Mittwoch, 19. September 2007

...

Hier war er zuhause, ganz: wo der regen gleichmütig fallend jedes geräusch zudeckt. Über den kaffee gebeugt lauschte er auf die kleinen abweichungen und details in der großen strömenden eintönigkeit vor dem fenster. Je länger man hinaushörte ins scheinbar gleichförmige, desto mehr einzelheiten erwuchsen dem ohr: metallisches ticken, rhythmisches klatschen, manchmal klirren wie von ketten, darunter, dazwischen, ein plätschern von bächen und rinnsalen auf asphalt oder stein, dann wieder das blubbern der regentonne, das knallen wuchtiger aufschläge auf autodächern oder wellblech, wie es scharf aus dem umgebenden klanggewoge herausbrach; ein mülltonnendeckel klickte leise, und glockenhell trafen tropfen in schneller folge aus einem überlaufrohr fallend auf ein balkongeländer.
Das alles bildete ein geflecht von wechselwirkenden stimmen, die in einem gleichgewicht zusammenkamen, dessen schwerpunkt sich immer wieder in feinsten abmessungen verschob und so mal die eine, mal die andere stimme herausstellte. Eine topographie des regens entstand im ohr, das platschen, klirren prasseln, brausen und rauschen erzeugte dem zuhörenden landschaften aus unterschiedlich nassen flächen und klangkörpern, rinnen, fließgeschwindigkeiten, wellenmustern und -linien, blasen und schaum. Ein baum wuchs da auf, vor dem fenster, aus in verschränkung einander begegnenden, in verästelungen ausgreifenden, fortstrebenden und wieder ineinander gemengten klängen, die den raum heranholten, und alles überflüssig machten, was weite, was entfernung bedeutete. Alles spielte sich hier ab, ein drama, das allein aus dem laut und leise, dem fächer und den schichtungen des klangs seine spannung und kraft bezog.
Bis die stimmen einander ablösend nacheinander verstummten, die blätter, der asphalt, später auch das ticken der regenrinne. Auf dem kopfsteinpflaster dröhnten mittlerweile wieder die reifen, Schritte hämmerten, eine Wagentür schlug. Es blieb noch das hallende gurgeln, mit dem der gully das zusammenströmende wasser aufnahm, während die wand gegenüber im hof jäh aufflammte im sonnenschein.




VOCES INTIMAE

... for we have some flax-golden tales to spin. come in! come in!

Kommt herein, hier sind auch Götter ...

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