Freitag, 12. Dezember 2008

...

Wie lautet eigentlich das Präteritum von hauen?
Was ist ein Born?
Was bedeutet sich (einer Sache) verdanken?
Daß Sprache sich wandelt, ist nichts Neues mehr und scheint sogar in den Köpfen der Mitglieder der DUDEN-Redaktion begriffen worden zu sein. Daß dies ein nicht aufzuhaltender Prozeß ist, hat sich zwar noch nicht herumgesprochen, ist aber ebenso richtig. Daß Sprachwandel weder gut noch schlecht ist, diese Ansicht würden wohl wenige Sprecher des Deutschen oder irgendeiner anderen Sprache teilen. So dürften wohl nicht wenige darüber besorgt sein, daß Ausdrücke oder Flexionsformen, die doch bis eben noch, wenn auch nicht zur Umgangssprache, so doch zum normalen schriftsprachlichen Wort- und Formenschatz des Deutschen gehörten, auf einmal in der aktiven Sprachkompetenz jüngerer Menschen fehlen und zum Teil gar nicht mehr verstanden werden. Besonders erschreckend ist das, wenn der Altersunterschied gar nicht so groß ist. So wunderte sich einmal ein etwa zehn Jahre jüngerer Kommilitone über den Ausdruck streitbar („Die Sueben sind die streitbarsten unter den germanischen Stämmen“).
Es ist schlimm genug, daß man als Glieder unterschiedlicher Generationen in verschiedenen Welten zuhause ist. Schlimm genug, daß heute kulturelle Phänomene, die eine lange und reiche Tradition haben, wie etwa die abendländische Oper, nicht nur nicht mehr vermittelt, sondern, wen wundert’s, von den Jugendlichen ignoriert werden. Am Schlimmsten aber ist der beginnende Verlust einer gemeinsamen Sprache. Als Linguist weiß ich, daß diese Formulierung übertrieben und am Sprachwandel nichts zu bedauern ist (weil es nämlich keine objektiven Kriterien für „Verlust“ oder „Gewinn“ gibt). Bestimmte Erscheinungen sterben ab, andere wachsen nach. Nur weil die ersten alt sind, sind sie nicht besser, ebensowenig wie die neuen schlecht oder Zeichen eines „Verfalls“ sind, nur weil es sie erst seit gestern gibt.
Als Muttersprachler aber und jemand, der in seiner Sprache zuhause ist, der seine Sprache aufgrund ihrer Möglichkeiten schätzt, sie um ihrer ihrer Schönheiten aber auch ihrer Widerstände und Unzulänglichkeiten und erst recht um der in ihr verfaßten Literatur willen, jawohl: liebt – beunruhigt mich ein solcher Wandel, bedaure ich ihn, empfinde ich ihn als Verlust.
Zwei, die nicht dieselbe Welt bewohnen, können sich, ist nur die Sprache noch gemeinsam, über die Unterschiede ihrer Welten verständigen. Zwei die nicht mehr dieselbe Sprache sprechen, nehmen einander womöglich nur noch als Kuriosität wahr. Schwerer als das aus gegenseitigem Vorbeisehen stammende Auseinanderdriften der kulturellen Welten ist das Auseinanderdriften der Sprachen.
Was uns trennen wird, ist dann nicht mehr, daß ich bei „Homer“ an den „ersten Dichter des Abendlandes“ (Latacz) denke, jüngere Menschen aber an eine Witzfigur mit dem Nachnamen Simpson; die Trennung reicht tiefer also nur die unterschiedlichen Assoziationen zum Stichwort „Hannibal“ (Elephanten hier, Lämmer da): Was uns dann trennt, ist die Sprache, und was beunruhigt, ist der Gedanke, wir könnten einander bald nicht mehr verstehen. Keine Fremdheit fühlt sich so vollkommen an, wie die sprachliche. Man muß nicht erst unter Menschen geraten, die eine ganz andere Sprache sprechen als man selbst; muß nicht erst in die Zwangslage kommen, ein