ein blick, den ich schon vergessen habe, was ist es, das mir jede zuversicht fortnimmt?

listen, listen. punkte sammeln. was du tust, was du nicht tust. was ich täte. was du nun unterläßt, aus gründen, die ich gar nicht wissen will. was ich täte, wenn … doch du tust es nicht. die bäume sind mir gleichgültig. nichts ist wichtig. nichts ist wirklich. die welt ist nichts als ein schatten, den du nachlässig wirfst.

ich hänge den kopf in den wind, schreibe die liste fort. wache auf, wie ich einschlief, mit Mela-Melie auf den lippen, dem schwarzen honignamen. die decken duften nach einsamkeit. und die einsamkeit hat nun einen namen.
ich würde … ich würde … was darf ich erwarten, was muß ich erwarten? vielleicht sind worte nicht deins. aber wie kannst du verplante tage haben, wo wir uns gerade näher kennenlernen? seit ich dich kenne, habe ich keine verplanten tage mehr … habe überhaupt weder pläne noch tage. warum schlägst du nicht stattdessen etwas anderes vor? weil: und das will ich nicht aussprechen. das steht quer. und doch flüstere ich es
„weil …“

und mein herz füllt sich wieder mit regenwasser. schlage etwas vor, Atalante, ich habe keine pläne. meine tage sind leer und öd, zu verlieren gibt es nicht viel, stell du die bedingungen.

und ich werde um dich laufen.

>>supra

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Mittwoch, 24. Mai 2006

Atalante (3)

To clear the river, John Berrington. So ist das nun. Eine schöne Geschichte. Der Regen. Der Musikpavillon. Der verliebte, in Zweifel verstrickte, ängstliche Erzähler. Kürzlich meinem alten Englischbuch aus der 8ten Klasse wiederbegegnet; in der Nachhilfeschule, wo ich unterrichte, lag es in einem Stapel mit Aussortiertem. Ich schlug es auf und erinnerte mich sofort, nein ich kannte ja die Geschichte, bis in einzelne Formulierungen hinein, wie mir erst jetzt aufging: "you'll get into trouble", All he knew was that he was in love -- Nun las ich sie abermals, und wie es manchmal so geht: Diese Geschichte muß mir schon damals, mit vierzehn, etwas zu sagen gehabt haben, jedenfalls habe ich sie nie vergessen.

Morgen schon. Der Weiher mag als Fluß herhalten. Müll ist überall genug. Schüchtern bin ich sowieso. Wie ich es geschafft habe, dies Treffen vorzuschlagen, weiß ich schon nicht mehr.

Vielleicht regnet es sogar. Morgen.

>>supra

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Atalante (2)

noch einmal einmal noch
(Peter Rühmkorf)

als wäre es das letzte mal vor jahren gewesen, so scharf und frisch ist es nun. ich verstehe es nicht. woher kommt diese macht, die mir den atem ausdünnt, mir träume aufgibt, meinem herzen verrücktheiten befiehlt? wieder ist Mittwoch. der erste Mittwoch jenseits. letztes mal war noch alles gewöhnlich. keine fragen, keine antworten. irgendwann dazwischen ist etwas geschehen, ich weiß nicht was, nicht wann. ich weiß nur, daß ich mich wieder an den minuten reibe, alle augenblicke auf die uhr sehe, in die sonne blinzle und, passe ich nicht auf, wälderweise sehnsuchtsbäumchen pflanze. ist das zu glauben? nein. wer zehnmal liebt, dem glaubt man nicht. ich glaube mir das alles selbst nicht. und möchte es aber glauben.

>>supra

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VOCES INTIMAE

... for we have some flax-golden tales to spin. come in! come in!

Kommt herein, hier sind auch Götter ...

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