Und man kann nicht entscheiden: Ist das ein weiteres Anzeichen für die allgemeine neue Barbarei (die es durchaus gibt: man braucht nur in seinen Fernseher zu schauen). Oder ist das eben das, was heutzutage zu den immer geläufigereren Zumutungen mit gleichfalls immer mehr genervten Zeitgenossen gehört.
Hinzu kommt aber die offene Idiotie: Man sperrt eine Verkehrszeit für die Fahrradmitnahme - und jemand niemand einfach den Platz für vier ein und sperrt verächtlichen Blicks Auges zwei Türen. Man weist einen ganzen Bahnhof als Nichtraucherort aus - und es wird einfach ignoriert. Usw. Wieso soll man da noch, bei allem Wissen um die stets "unscharf" funktionierende Welt, an geregelte Verhältnisse, an eine Vernunft letztlich glauben?
Und man kann nicht immer nur weggehen. Ohne dramatisieren zu wollen: Mein Gefühl ist, obwohl es mir widerstrebt, man muss sich irgendwann solcher Gegnerschaft stellen, weil sie etwas ganz Grundlegendes berührt. Und ich merke manchmal, in mir wächst eine gefährliche Lust dazu.
Einerseits wird immer wieder der Verlust zivilisierter Umgangsformen beklagt; andererseits muß man mit solchen Klagen, da sie seit Beginn schriftlicher Überlieferung fast zu jeder Zeit nachweisbar sind, vorsichtig sein. In manchen Bereichen sind die Verhältnisse ja auch besser geworden, man denke ans Rauchen: Der Streit um die Zumutbarkeit oder Nichtzumutbarkeit der öffentlichen Verbrennung von Pflanzenmaterial scheint abgeschlossen zu sein. Natürlich ging es wieder einmal nicht ohne Verbote -- aber die Einführung überhaupt solcher Verbote ist ja doch Ergebnis eines gesellschaftlichen Wandels. Die Mehrheit raucht eben nicht mehr.
Viele der Zumutungen, deren (vermeintliche oder echte) Zunahme Sie und ich beklagen wollen, sind dagegen ganz allein auf neue Möglichkeiten rüpelhaften Benehmens zurückzuführen. In der Zeit, die Sie und ich vielleicht als zivilisierter empfunden haben, gab es eben noch keine tragbaren Klangwiedergabegeräte im Streichholzschachtelformat, ebensowenig wie Mobiltelephone.
Daß Verbote einfach ignoriert werden, bringt mich auch maßlos auf -- überraschenderweise auch dann, wenn ich das Verbot an sich sinnlos finde, wie beispielsweise das Raucherverbot in Bahnhöfen -- unter freiem Himmel! Was mich dann ärgert, ich gebe es gerne zu, ist das reine Faktum, daß da einer eine Regel mißachtet. Auch wenn mir an der Regel gar nichts liegt. Vielleicht, weil man aus solcher Mißachtung auf weitere Überschreitungen derselben Person schließen darf, die einem dann nicht mehr egal wären. Und schließlich die "geregelten Verhältnisse", die durch solche Mißachtung immer in Gefahr sind.
In welcher Form würden Sie sich, wenn Sie die gefährliche Lust schließlich überkommt, solcher Gegnerschaft stellen? Ich habe mal auf diesen Seiten von einer Phantasie geschrieben, in der ich einem dieser unsäglichen MP3-Krachmacher das Ding einfach entwende und aus dem Zugfenster werfe. Aber abgesehen davon, daß die heutigen Züge ja keine Fenster zum Aufmachen mehr haben, würde es sich ja dann doch auch nur wieder um einen Akt der Barbarei handeln. Wir wollen nicht hoffen, daß Barbarei die einzige Antwort auf Barbarei ist.
"Freiheit"
Hinzu kommt aber die offene Idiotie: Man sperrt eine Verkehrszeit für die Fahrradmitnahme - und jemand niemand einfach den Platz für vier ein und sperrt verächtlichen Blicks Auges zwei Türen. Man weist einen ganzen Bahnhof als Nichtraucherort aus - und es wird einfach ignoriert. Usw. Wieso soll man da noch, bei allem Wissen um die stets "unscharf" funktionierende Welt, an geregelte Verhältnisse, an eine Vernunft letztlich glauben?
Und man kann nicht immer nur weggehen. Ohne dramatisieren zu wollen: Mein Gefühl ist, obwohl es mir widerstrebt, man muss sich irgendwann solcher Gegnerschaft stellen, weil sie etwas ganz Grundlegendes berührt. Und ich merke manchmal, in mir wächst eine gefährliche Lust dazu.
Viele der Zumutungen, deren (vermeintliche oder echte) Zunahme Sie und ich beklagen wollen, sind dagegen ganz allein auf neue Möglichkeiten rüpelhaften Benehmens zurückzuführen. In der Zeit, die Sie und ich vielleicht als zivilisierter empfunden haben, gab es eben noch keine tragbaren Klangwiedergabegeräte im Streichholzschachtelformat, ebensowenig wie Mobiltelephone.
Daß Verbote einfach ignoriert werden, bringt mich auch maßlos auf -- überraschenderweise auch dann, wenn ich das Verbot an sich sinnlos finde, wie beispielsweise das Raucherverbot in Bahnhöfen -- unter freiem Himmel! Was mich dann ärgert, ich gebe es gerne zu, ist das reine Faktum, daß da einer eine Regel mißachtet. Auch wenn mir an der Regel gar nichts liegt. Vielleicht, weil man aus solcher Mißachtung auf weitere Überschreitungen derselben Person schließen darf, die einem dann nicht mehr egal wären. Und schließlich die "geregelten Verhältnisse", die durch solche Mißachtung immer in Gefahr sind.
In welcher Form würden Sie sich, wenn Sie die gefährliche Lust schließlich überkommt, solcher Gegnerschaft stellen? Ich habe mal auf diesen Seiten von einer Phantasie geschrieben, in der ich einem dieser unsäglichen MP3-Krachmacher das Ding einfach entwende und aus dem Zugfenster werfe. Aber abgesehen davon, daß die heutigen Züge ja keine Fenster zum Aufmachen mehr haben, würde es sich ja dann doch auch nur wieder um einen Akt der Barbarei handeln. Wir wollen nicht hoffen, daß Barbarei die einzige Antwort auf Barbarei ist.