ernstes und obendrein kompliziertes Anliegen mit Händen und Füßen verständlich machen zu müssen. Es genügt, in einem Gespräch ein Wort zu gebrauchen, das der andere nicht versteht – oder über das er womöglich in Heiterkeit ausbricht. Manchmal reicht eine Aussprache, die anderen auffällt, um sich verunsichert und höchst unbehaglich zu fühlen. Ich erinnere mich, daß ich einmal wegen meiner Aussprache des Wortes Walnuß (mit langem a) und über meine Zitierform des Fragepronomens was (ebenfalls langes a) regelrecht ausgelacht wurde. Dialektsprecher in einer Hochdeutschen oder Hochdeutschsprecher in einer Dialektregion dürften dieses Unbehagen ständig spüren. Eine vermeintlich falsche oder abweichende Aussprache kann manchmal sogar zur Stigmatisierung führen oder wird zum entlarvendes Zeichen (Shibboleth). Um wieviel mehr beunruhigt es, wenn sich herausstellt, daß man gar nicht verstanden worden ist, wo doch vermeintlich ich und der andere dieselbe Sprache sprechen. Es kommt manchmal vor, daß ich gegenüber Nachhilfeschülern Übersetzungsvorschläge gebrauche, die im Wortschatz des Schülers nicht vorkommen. Das Verb trachten war ein solcher Fall.
Trachten“?? fragt meine Schülerin zurück, und ich kann deutlich die beiden Fragzeichen hören. „Trachten!“ entgegne ich, „hast du noch nie das Wort trachten gehört?“
Kopfschütteln.
„Wie in jemandem nach dem Leben trachten
Kopfschütteln.
Während das unbehagliche Gefühl, das mich bei derartigen sprachlichen Differenzen beschleicht, noch eher persönlicher Natur ist, finde ich die Vorstellung in größerem Maß beunruhigend, daß, wenn die Umwandlung von Wortschatz und Flexion in dieser Geschwindigkeit fortschreitet und nicht auf Einzelfälle beschränkt bleibt, bestimmte Kulturgüter nicht mehr rezipiert und ihre Kenntnis, Präsenz und Verfügbarkeit für den täglichen Diskurs nicht mehr vorausgesetzt werden kann.
Ein paar Wochen später sagt mir meine Schülerin entrüstet, sie formuliere ihre Aufgabe doch nicht aus, vor allem, wenn sie die Primärtexte selbst nicht verstanden habe.
Warum habe sie es denn nicht verstanden?
Na ja, wenn das so komisch geschrieben sei …
Aha, denke ich. Wahrscheinlich kamen so merkwürdige Wörter wie nach etwas trachten vor. Übrigens sagte sie nicht „Primärtext“.
Man muß sicher nicht zu Kleist oder gar Luther hinabsteigen, um Texte zu finden, die merkwürdig geschrieben sind. Wahrscheinlich ist bereits Thomas Mann merkwürdig im Sinne meiner Schülerin. Wenn aber gewisse Texte, die ein klassisch gewordenes Kulturgut befördern, nicht mehr gelesen werden, weil die Sprache darin unverständlich ist, dann greift dieses Unverständnis auch wieder zurück auf die Trennung der kulturellen Welten. Irgendwann haben wir dann vielleicht die groteske Situation, wie sie John Updike in Toward the End of Time in einer Nebenszene schildert, wo er in einer etwa hundertjährigen Zukunft ein junges Mädchen eine gekürzte und mit erläuternden Anmerkungen versehene Ausgabe eines „Klassikers des ausgehenden zwanzigsten Jahrhunderts“ lesen läßt. Gemeint ist Noah Gordon. Weit hergeholt ist das nicht: Heute liest man an deutschen Gymnasien Das Parfum.
Ob meine Schülerin Das Parfum gelesen hat, weiß ich nicht. Der Name Christoph Willibald Gluck sagt ihr jedenfalls nichts. Der Name Jaques Offenbach auch nicht. Aber ich soll ihr ja auch Latein beibiegen, nicht die Musikgeschichte.
Vielleicht bin ich ja zu streng. Man kann nicht alles lernen, der Wissenszuwachs der Menschheit ist enorm, Selektion unabdingbar, die Konzentrations aufs Wesentliche wichtig. Schließlich muß man heute wissen, wie ein Textverarbeitungsprogramm funktioniert, wie man ein Mobiltelephon programmiert oder ein Filmchen bei Deineröhre hochlädt – das mußten wir zu meiner Zeit nicht. (Leider hat es den Anschein, daß die Fähigkeit, im Internet Relevantes von Unsinn zu unterscheiden, nicht zu diesen neuen Kernkompetenzen gehört. Jedenfalls ist die Herangehensweise derer, die mit diesem Medium aufgewachsen sind, von bemerkenswerter Blauäugigkeit.)
Ursache und Wirkung lassen sich aber auch umdrehen: Denn woher sollen bestimmte, heute auf das Schriftliche beschränkte Formen wie das Präteritum von hauen (für die jüngeren Leser: hieb) oder Vokabeln wie streitbar denn gelernt werden, wenn nicht aus den Texten, die aufgrund ihrer vermeintlichen Schwierigkeit gemieden werden? Daß diese Präteritalformen, daß diese Ausdrücke nicht mehr Teil des Sprachschatzes sind, beweist nichts anderes, als daß die Texte, in denen sie überhaupt erst begegnen, nicht mehr Teil der Lektüre derer sind, die heute in die deutsche Sprache hineinwachsen oder lernen sollen, sich mit mehr als nur dem allergröbsten Werkzeug in ihr auszudrücken: Sie sind dann nicht mehr Figuren im Sprachspiel, und insofern machen sie dieses Spiel ärmer.
Kultur und Sprache sind in diesem Sinne aufs engste miteinander verwoben. Es gibt keine lebendige Tradition ohne Kenntnis auch aus der Mode gekommener sprachlicher Form; und die Kenntnis dieser Sprachstufen wiederum versetzt erst in die Lage, literarische Traditionen zu rezipieren und weiterzutragen, daran mitzuwirken, daß der Faden nicht abreißt. Dazu scheint mir aber auch die Bemühungen von Schule und Elternhaus nicht ganz unwichtig zu sein. Irgendwo muß es eine erste Berührung, ein Hinführen geben. Als Kind haben wir noch selbstverständlich die Grimmschen Märchen im Urtext gehört. Ich bin sicher, daß das "komisch geschrieben ist". Gestört hat es uns nicht. Hauptsache, es wurde uns vorgelesen. Selbstverständlich ist aber heute gar nichts mehr.
Daß ich nicht weiß, was ein Mudda-Spruch ist, mag noch dahingehen. Daß meine Schüler den Namen Gluck nicht mit Musik sondern mit einem Huhn verbinden – das läßt sich richten. Wir leben bereits in zwei entfernten Welten, die sich nur im Trivialen noch überlappen. Ich weiß ja auch von einem Menschen namens Bushido nur den Namen und schließe messerscharf, dies müsse ein Japaner sein. Uninformiert bin ich also ebenso wie meine Schüler. Und aus der Sicht dieser Schüler ist mein eigenes Wissen ebenso belanglos wie Bushido für mich belanglos ist. Wichtig ist wohl, daß man sich trotzdem nicht aus den Augen verliert – und daß man sich verständigt, und es einem nicht gleich die Sprache verschlägt, weil man ausgelacht wird.
Immerhin habe ich nicht erklären müssen, was eine Oper ist. Es gibt also noch so etwas wie eine gemeinsame Basis, die nicht gänzlich trivial ist. Inzwischen weiß ich auch ungefähr, wer Bushido ist.
„Dann wollen wir mal weiterlesen“, sage ich zu meiner Schülerin und beende meine Ausführungen über Christoph Willibald.
Sie aber sieht mich an mit großen Augen und fragt:
„Was ist denn eine Owertühre?“




