Dienstag, 13. November 2007

Im später, verrückt

Ein großer Irrtum besteht vielleicht darin, anzunehmen, daß die Welt noch in Ordnung war, als man, weil man daß mit ß schrieb, oder nichts vom mobilen Telephonieren wußte, oder kindlich-unschuldig auf BH und Achselrasur verzichtete, die Vokabel Globalisierung allenfalls als das Herstellen eines Leuchtglobus gedeutet hätte, und die aggressivste Werbung schon darin bestand, Kinderreime zu naiven Melodien zu trällern. Warum empfinde ich so? Deute ich etwas als Symptom für die Schöneneuewelt, das in Wirklichkeit keines ist? Oder lediglich als Symbol für die Schöneneuewelt, als ein Zeichen, das nur Zeichen ist, ohne kausalen Zusammenhang? In diesem Fall bestünde der Irrtum darin, Bezeichnendes mit Bezeichnetem zu verwechseln. Oder ärgert mich das wirklich? Oder was sonst ärgert mich denn dann? Das Gefühl, immer stärker werdend, des Vertriebenseins aus der Welt, inmitten der Welt? Das würde bedeuten, daß ich im System der Dinge, Wertzuteilungen, Bezüge, Verhandlungen, früher mehr zuhause war, mehr in einem vertrauten Raum als ich es jetzt bin – ist das so? Wo war ich zuhause und wie befand ich mich da, vorher? Vor was eigentlich? Vor dem ersten Mobiltelephon, vor der Rechtschreibreform? Bevor das Wort Globalisierung in aller Munde war und für jeden beliebigen selbstverschuldeten Mißstand entschuldend gebraucht werden konnte?
Eine Grenze, die sich biographisch anböte, wäre die Rückkehr aus Griechenland. Danach war vieles anders, ich möchte sagen, alles, oder das Wesentliche, das Lebensgefühl. Entweder waren da alle in meiner Abwesenheit verrückt geworden, oder ich endlich so wach, diese schon frühere Verrücktheit zu sehen – und mich fortan noch daheim fremd zu fühlen.




VOCES INTIMAE

... for we have some flax-golden tales to spin. come in! come in!

Kommt herein, hier sind auch Götter ...

Epistolae electronicae:

talapenthea_thymon ad hotmail punctum com

Spurensucher

 

Web Counter-Modul


Marbach

Dieses Weblog wird durch das Deutsche Literaturarchiv Marbach archiviert.

Metron ariston

Pflichtnennung


Als wären nicht zweimal die Kräfte
An habent et somnia pondus
Astartes Lächeln
Colourless green ideas
Daß alles für Freuden erwacht
Dem geschah auch Lieb durch Liebe nie
Die Stadt am Ende des Jahrtausends
egregie dicta
Fasti
Flaschenpost
hemerolog
In Nemore
Logolog
Ludus Latinus
Mores Ferarum
Nicht mit gar zu fauler Zungen
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren