Freitag, 13. Februar 2009

Der Kampf um Ruhe (1)

Der Kampf um die Ruhe läßt mich manchmal Zuflucht zu seltsamen Hoffnungen und Ideen nehmen. Beispielsweise: Alle Bücher bis auf eine Handvoll verschenken, die Möbel auf den Sperrmüll geben, Wohnung kündigen und umziehen in ein Wohnmobil. Postalisch und behördlich gemeldet (in diesem Land muß ja alles seine Ordnung haben) wäre ich bei Freunden, während man mich immer gerade dort besuchen könnte, wo Licht oder Schatten angenehm fallen, der Blick aus den Fenstern erfreulich ist und wo vor allem eines vorherrscht: Ruhe.

Das einzige stehlenswerte Utensil wäre mein Laptop, das ich immer, wenn ich mein Heim verließe, mitnähme oder es, wenn ich beabsichtigte, eine Wanderung oder eine Reise zu machen oder mich sportlich zu betätigen, an meiner Arbeitsstelle ließe. Morgens führe ich mit dem Fahrrad und dem Zug zur Arbeit wie jetzt auch; mit dem Wohnmobil größere Strecken als nur von einer Oase der Stille bis zur nächsten zu fahren, käme mir nicht in den Sinn.

Bauwagen bei Bad Münstereifel

Nicht, wie man naiverweise vielleicht denken könnte, das Frisch- oder Abwasser, nicht die Stromversorgung oder die Heizung ist dabei das größte Problem. Nein, derlei hemdsärmelige Schwierigkeiten gelten mir als überwindlich, vieles von dem, was der zivilisierte Mensch angeblich haben muß, entbehrlich. Wenn Eskimos sich bei 0 °C wohlfühlen können, schaffe ich das sicher bei +4. Duschen kann man auch im Schwimmbad. Einmal die Woche reicht sowieso und ist besser für die Haut. Außerdem gibt es bei mir auf der Arbeit eine schöne Dusche. Für die Kommunikation gibt es ein Internetcafé und der piratöse drahtlose Internetempfang. Abfall wird man überall los, und Abfall zu vermeiden hätte dann plötzlich einen ganz anderen, neuen Sinn. Für das Abwasser wird sich auch was finden. Heute habe ich in der Beilage der „Süddeutschen“ gelesen, daß Miniwindanlagen schon ab 1000 Euro zu haben sind.

Nein, das größte Problem ist ein anderes, ein feineres, man ahnt es schon, es sind: die Bücher. Von denen mich zu trennen scheint mir (im Augenblick? Noch?) völlig unmöglich. Man könnte diese Situation als die praktische Instantiierung eines bekannten Fragebogenelements ansehen: Welches Buch würden Sie auf die einsame Insel mitnehmen? Die berühmte Antwort Umberto Ecos, das Telephonbuch (denn mit all den Namen könnte man sich so viele Geschichten ausdenken), scheint mir etwas radikal und – bei allem Respekt für eine reiche Innenwelt – ein bißchen solipsistisch. Andererseits: Da würde sogar das Laptop ausreichen.



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