Das Wort des Jahres ...

... zweitausenundacht ist -- "Finanzkrise".

Wie originell. (Als ob das Jahr 2008 nur aus den Monaten November und Dezember bestanden hätte!)

Dienstag, 9. Dezember 2008

Ein Lichtlein brennt

Auf dem Athener Syntagma-Platz brennt schon der Weihnachtsbaum.

Das Bild zeigt den Weihnachtsbaum auf dem Athener Syntagma-Platz in Flammen. Der Griechische Text lautet: Die Polizei zeigt sich nicht. Land ohne Regierung und In der Gewalt der Vermummten.
Rechts darunter ist zu lesen: In Panik hebt die Regierung die Hände (= ergibt sich)

(Quelle: Tageszeitung Ta Nea)

Dienstag, 25. November 2008

Autofreier Sonntag

Damals, vor 35 Jahren standen die Räder still: Jogger liefen über die Landstraßen, die Rasenflächen an den Auffahrten dienten dem Familienausflug, und über die Autobahn fuhren Rollschuhläufer. Es war der 25. November und der erste autofreie Sonntag. Das Gefühl der Bedrohung durch eine Energiekrise infolge des durch die OPEC zugedrehten Ölhahns war so groß, daß sich die Bundesregierung zu einer drastische Maßnahme entschlossen hatte, die im großen und ganzen von der Bevölkerung mit Gelassenheit und Erfindungsreichtum mitgetragen wurde. Man genoß die Ruhe, ersetzte Lastwagen durch Brauereikutschen und holte das Fahrrad aus dem Keller. Und im übrigen war es ja auch mal ein interessanter Anblick, so eine Autobahn ohne Fahrzeuge.
Was ich dabei nicht verstehe: Warum wäre eine solche Maßnahme heute nicht mehr möglich, wo doch die Bedrohung ungleich größer und durch Diplomatie nicht mehr abzuwenden ist?
Und: Laut einem Rückblick im WDR-Radio habe man damals "begriffen, daß das Öl eine endliche Ressource" sei.
Nun, dieses Wissen scheint den Menschen hierzulande zwischenzeitlich wieder abhanden gekommen zu sein.

Dienstag, 11. November 2008

Novembermorgen

Beim Laufen an manchen Samstagvormittagen, in der bewegten Stille des Lichts, im Wald: Ein solcher Geruch, es ist, als hätte es ihn seit fernsten Kindertagen nicht mehr gegeben. Eingekapselt in den Duft von Sonnenwärme in der Kiefernborke ist da plötzlich etwas wie Schwingende Drähte. Warmer Sandstein. Sonne wie Staub vor den Fichten wirbelnd. Trocken leuchtende Fäden der Spinnen. Die Luft, deren Kühle bis ins eigene Blut vordringt. Wassergurgeln in Gräben. Es ist ein Anhauch, der intensiv nach Wiedergefundenem riecht, und jenes seltsame Erschrecken auslöst, das jedem unerwarteten Wiedererkennen immer um einen Herzschlag voran geht. So nah ist plötzlich alles, so greifbar, so transparent alle Geheimnisse, keine zwei Gedanken mehr entfernt, daß man schon jubelt, jetzt nur aufpassen, jetzt nur nichts versäumen, hellwach jetzt! Man bräuchte nur die Hand ausstrecken. Nur noch einen Schritt tun, einmal Luft holen, den Gedanken zu Ende denken.
Doch dann, noch ehe man richtig mitbekommen hat, was geschieht, schreit ein Häher; das Laub knistert, die Wasserflächen ziehen sich kräuselnd zusammen, und schon haben sich alle Zeichen des inaussichtgestellten Glücks schon wieder aufgelöst und sind so unwiderruflich verschwunden, daß nicht einmal die Inaussichtstellung selbst, sondern nur das Gefühl eines nunmehr endgültigen Verlustes zurückbleibt.

