(13.11.04 12:37)
habe gestern spät etwas gelesen, es schien mir hierzu zu passen, nur ist es ein etwas seligerer Blickwinkel:
"Es ist ein Greis. Und sein Leben ist eines von denen, die sich nicht erzählen lassen. Dieses Leben hat begonnen und es geht, es geht tief in ein großes Alter hinein, und es ist für uns, als ob es vor vielen hundert Jahren vergangen wäre. Wir wissen nichts davon. Es wird eine Kindheit gehabt haben, irgendeine, eine Kindheit in Armut, dunkel, suchend und ungewiß. Und es hat diese Kindheit vielleicht noch, denn - , sagt der heilige Augustinus einmal, wohin sollte sie gegangen sein? Es hat vielleicht alle seine vergangenen Stunden, die Stunden der Erwartung und der Verlassenheit, die Stunden des Zweifels und die langen Stunden der Not, es ist ein Leben, das sich versammelte, da es verging. Vielleicht, wir wissen nichts davon. Aber nur aus einem solchen Leben, glauben wir, kann eines solchen Wirkens Fülle und Überfluß entstanden sein, nur ein solches Leben, in dem alles gleichzeitig ist und wach und nichts vergangen, kann jung und stark bleiben und sich immer wieder zu hohen Werken erheben."
(13.11.04 19:11)
Ja, das ist seliger; aber diese Frühmorgenswehmut kommt eben aus dem Gefühl heraus, daß NICHTS gleichzeitig ist, sondern alles entgleitet, und selbst das schönste Erleben zu nichts wird. Mag sein, daß sich dennoch so etwas wie Erfahrung oder Ausstrahlung oder Wirken auf dieses Vergangene und Gelebte gründet und baut; aber das hilft in solchen Stunden nicht weiter -- und die Fülle des eigenen Lebens wird widersprüchlicherweise, je mehr ich erlebe und damit verliere, immer schwieriger anzunehmen.
Woher aber ist das?
(16.11.04 07:58)
seltsam. meine geister pflegen mich eher des abends heimzusuchen... nachts bzw. frühmorgens, das kenn ich nicht. ich glaub, es geht nicht um gleichzeitigkeit, sondern nur um ansammeln, ja, lebensfülle fühlen, wie du sagst, aber davon nicht erschlagen werden, sondern darauf ruhen. ich dachte auch nicht, in solchen stunden weiterhelfen zu können. nur vielleicht in denen danach. ein wenig.
einen schönen tag wünscht polly
(16.11.04 17:48)
Für diesen wunderbarlich schön zu lesenden Eintrag !
(16.11.04 22:41)
Eine wichtige Erfahrung -
die Erfahrung dessen, der älter wird, und der dann einsieht, dass letztlich (von selbst!) nichts bleibt:
dass man also dem, von dem man möchte, dass es bleibt, einen (relativ gesicherten, letztlich auch vergehenden) Bestand geben muss, selber geben muss.
(17.11.04 09:05)
@bafu: Oh, das habe ich erst jetzt gesehen! Gar wunderbarlich lieben Dank für Lob und Bonbon!
habe gestern spät etwas gelesen, es schien mir hierzu zu passen, nur ist es ein etwas seligerer Blickwinkel:
"Es ist ein Greis. Und sein Leben ist eines von denen, die sich nicht erzählen lassen. Dieses Leben hat begonnen und es geht, es geht tief in ein großes Alter hinein, und es ist für uns, als ob es vor vielen hundert Jahren vergangen wäre. Wir wissen nichts davon. Es wird eine Kindheit gehabt haben, irgendeine, eine Kindheit in Armut, dunkel, suchend und ungewiß. Und es hat diese Kindheit vielleicht noch, denn - , sagt der heilige Augustinus einmal, wohin sollte sie gegangen sein? Es hat vielleicht alle seine vergangenen Stunden, die Stunden der Erwartung und der Verlassenheit, die Stunden des Zweifels und die langen Stunden der Not, es ist ein Leben, das sich versammelte, da es verging. Vielleicht, wir wissen nichts davon. Aber nur aus einem solchen Leben, glauben wir, kann eines solchen Wirkens Fülle und Überfluß entstanden sein, nur ein solches Leben, in dem alles gleichzeitig ist und wach und nichts vergangen, kann jung und stark bleiben und sich immer wieder zu hohen Werken erheben."
(13.11.04 19:11)
Ja, das ist seliger; aber diese Frühmorgenswehmut kommt eben aus dem Gefühl heraus, daß NICHTS gleichzeitig ist, sondern alles entgleitet, und selbst das schönste Erleben zu nichts wird. Mag sein, daß sich dennoch so etwas wie Erfahrung oder Ausstrahlung oder Wirken auf dieses Vergangene und Gelebte gründet und baut; aber das hilft in solchen Stunden nicht weiter -- und die Fülle des eigenen Lebens wird widersprüchlicherweise, je mehr ich erlebe und damit verliere, immer schwieriger anzunehmen.
Woher aber ist das?
(16.11.04 07:58)
seltsam. meine geister pflegen mich eher des abends heimzusuchen... nachts bzw. frühmorgens, das kenn ich nicht. ich glaub, es geht nicht um gleichzeitigkeit, sondern nur um ansammeln, ja, lebensfülle fühlen, wie du sagst, aber davon nicht erschlagen werden, sondern darauf ruhen. ich dachte auch nicht, in solchen stunden weiterhelfen zu können. nur vielleicht in denen danach. ein wenig.
einen schönen tag wünscht polly
(16.11.04 17:48)
Für diesen wunderbarlich schön zu lesenden Eintrag !
(16.11.04 22:41)
Eine wichtige Erfahrung -
die Erfahrung dessen, der älter wird, und der dann einsieht, dass letztlich (von selbst!) nichts bleibt:
dass man also dem, von dem man möchte, dass es bleibt, einen (relativ gesicherten, letztlich auch vergehenden) Bestand geben muss, selber geben muss.
(17.11.04 09:05)
@bafu: Oh, das habe ich erst jetzt gesehen! Gar wunderbarlich lieben Dank für Lob und Bonbon!