Freitag, 20. August 2004

Sonette an Aphrodite (cum grano salis ...)

Wenn kränker macht, was Krankheit lindern sollte,
und was uns kühlen soll, uns brennen wird,
wenn, wer auf schlimmer Flucht, im Ziel sich irrt,
und heillos sucht, was er doch fliehen wollte,

wo ist da Ausweg? Herrin, hast du keinen,
dann ist es aus. Und unsre süße Not,
die ja dein Werk, unmöglich, sie ins Lot
zu bringen, wenn die Mächtigen verneinen.

Kann denn derselbe Dolch dieselben Wunden
zur Heilung bringen, die er leichthin schlug?
Und der Vergiftete, kann er gesunden,

am Gift, das seine Lichter ließ erblinden?
Auch Trug wird wahrer nicht durch neuen Trug.
Nur Liebe kann durch Liebe Heilung finden.

Tage, nachher (20.8.2004)

Da ist der Ort, umspannt von jungem Ahorn, so früh noch sonnenlos, noch kühl. Radspuren liegen um ihn herum, die sich mit Regenwasser gefüllt haben. Plastiktüten, Flaschen, Zeitungsreste, die von lachenden Stimmen und ruhenden oder feiernden Menschen erzählen, quellen aus dem Mülleimer; Spuren von gestern, Menschen waren hier, haben gelacht und getrunken und gesungen, und wußten nicht, an was für einem hohen Ort sie leichtfertig saßen. Meine Schritte sind noch ganz allein auf der Welt, als ich mich nähere. Leer sind die Wege, die Schatten still, die Morgensonne ungestört. Hier müßte ich jetzt nach links. Ich werde langsamer, drehe den Kopf nach dem Ort hin und meine Füße folgen der Wendung. Vor der Bank bleibe ich stehen. Ich starre das verquollene Holz an, als vermöchten meine Blicke dich jetzt dorthin zu zaubern. Dort saßest du, wirklich und wahrhaftig. Der Ort ist einsam, nicht, weil keine Menschenseele zu sehen ist; nicht weil du hier jetzt nicht bist, sondern weil du hier einmal warst. Ich beuge mich vor und lege die Finger auf das Holz, dort, wo deine Wärme es berührt hat. Es muß doch noch etwas da sein von dir. Es erscheint mir unfaßbar, daß sich das Holz nicht mit Wonne an dich erinnert und etwas von dir aufgehoben hat, um es mir jetzt zu schenken. Damit ich mich daran wärme, bis wir uns wiedersehen. So wie mich der Klang deiner Hand auf meiner Brust, auf meinem Arm, auf meinem Finger tröstet und nachts wachhält. Aber entweder ist der Ort grausam und will nicht, oder er konnte es nicht. Oder der Regen spülte deine Wärme fort von hier, der Wind trug die Erinnerung an dein Lachen davon, die Dunkelheit stahl, was vom Licht deiner Blicke hier vielleicht liegengeblieben war. Meine Finger berühren feuchtkaltes Holz. Ein Zeitungsfetzen raschelt. Über mir rühren sich die Zweige.

Morgen gehe ich einen anderen Weg, nehme ich mir vor, und weiß doch ganz genau, daß ich morgen wieder hier vorbeigehen, wieder die Hand auf das Holz legen, wieder dich oder den Nachhall von dir suchen werde.

VOCES INTIMAE

... for we have some flax-golden tales to spin. come in! come in!

Kommt herein, hier sind auch Götter ...

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