Mittwoch, 5. November 2008

...

bei uns in der straße ist gerade Martinsumzug.
das ist sehr schön anzusehen, und macht mir umso mehr freude, als es mein namenspatron ist, der da gefeiert wird -- aber, so gerne ich die auf und ab wippenden lampione, laternen, lämpchen sehe, so sehr es mich auch freut, mit wieviel ernst die kleinen dabei sind, so sehr ich es mag, wie sie alle mit ihren lichtlein stolz vor sich in der hand dahertrippeln: lieber wärs mir, es würde auch am 11. stattfinden und nicht irgendwann ungefähr dann. ich meine, heiligabend ist auch am 24. und die fronleichnamsprozession ist an fronleichnam und nicht irgendwann um die drehe. ich weiß ja auch, daß man dem rheinländer am 11. november mit st. martin nicht kommen kann. nur finde ich, da stimmt der vorrang nicht.
aber nun gut. schön anzusehen war es. und gepfiffen und gepaukt und posaunt wurde auch schön laut und
schräg.

Samstag, 1. November 2008

...

Als dürfte die Zeit nun endlich ausruhen, so still, selbst
die Blätter, sie fallen nicht mehr, sie schweben, wenn
eine frühe Sonne sie anstößt.
Mit den Adern ziehen sie den Glanz
aus der Luft, alles Luftige an ihr ziehen sie heraus, bis alles an Farbe verstummt und
an den Felsenfinsternissen zugrundegeht.
Meterhoch steht die Dunkelheit
zwischen Pfahl und Pfahl der Laternen, Mehlbeeren hängen in ihrem Flor aus Schatten, der Weg vom einen
zum anderen Ende der Hecke so lang wie
ein Nachmittag still wird, den die Glocken erfanden, jedes Geräusch brächte die Beeren
zum Platzen, das Gleichgewicht der Schwäne
zum Sturz. Sprühlicht, unter den Zweigen schwimmt schon der Himmel
davon, die Ferne schlägt an die Scheiben,
drüben, am Park atmen die Fenster ihr Innen aus.

Donnerstag, 16. Oktober 2008

Hörerbrief

Sehr geehrte Damen und Herren,

nein, ich will nicht in den (fraglos vielstimmigen) Chor derer einstimmen, die den Verlust einer so originellen, informativen, anregenden, labyrinthisch-verzweigten, herrlich langsamen Sendung wie "wdr3.pm" es war, beklagen wollen. Schlimm genug, daß die Sendung gestrichen wurde; aber die Wege der Programmdirektion sind (zwar nicht wunderbar aber) rätselhaft, und ein Hörerkommentar wird daran nichts ändern, viele Hörerkommentare vermutlich auch nicht. Sei's drum. Daß aber nun auch die Internet-Dokumentation dieser Sendung sang- und klanglos verschwunden ist, so daß man nicht nicht einmal mehr erinnern darf, oder, wichtiger, recherchieren kann, das ist nicht nur bedauerlich, sondern wirklich schlimm. An vieles erinnert man sich vielleicht dunkel, das man noch einmal aufspüren möchte, um es als Tonträger oder in gedruckter Form zu beschaffen, sei es ein Gedicht, einen Prosatext, einen Verweis auf Film, Bild oder Theater, der neugierig gemacht hat. Es wäre nun ein großer Verlust, dem nicht früher nachgegangen zu sein. Ich möchte Sie also bitten, die Ankündigungen und vor allem die Laufpläne der wdr3.pm-Sendungen wieder einzustellen. Sollte dies aus irgendwelchen (von mir ohnehin und schon a priori nicht einzusehenden) Gründen nicht möglich oder unerwünscht sein (als wollten Sie mit diesem alten Ballast nichts mehr zu tun haben, sich von dieser Ära ein für allemal lösen wie von einem Makel), bitte ich Sie um die Zusendung (als pdf-Datei) der Laufpläne dreier Ausstrahlungen, deren Titel oder Datum ich leider nicht mehr erinnerlich bin. Die erste Ausstrahlung handelte von Tieren; die zweite von Drogen (irgendetwas von "siebtem (oder achtem?) Sinn" im Titel); die dritte von Wirklichkeit und Unwirklichkeit (Titel: "Nicht wirklich. ..."). Soweit ich mich erinnere, stammten alle drei Produktionen aus der Feder des wunderbaren Mario Angelo, dem Sie gerne meine bewundernden Glückwünsche ausrichten dürfen.

