Donnerstag, 16. November 2006

raus hier

aufsehend von meinem porto-barcode ist da plötzlich der himmel. gleich hinter dem fenster beginnt er, beginnt die ferne, am rande der füße, und der blick saugt sich fest an einem durchscheinend-leuchtenden sturmblau. die hände sinken. fast kahl sind die pappeln in der Greinstraße, die wege schlieren von gelb, die vögel schwerfällig von nahendem frost.
da möchte man fliehen, in dieses transparente hinein, unter diesen himmel schlüpfen wie unter ein schützendes tuch. fliehen, nicht wie in dem roman, den ich gerade lese (oder schreibe?), fliehen, nicht vor feinden, sondern vor dem fluch des wohlgeordneten. nichts als einen mantel, dessen rauher stoff in der nase kitzelt beim schlafengehen, nichts als eine grobe wollmütze, ein paar ewig haltbarer stiefel, einen notizblock, bleistift, wasserflasche sein eigen nennen – und dann die ganze welt.
hinaus in die krummen linien, weg von den linealen, den rechten winkeln, den geodreiecken, den stundeplänen, ausreißen vor den hütern des gefegten, des gewischten, des behämmerten, weglaufen vor den verkehrszeichen, den grün-, zebra- und haltestreifen, weg nur weg von all dem zugebilligten gnadenvollen gewährten. hinaus auf die wilden wege, die wunderberge, die wüsten schotterpisten. mit einem schritt die hügel abgreifen, mit einem blitzwachen auge über den strom gesetzt, hinauf zur wogenden linie des walds.
berge und aberberge von laub wälzen.
weg vom kunstlich aus edelgasen, weg vom bunten neon, von geflimmer in schwer atembaren gängen, von käferumschwirrtem, von grellem, von gespiegel. wenn der mond nicht reicht, soll es eine kerze sein.
und wieder so schreiben, wie man einen fluß durchwatet, einen berg erklimmt, auf der ladefläche eines lieferwagens davonfährt, so schreiben. nicht mit samthandschuhen, sondern mit blasen an den füßen.
zur not auswandern nach innen, in die räume der sprache und der geschichten. weg von den phrasen, von der hohlheit, dem maulverriß, der wichtigtuerei, die aller orten – ach, ihr wißt schon. weg von betroffenheitsgesäusel, marktmaschinerie, anti-aging-betrüglichkeiten, fieberhaften suchtrupps, internationalen abkommen und maßregelungen und indizes und kurven und was der so genannten wichtigkeiten mehr sind. oder wären. konjunktiv, konjunktiv! wehren wir uns, schlagen wir mit gleichen waffen zurück, mit dem irrealis der gegenwart, es lebe der potentialis und der optativ! es lebe der traum und das dickicht! es lebe die distel und die brennessel, der quarzkristall, das regenwasser, der haselzweig. das feuer und die isomatte.
heute wieder 30 umschläge mit einem barcode versehen, über den das porto für die verbuchungsstelle festgestellt und zugeordnet werden kann, vollautomatisch. 3,5 cm vom oberen rand linksbündig auf den umschlag zu kleben. bitte mit lineal arbeiten.

manchmal möchte ich in ein markerschütterndes, alles zertrümmerndes, gottgleiches, dionysisches

gelächter

ausbrechen.


.

La Tortuga - 18. Nov, 15:06

Du schreibst mir aus dem Lymphknoten hinter dem Schlüsselbein. Ich komme mit, wenn ich darf... Walsern, was die Schuhsohle hergibt!

VOCES INTIMAE

... for we have some flax-golden tales to spin. come in! come in!

Kommt herein, hier sind auch Götter ...

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