Sonntag, 12. September 2004

Gespräch (zum Eintrag vom 11. September 2004

(Norberto)
Wichtig wäre auch,
über den Umgang mit den vielen, vielen Fremden nachzudenken, welche durch die Wälder sausen, die Räume bevölkern, nachts in eine Disco gehen möchten und auch noch Geld verdienen wollen, wovon indirekt (über Steuern) dann die Bibliotheken finanziert werden können.

(T. Th.)
welche Fremden?
Im übrigen ist es mir ganz recht, wenn die Leute, statt über den Wald herzufallen, sich in der Disco taube Ohren verschaffen, oder die Leihbibliothek finanzieren. Leider glauben auch diese, sie müßten mal raus aus der Stadt. Einsamkeit ist nun mal eins von den widersprüchlichen Gütern, deren Inanspruchnehmen mit ihrer Vernichtung einhergeht. Wenn alle einsam sein wollen, ist es keiner mehr. Wenn alle das Schwimmbad nutzen wollen, kann es keiner mehr richtig nutzen, dasselbe gilt für die Bibliotheken. Zum Glück (noch) nicht für Schulen, wohl aber schon für Universitäten.
Was Dein Kommentar aber mit meinem Eintrag zu tun hat, verstehe ich nicht ganz.
Um trotzdem noch dabei zu bleiben: Es ist ein alter Hut, daß viele Errungenschaften, Tätigkeiten, Angebote und Leistungen, vor allem kultureller Art, von allen Angehörigen einer Gemeinschaft finanziert, aber nur von einer Minderheit genutzt werden und auch nur genutzt werden können. Das ist insofern nicht traurig, als sich die Mehrheit überhaupt nicht dafür interessiert; es ist aber doch traurig, weil sie ja dafür teuer zahlen und ihnen etwas aufgebürdet wird, das sie nicht einsehen können (anders etwa als beim Gesundheitssystem, das auch die Gesunden wollen müssen); auch ist es ein flaues Gefühl, im Kulturschaffen finanziell von denen abzuhängen, die sich für Kultur nicht interessieren.
Auf der anderen Seite bedeutet der gegenwärtige Zustand nicht, daß es der einzig denkbare Zustand ist. Eine Gesellschaft, in der das Interesse an Kultur bei allen ihren Mitgliedern gleichermaßen ausgeprägt wäre, dürfte kaum das Ende der Kultur bedeuten.
Ich schweifte ab. Und habe immer noch nicht verstanden, was Dein Kommentar bedeutet.

(Norberto)
Mein Kommentar sollte daran erinnern, dass es noch andere Dinge gibt, die wichtig sind. Da du nur von deinen Freunden usw. gesprochen hast, habe ich daran erinnert, dass wir wesentlich auch mit Fremden zusammenleben. Dieser Aspekt des öffentlichen Lebens, wo auch Geld verdient werden muss, fehlt in deiner Liste.
Etwas allgemeiner formuliert: Du fragst nicht, unter welchen Bedingungen die von dir genannten wichtigen "Dinge" realisiert werden können; du nennst nur schöne Ziele, einen Wunschkatalog. Aber bekanntlich sind die Zeiten, wo das Wünschen noch geholfen hat, vorbei.

(T. Th.)
Ich wünsche nicht. Ich mache darauf aufmerksam, daß das, worauf es ankommt, mit Geld nicht zu kaufen ist. Und daß wir (ja, wir) trotzdem wie die Irren dem fehlenden Gelde hinterherjammern. Das mag eine banale, ja triviale Einsicht sein, wenn es aber so ist, warum sieht die Welt dann so aus wie sie aussieht? Natürlich kann einem das Liebesleben gestohlen bleiben, wenn der Magen knurrt; ich glaube aber nicht, daß es möglich ist, mich in dieser Weise mißzuverstehen. Sollte sich in dieser Auflistung jemand nicht wiederfinden, so sei ausdrücklich darauf hingewiesen, daß es sich um eine rein persönliche Werteliste handelt, die niemandem aufgezwungen werden soll und mit der ich auch keine Politik zu machen wünsche. Wer sich aber darin wiederfindet, der versteht vielleicht, worauf ich hinauswill. Auch möge jeder sein eigenes in Gedanken hinzufügen.
Die Leihbibliotheken tanzen hier etwas aus der Reihe, da sie mit Geld verwirklicht werden, das irgend jemand verdienen muß. Aber die Bereitschaft, Kunst zu machen, ein Buch zu schreiben, die Fallgesetze zu studieren -- die ist vom bereitstehenden Geld völlig unabhängig. Das Buch steht in dieser Liste für die künstlerische und überhaupt kulturelle Lebensäußerung und Lebensverwirklichung -- wozu ich auch Wissenschaft und Religion zählen möchte.
Im übrigen ist diese Erläuterung schal und überflüssig und nimmt meiner Auflistung ihren Reiz. Wenn sie überhaupt einen hat, das sei dahingestellt

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