Hochachtungsvoll,
T. Th.

Freitag, 10. Oktober 2008

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Manches hat sich seit der Antike nicht verändert.

„Alii summum decus in carruchis solito altioribus et ambitioso vestium cultu ponentes sudant sub ponderibus lacernarum, quas in collis insertas cingulis ipsis adnectunt nimia subtegminum tenuitate perflabiles, expandentes eas crebris agitationibus maximeque sinistra, ut longiores fimbriae tunicaeque perspicue luceant varietate liciorum effigiatae in species animalium multiformes.“

Ammianus Marcellinus. XIV.6

Andere erblicken die größte Zierde in einem vierrädrigen Wagen, der höher ist als das gewöhnliche Maß, oder verwenden viel Ehrgeiz auf ihre Kleidung und schwitzen förmlich unter dem Gewicht des Obergewands, das sie in den Kragen einstecken und am Gürtel festmachen. Gewänder, die aufgrund der allzugroßen Feinheit der Kettfäden zum Bauschen neigen: Sie lassen sie denn auch mit häufigem Schütteln auffächern, besonders auf der linken Seite, damit die ziemlich langen Fransen nur ja deutlich sichtbar sind und die Tuniken darunter hervorleuchten, die vermittels verschiedenfarbiger Schußfäden mit den Abbildern vielgestaltiger Tiere versehen sind.

Montag, 6. Oktober 2008

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Die Studenten von heute -- So jung war ich nicht einmal, als ich in dem Alter war.

Montag, 29. September 2008

alles richtig

Wenn es möglich ist, daß jemand alles richtig macht, und trotzdem ein miserables Buch schreibt, dann besteht doch die Hoffnung, daß vielleicht auch die Umkehrung stimmt, und man ruhig den einen oder anderen Fehler machen und dennoch ein wundervolles Buch dabei schreiben kann?

unausgeschlafen

Auch so ein Ärger: All die Zeitgenossen, die morgens um sechs ihre Freude darüber, daß endlich wieder ein Arbeitstag begonnen hat, nicht für sich behalten können.

Freitag, 12. September 2008

Endlich!

„Πιστή στον επταετή κύκλο της, η Ζυράννα Ζατέλη έχει σχεδόν έτοιμο (640 από τις 680 συνολικά σελίδες) το νέο της μυθιστόρημα Το πάθος χιλιάδες φορές που αποτελεί τον δεύτερο τόμο της τριλογίας Με το παράξενο όνομα Ραμάνθις Ερέβους. Ο πρώτος τόμος, με τίτλο Ο θάνατος ήρθε τελευταίος, είχε κυκλοφορήσει τα Χριστούγεννα του 2001. Δουλεύοντας αυτόν τον καιρό σκληρά, στις διορθώσεις και στα δοκίμια του καινούργιου μυθιστορήματός της, η Ζυράννα («la Zyranna nationale», όπως την είχε αποκαλέσει η εφημερίδα Le Monde) δεν διστάζει να δηλώσει ότι αυτό το βιβλίο «είναι το πιο ζόρικο και το πιο απολαυστικό παιδί» της. Εχοντας δει μερικές σελίδες, νομίζω ότι είναι το πιο γερό βιβλίο της. Ξαναβρίσκουμε εδώ, με ανυπομονησία μετά την αναμονή των επτά χρόνων, τον κόσμο της Ζυράννας Ζατέλη, ένα μοναδικό σύμπαν που το στοιχειοθετούν αλλόκοτες ιστορίες και το κατοικούν η γλώσσα, η φύση και ζώα με ανθρώπινες ιδιότητες. Αλλωστε στο σπίτι της περιοχής του Μακρυγιάννη όπου κατοικεί η Ζυράννα μαζί με τις γάτες της Σέρκα (από το όνομα ήρωά της) και Ζαΐρα αναρωτιέται κανείς ποιος φιλοξενεί ποιον: η Ζυράννα τις γάτες ή οι γάτες τη Ζυράννα; „


