Thomas (Gast) - 25. Mai, 21:58

...ähä...

Ich darf zitieren:
"... als ich von zuhause auszog, als ich anfing zu studieren, da war es ein Aufbruch. Eine Eroberung. Ein Ergreifen. Und ich konnte nie verstehen, wie es manchen nur darum zu gehen schien, anzukommen: bei einem Job, einem Partner, bei Kindern, beim Eigenheim. Dich mit eingeschlossen. Wenn die ersten Freunde und Bekannten verkündeten, daß sie sich ein Auto gekauft, geheiratet, Kinder bekommen hätten, habe ich oft gedacht: War es das? Doch wohl nicht! Dafür sind wir nicht aufgebrochen. – Und jetzt frage ich mich: Wofür dann?"

So, lieber Martin, carissimus amicus, habe ich einstmals auch gefragt - g a n z g e n a u S O !
Es kam anders, und nun habe ich Ehefrau, Kind uns Haus, nebst Auto und Waschmaschine (die meinen fünften Anti-Philister-und-Spießer-Punkt ausmachte).

U N D

dadurch, daß ich diesen Weg (trotz überaus tiefen und elendiglich langwierigen Selbstzweifeln und marternden Grübeleien) nahm, und nicht nur den, sondern auch die Herausforderung des Vaterseins annahm, ist eine Tür hinter mir ins Schloß gefallen ...
... und nun ist endlich Ruhe mit den weitaus schwierigeren Fragen und Unsicherheiten, ob ich wenn ja welche Frau und ob nicht eine andere mein Bett wärmen et cetera perge perge.

Eine endlich errungene Ruhe des Gemütes. Und was ehedem ein vielfach stürzender Wildbach gewesen sein mag, ist nun leise und kraftvoll dahinziehend, wie ein großer Strom sich behende durch die ihn säumenden Erlen und Auen windet.

Dein Eintrag ist nun schon ein halbes Jahr alt. Und doch hoffe ich mit meinem Kommentar nicht zu spät zu kommen, wenn Du diese Zeilen finden solltest.

Talakallea Thymon - 29. Mai, 10:56

für einen kommentar ist es nie zu spät, und ich freue mich immer (selten genug ist es ja), wenn in dieser, wie sagt man? ach ja: schnellebigen zeit ein verweilen und verhandeln möglich sind, über den tag hinaus.

auch hat sich an dem, was in dem eintrag zur sprache kommt, nichts geändert.

ich befinde mich immer ein wenig in der bredouille, wenn es darum geht, meine lebenspläne zu erklären, weil sie als ein wesentliches element die ablehnung enthalten, und wie auch nicht, angesichts so vieler äußerlich gleichförmig verlaufender lebenswege? ich komme stets an den punkt, wo ich unwillkürlich abfällig werde, spöttisch, arrogant, ja fast mitleidvoll. ich möchte das mir so erklären: es ist die impulshafte abwehr des übermächtig-normalen. das ist das eine.

das andere ist die enttäuschung. ich war, ich bin, von vielen menschen, von denen ich (unbewußt) angenommen hatte, sie seien mit mir angetreten, uns ein leben zu erobern, etwas nie dagewesenes auszuprobieren, etwas ungesagtes zu dichten, etwas unentdecktes zu entdecken, enttäuscht. ich wollte, ich weiß nicht was, aber etwas anderes. ich selbst habe mich so gefühlt (auch wenn ich es damals nie so hätte formulieren können), und naiverweise bin ich immer davon ausgegangen, daß es den anderen auch so ging, mit denen ich abende lang generativismus mit strukturalismus verglich, was war die welt reich! und viel zu bunt, um darin einenweg zu gehen, nein: man mußte, man wollte sich darin verlaufen.

einer nach dem anderen aber wurde, na ja, so wie alle halt. es gab ausnahmen. aber oft habe ich das gefühl, immer noch am fenster einer bibliothek zu stehen und den anderen nachzublicken, die das lesen aufgegeben haben.

und da ist schon wieder der spott zu hören. mehr als damals geht es mir heute um eine andere welt, eine alternative. ich vermute, es gibt für jugendlichen idealismus nur zwei wege: entweder, er schleift sich ab und die vorzüge der welt, die man kritisiert hat, beginnen ihr werk der verlockung; oder man verfällt in einen starrsinn und wird ein sonderling. die welt mit jugendlichem idealismus verändert hat, fürchte ich, noch keiner.

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