Mittwoch, 30. März 2005

Generation XYZ

Vor einigen Jahren stolperte ich in einem Zeitungsartikel über die Formulierung: … die Generation der heute 30jährigen. Worum es ging, weiß ich nicht mehr, es spielt auch gar keine Rolle; auf jeden Fall blieb ich aber an dieser Formel hängen. Es dauerte eine Weile, ehe ich begriff, was damit nicht stimmen wollte. Dann bemerkte ich plötzlich: Das bin ja ich! Die Generation soundso – bislang waren das immer die anderen gewesen. Erwachsene halt, Menschen mit Beruf oder Familie, Kindern gar oder Eigenheim, jedenfalls halt die anderen. Plötzlich sollte ich dazugehören, wurde frecherweise eingegliedert, ohne gefragt worden zu sein.

Sofort wehrte es sich mit Macht in mir. Sorgsam prüfte ich die Aussagen über jene nebulöse Generation der heute 30jährigen, zu denen ich also gehören sollte. Ich bin nicht typisch, dachte ich. Ich bin keine Generation soundso. Ich lasse mich nicht klassifizieren. Ich lasse mir kein Etikett aufkleben: Gehört zur Generation soundso. Zu erwartende Werte, Träume, Eigenschaften, Makel sind: … Ich lasse mich nicht mit andern in einen Topf stecken. Typisch sind höchstens die anderen. Ich bin es nicht.

Vielleicht gehört extremer Individualismus aber zu den Eigenschaften der Generation soundso – und führt sich, wie die Toleranz, selbst ad absurdum?!

Jedenfalls konnte ich mich in den Aussagen des Artikels über meine Generation nicht wiederfinden. Täusche ich mich, oder atmete ich auf? Es war ja nicht so sehr die Angst, man könnte über meine Generation und also potentiell über mich unangenehme Wahrheiten enthüllen oder mich gar angreifen, nein: Es war die besserwisserische Zuschreibung von Eigenschaften an sich, die mir die Zornesröte ins Gesicht trieb. Als müßte mir jemand sagen, wer ich sei. Als wüßte jemand besser über mich bescheid als ich selbst, noch dazu, ohne mir je persönlich begegnet zu sein.

VOCES INTIMAE

... for we have some flax-golden tales to spin. come in! come in!

Kommt herein, hier sind auch Götter ...

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