en-passant (Gast) - 12. Apr, 13:01

Das kenne ich!

Die Nische selber ist ja schon eine Alternativlosigkeit. Und von daher habe ich auch ständig irgendwelche Verdachtsmomente gegen das, was mir selber die Hälfte der Zeit doch als gelungen erscheint - gelungener jedenfalls als die vermeintlich strahlenderen Versionen des Gelungenen ("Erfolg").

Ich vermute, es hat etwas mit dem Sozialen zu tun, das sich über die Jahre eben doch ausprägt und währenddessen etwas verhärtet: Einem im geronnenen Urteil als die eigene Verminderung an Alternativen erscheint. Wie sollte es aber sonst gehen?

Irgendwann hat man halt kleine Lust mehr, Alternativen zu bedenken, die man zwar nicht ausprobioert, aber doch für sich evrworfen hat - kann sein, sie behalten in eben ihrem Rest an Ungelebtem auch ihre Unruhe, und man muss sich gegen sie manchmal aufwändig wappnen.

Die Vorsilben "alt" habe ich noch vor mir, aber sie schrecken mich gar nicht. Wenn ich sehe, wie armselig mir das Jugendliche heute oft vorkommt, wie limitiert in sich selbst - jedenfalls ohne das Pathos der Jugend(bewegungen) "damals", als alles beschissener war, ich viel unglücklicher war aber doch so etwas wie eine Geschichte hatte. Ich sehe sie heute nicht (zumindets nicht, bei den Jugendlichen, denen ich heute nahekomme: Da haben sie alle SOOOO viele mehr Möglichkeiten, doch kaum jemand nutzt sie bzw. kann in dem Gewohnheit gewordenen Mehr etwas Eigenes daraus schöpfen.

Ich glaube, man sollte nur ein Augenmerk darauf haben, das als eigen Verstandene gegen das andere, das, was einem nicht mehr offen steht auszuspielen. Tatsächlich haben sie, außer manchmal in Gedanken behandelt zu werden, kaum etwas miteinander zu tun. Womöglich sidn es nur Effekte der Ungleichzeitigkeit und dem medialen Jugendwahn, der so viele unter Druck setzt, dem sichtbar Falschen zu folgen, weil es mehr Glamour hat.

Strigops habroptilus - 13. Apr, 11:47

Die Alternative war so lange aufregend, wie sie noch eine Alternative war, weil sie gegen andere Entwürfe stehen durfte. Solange nämlich diese anderen Entwürfe noch möglich waren.

Einerseits sollte ich mich dazu anhalten, immer wieder die Gründe zu betrachten, die vor ein paar Jahren zu dieser Wahl geführt haben, und mir zu sagen, daß es doch gute Gründe waren. Andererseits aber habe ich mir damals mehr davon versprochen. Was ich als Ziel des Ganzen ins Auge gefaßt habe, ist mir nicht gelungen, das Buch liegt immer noch unvollendet in Fragmenten herum, eine Fertigstellung scheint fraglich, von einer Veröffentlichung ganz zu schweigen. Erfolg, klar, das ist es. Erfolg muß man haben. In einem Bestseller heißt es "Vergleichen ist der beste Weg, sich unglücklich zu machen". Kann sein. Aber sich nicht zu vergleichen, ist der zweitbeste. Ohne Vergleich kein Stolz. Und ohne Stolz, glaube ich, geht es nicht. Immer nur für sich selbst leuchten, ist kein Ausweg. Man braucht auch die Bewunderung der anderen. Nicht die Anerkennung, die Bewunderung.

Ganz gleich, was man für sich erreicht oder nicht, es ist etwas Wahres an dem Wort, "wer angibt, hat mehr vom Leben". (cum grano salis) Ich kenne eine ältere Frau, die meisterlich Klavier spielt. Aber nie für andere, nie vor Publikum. Technisch ist sie, wie ich vermuten darf, fast perfekt. Und so sitzt sie alleine in ihrem Wohnzimmer und spielt sich selbst eine Beethovensonate nach der anderen vor. Nicht einmal Freunde lädt sie dazu ein.
Ich finde das wahnsinnig traurig.
Strigops habroptilus - 13. Apr, 12:42

Nachtrag:
Natürlich kann man die erfolglose Alternative auch als Aufgabe verstehen, sich mit dem Nach-Innen-Leuchten zufrieden zu geben, zum Frieden kommen zu können damit.

Name

Url

Meine Eingaben merken?

Titel:

Text:


JCaptcha - du musst dieses Bild lesen können, um das Formular abschicken zu können
Neues Bild

 

VOCES INTIMAE

... for we have some flax-golden tales to spin. come in! come in!

Kommt herein, hier sind auch Götter ...

Epistolae electronicae:

talapenthea_thymon ad hotmail punctum com

Spurensucher

 

Web Counter-Modul


Marbach

Dieses Weblog wird durch das Deutsche Literaturarchiv Marbach archiviert.

Metron ariston

Pflichtnennung


Als wären nicht zweimal die Kräfte
An habent et somnia pondus
Astartes Lächeln
Colourless green ideas
Daß alles für Freuden erwacht
Dem geschah auch Lieb durch Liebe nie
Die Stadt am Ende des Jahrtausends
egregie dicta
Fasti
Flaschenpost
hemerolog
In Nemore
Logolog
Ludus Latinus
Mores Ferarum
Nicht mit gar zu fauler Zungen
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren