Tränenkiefer
Beim Hinausgehen fällt der Blick ins Leere. Ein Platz spannt sich, ein großer Schwung Himmels tut sich auf, wo vorher … ja, was war denn vorher hier? Hier war doch nie so viel Weite, so viel Sturzferne, hier war doch etwas, das begrenzte, dunkel war, Schatten warf. Etwas, das den Blick kleinräumig auffing. Gewächs, Blatt?fficeffice" >
Die Weidenbäume. Jemand hat sie übernacht, so scheint es, heimlich, diebisch, verstohlen, merken solls keiner, abgehauen.
Jetzt die lächerlichen Spiegelungen des Blechs auf dem Parkplatz plötzlich so blank: ein Grinsen von lackblitzender Selbstgefälligkeit. Unbeschattet baumlos bleckt und bellt es hämisch zum Himmel empor.
Am Montag auf dem Weg zum Bahnhof drängt sich etwas zaghaft in meinen Augenwinkel, während ich an der Ampel warte, und nachdem ich den Kopf gewendet habe, will ich es erst gar nicht bemerken und brauche Augenblicke, um zu sehen: Ein Fehlen auch hier. Was fehlt, begreife ich indes sofort, vor kurzem erst hab ich ihn bewundert und mich gefragt, ob das jetzt wirklich so einer sei, dessen Name mir zwar sofort auf die Zunge springt, aber sicher bin ich mir nicht, Pinus wallichiana, und bewundert habe ich ihn, weil Nadelbäume in der Stadt oft so kränklich aussehen, so zerzaust von Rauchgas und kastriert vom Klammergriff des Asphalts an den Wurzeln. Dieser hier nicht. Voll und langnadelig glänzt sein Laub (Immer zwei Nadeln aus einem Ansatz, was ihn zu einem Vertreter der Gattung Pinus macht) und fällt wie Strähnen silbriggrünen Haars büschelweis über die Zweige. Glänzte, fiel, denn da, wo er noch vor wenigen Tagen stand, ist jetzt nur blanke Häuserfront hinter schaukelnder Straßenlaterne, nicht einmal den Stumpf haben sie gelassen, eine braunzerwühlte Erdwunde krümmt sich im jetzt leeren Vorgarten, als hätten sie, wer immer es war, die ihn umgehauen, ihn mit Stumpf und Stiel beseitigen, vernichten, ausmerzen wollen. Als wäre es nicht genug gewesen, ihn abzusägen. Als hätte er die Gabe, wiederzukommen, auszuschlagen noch einmal grün und stark und frisch aus der harzblutigen Stumpf.
Wie immer bei solchen Gelegenheiten, bei solchen Vorfällen setzt sich in mir das Gefühl fest, bis es zur Überzeugung wächst, daß alles immer weniger wird.
Die Weidenbäume. Jemand hat sie übernacht, so scheint es, heimlich, diebisch, verstohlen, merken solls keiner, abgehauen.
Jetzt die lächerlichen Spiegelungen des Blechs auf dem Parkplatz plötzlich so blank: ein Grinsen von lackblitzender Selbstgefälligkeit. Unbeschattet baumlos bleckt und bellt es hämisch zum Himmel empor.
Am Montag auf dem Weg zum Bahnhof drängt sich etwas zaghaft in meinen Augenwinkel, während ich an der Ampel warte, und nachdem ich den Kopf gewendet habe, will ich es erst gar nicht bemerken und brauche Augenblicke, um zu sehen: Ein Fehlen auch hier. Was fehlt, begreife ich indes sofort, vor kurzem erst hab ich ihn bewundert und mich gefragt, ob das jetzt wirklich so einer sei, dessen Name mir zwar sofort auf die Zunge springt, aber sicher bin ich mir nicht, Pinus wallichiana, und bewundert habe ich ihn, weil Nadelbäume in der Stadt oft so kränklich aussehen, so zerzaust von Rauchgas und kastriert vom Klammergriff des Asphalts an den Wurzeln. Dieser hier nicht. Voll und langnadelig glänzt sein Laub (Immer zwei Nadeln aus einem Ansatz, was ihn zu einem Vertreter der Gattung Pinus macht) und fällt wie Strähnen silbriggrünen Haars büschelweis über die Zweige. Glänzte, fiel, denn da, wo er noch vor wenigen Tagen stand, ist jetzt nur blanke Häuserfront hinter schaukelnder Straßenlaterne, nicht einmal den Stumpf haben sie gelassen, eine braunzerwühlte Erdwunde krümmt sich im jetzt leeren Vorgarten, als hätten sie, wer immer es war, die ihn umgehauen, ihn mit Stumpf und Stiel beseitigen, vernichten, ausmerzen wollen. Als wäre es nicht genug gewesen, ihn abzusägen. Als hätte er die Gabe, wiederzukommen, auszuschlagen noch einmal grün und stark und frisch aus der harzblutigen Stumpf.
Wie immer bei solchen Gelegenheiten, bei solchen Vorfällen setzt sich in mir das Gefühl fest, bis es zur Überzeugung wächst, daß alles immer weniger wird.
von: Talakallea Thymon - am: 18. Jan, 09:07 - in: Mores Ferarum