Nympha, mane!

Mittwoch, 21. Juli 2004

An Claudia (6.7.2004)

Heute morgen ist der Himmel ungewohnt tiefblau. Festliches Sonnenlicht hängt in den Bäumen. Schatten spreizen sich träge und schlaftrunken in Höfen und unter Hecken. Die Menschen scheinen langsamer zu gehen als sonst, als hätten sie mehr Zeit heute, und obwohl ihre Mienen mürrisch sind, können sie nicht verhindern, daß das aufgehende Licht in ihrem Auge blitzt. Als achteten auch Motoren und Getriebe das Fest dieses Morgens, sind die vielen Fahrzeuge leise und unauffällig. Der Kaffee duftet herrlich, die Arbeit ist sowieso erträglich. Daß ich dir schreiben darf, an einem Tag wie heute, ist etwas Wunderbares und Frisches, als hätte ich es eben erst entdeckt: Ebenso wie die Blätter der Bäume erst heute auf den Gedanken gekommen zu sein scheinen, das Sonnenlicht so herrlich zu spiegeln und so wunderbar und blitzblank zu glänzen, ja als sei die Sonne heute überhaupt zum erstenmal aufgegangen.

Wie mußt du an einem solchen Tag erstrahlen, frage ich mich, und muß dich sehen, sofort, dringlichst, unbedingt. Noch schöner muß dein Auge den weiten Morgenhimmel wiedergeben; noch duftender deine Haut schimmern im Frischlicht. Noch schöner deine Füße wandeln auf der sich wärmenden Erde.

Dienstag, 20. Juli 2004

An Claudia

Heute Morgen die Donnerschläge eines Gewitters, die sich polternd in den halbfertigen Schlaf drücken … Beunruhigungen, Sorgen. Es ist auswegslos. Ich komme an dir nicht vorbei, Claudia. Und doch kann ich nicht zu dir kommen, nicht mit dir sein. Es wäre grotesk. Von allen anderen Schwierigkeiten ganz zu schweigen.

Die Schwingen der Bäume hängen vollgesogen von Regen über den Weg. In den Pfützen stehen zitternd die Umrisse der Wagen und Baumstämme, und die Welt fühlt sich an, als sei sie schon viel später als sie wirklich ist. Der Sommer ist schon vorbei. Unsere Berührungspunkte jede Woche sind vergangen, bevor sie vergangen sind. Traurigkeit macht die Bäume schwer, und bald wird alles, was ich seit April oder Mai erlebe, wie ein immer fernerer Spiegel sein, in dem sich alles immer kleiner und kleiner spiegelt.

Dienstag, 6. Juli 2004

...

Nach zwei Wochen, während derer ich unter dem Brand und der Spannung eines Augenpaares gelebt und gedacht habe, drifte ich wieder hinab in die Nachlässigkeit und Selbstindulgenz des Nach-Innen, der Selbstbefriedigung, der Schlaffheit.

Letzten X-tag einige hastige, sich selbst kaum glauben wollende Worte, etwas wie ein Gespräch, ein nur flüchtiges Betasten und doch der Anfang der Wahrnehmung der Wahrnehmung des Anderen, und der Anfang des Wieder-Sprechens. Ich glühte vor Aufregung, wie in früheren Jahren, und nichts wollte hinterher Bestand haben, was nicht ihr Wort war.

Und wie schon so oft, so sammle ich jetzt wieder die Stücke dieses kurzen Wortwechsels auf, finde sie wie verstreute Scherben eines kostbaren, doch rätselhaften Mosaiks, die ich zusammensetze, um dann grübelnd seinen Sinn zu entdecken zu versuchen.

Montag, 5. Juli 2004

...

Nach den Gefühlsstürmen gestern heute nur noch eine böse Niedergeschlagenheit. Eine atemlose Nähe mit hastig zuckenden Blicken und sogar zwei Worte, die ich heimlich auf mich beziehe. Sie ist die Nymphe. Die Halbgöttin mit den klugen Augen, dem Mutterkinn, den schönen Händen; die Nymphe mit der schönen, selten zu hörenden Stimme, die in all ihrer Jugend, ihrem Frischsein und Jungsein doch so viel älter ist als ich: ich bin ihrer überhaupt nicht würdig, sie aber einem Gotte. Kaum kam ich nach zwei Stunden wieder zu mir. Ich wollte. Ich mußte. Ich verlangte nach. Ich entbehrte. Stunden blieben ungelebt liegen. Herzschläge vergeudeten sich an ein leeres Zimmer. Vor mir Bett, stiller Raum, Fenster mit blühenden Sträuchern, und überall herrscht Frühlingsauswegslosigkeit. Ich entbehre, und alles, was von irgendeinem Wert wäre, spielt sich fern von mir ab.

VOCES INTIMAE

... for we have some flax-golden tales to spin. come in! come in!

Kommt herein, hier sind auch Götter ...

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