Freitag, 3. Dezember 2004

Noch einmal DB

... Qui non moderabitur irae,
infectum uolet esse, dolor quod suaserit et mens,
dum poenas odio per uim festinat inulto.
Ira furor breuis est; ...


Andertalbseitigen zerknirschten, überhöflichen, reumütigen Entschuldigungsbrief erhalten. Von wem? Es ist wirklich wahr: Von der Deutschen Bundesbahn. „Verhalten des Mitarbeiters unakzeptabel“, blabla, „Nachschulung bei manchen erforderlich“, blabla, „Umwandlung von einer Behörde in einen Dienstleister langsam und schwierig“, blabla, „hoffentlich jetzt nicht auf die DB verzichten“, blabla, „die meisten Mitarbeiter doch wohl freundlich“, blabla etc. pp.

Sofort tut es mir leid. Mein erster Gedanke, als ich den Brief öffne: Ha! Dem hab ichs aber gezeigt. Mein zweiter Gedanke, nachdem ich den Brief gelesen habe: Oh Scheiße, dem hab ichs aber gezeigt.

Jetzt wünsche ich, ich hätte diesen idiotischen Beschwerdebrief nie abgeschickt. Ich verfluche meine Wut, die wieder mal eine schlechte Ratgeberin war und hoffe inständig, daß der Mitarbeiter keine Schwierigkeit bekommt. Das hab ich nicht gewollt. Ich wollte nur …

Was klarstellen. Etwas loswerden. Es nicht auf sich beruhen lassen. Sagen. Nicht schlucken. Und hätte ich geschwiegen, dann würde es mich weiterhin beschäftigen. Das weiß ich. Ich würde, wenn ich mich daran erinnerte, stumme innere Haßdialoge mit diesem Menschen führen, Adrenalin würde mir ins Blut schießen, das Herz mir wieder klopfen vor Zorn, als wäre der Vorfall gerade eben erst gewesen. Ich kenn mich doch. Noch Jahre später kann ich mich über diesen Straßenbahnfahrer in Rage denken, der … egal.

Also entweder hätte ich mich aus Zorn schlecht gefühlt oder jetzt aus Scham und Reue über meinen Zorn Die Lösung? Den Beschwerdebrief schreiben. Auf jeden Fall. Es war nicht richtig, und ich soll es auch nicht in mich hineinfressen. Aber ich hätte die genauen Angaben zu Uhrzeit und Zugnummer verschweigen, und den Mitarbeiter damit wieder in Schutz nehmen können. Ich hätte sagen können, daß ich mit der DB bzw. den Zugbegleitern immer sehr zufrieden gewesen bin. Da haben sie ja recht. Ich hätte sagen können, daß ich den Mitarbeiter nicht in Schwierigkeiten bringen wolle.

Ich hätte auch einfach gelassen sein können. Und klug gegen mich selbst wie gegen andere.
Talakallea Thymon - 13. Jan, 10:37

(3.12.04 09:29)
Ich finde du hast vollkommen richtig gehandelt. Jemand hat sich daneben benommen und damit deine Gefühle verletzt. Du hast das der Stelle mitgeteilt, die diesen Menschen bezahlt und ein Interesse daran hat, dass etwas derartiges nicht passiert. Diese hat angemessen reagiert. Alles prima - und mit etwas Glück ist das Bahnfahren wieder ein wenig angenehmer geworden...
Man wird so häufig lieblos oder unfreundlich behandelt von Menschen, die eigentlich für das Gegenteil bezahlt werden. Absurd, warum beschweren sich nicht mehr Kunden?

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