„Ihrem Siebenjahreszyklus getreu hat Siranna Sateli ihren neuen Roman Το πάθος χιλιάδες φορές (Die Leidenschaft tausend Mal), zweiter Teil der Trilogie Με το παράξενο όνομα Ραμάνθις Ερέβους, Mit dem seltsamen Namen Ramanthis Erebus), fast fertig (640 von insgesamt 680 Seiten). Der erste Teil (Ο θάνατος ήρθε τελευταίος, Der Tod kam zuletzt) erschien Weihnachten 2001. Derzeit arbeitet die von der Zeitung Le Monde „La Zyranna nationale“ genannte Schriftstellerin hart an den Korrekturen ihres neuesten Romans und erklärt ohne zu zögern, dies sei ihr anstrengendstes und zugleich genußvollstes Kind. Nach der Lektüre mehrerer Seiten glaube ich, daß es ihr stärkstes Buch ist. Gespannt nach der siebenjährigen Wartezeit findet man darin die Welt Siranna Satelis wieder, ein einzigartiges Weltall, in dem es von seltsamen Geschichten spukt, und das von der Sprache, von der Natur und von Tieren mit menschlichen Eigenschaften bevölkert wird. Übrigens fragt man sich ja, wer wen beherbergt in jenem Haus im Makrygiannis-Viertel, wo Siranna Sateli mit ihren Katzen Serka (nach einer ihrer Romanfiguren) und Zaira wohnt: Sateli die Katzen oder die Katzen Sateli?“

Heißt es in der Ausgabe von To Bema (TO BHMA) vom vergangenen Sonntag (7.9.2008) in einer Kurzmitteilung.

Dienstag, 9. September 2008

...

Die frage nach der lebendigkeit der figuren. Ich frage mich, ob eine geschichte so funktionieren kann, ob sie interessieren kann. Meine figuren haben kein eigenes leben außerhalb ihres begehrens und wollens. sie haben triebe ohne triebfedern. sie sind typen, keine personen. sie sind schattenrisse des begehrens.

Montag, 8. September 2008

So nicht

So geht es nicht.

Ich weiß nur, daß es so nicht geht. Nicht gut-, nicht los-, nicht weiter-. Seit Monaten sitze ich in einer quälend engen Kiste, versuche, eine Haltung einzunehmen, die nicht peinigend unbequem ist. Wie ich mich drehe und wende: Grenzen, Grenzen, Grenzen. Druckstellen an allen Orten, vorzüglich aber an den gestauchten Flügelspitzen. Mein Lebensplan, meine Lebensverfassung, nicht lebbar? Grimmiger Starrsinn wechselt mit sturztiefer Hoffnungslosigkeit. Zumal es um Grundlegendes geht, um Unentbehrliches, Wohnen, Essen, Schlafen. Geld, immer wieder Geld, das verhaßte Medium, worüber auch nur eine Minute nachgedacht zu haben eine verschwendete Minute ist, in meinen Augen.
Hoffnungslosigkeit: Weder Brief noch Siegel hab ich, nichts kann ich richtig, auskennen tu ich mich noch weniger, meine Ellenbogen sind schmal und weich, weil ich sie zum Nachdenken allzuoft aufs Knie gesâtzt hab. Ich weiß gleichwohl nichts, jedenfalls nichts, was hier gebraucht wird (so die ätzende Übereinkunft aller).
Der grimmige Starrsinn: Andere haben’s auch geschafft, arbeiten nur ein halbes Jahr, wohnen in Holz und Wald oder Baum, haben die Gewißheit, abends in die Stille einer geographielosen Nacht niederzufallen, sitzen vorm Ofen und sind glücklich ohne elektrisches Licht.
Ich kann Latein und Griechisch und verstehe mich aufs Einpacken von Seifenblasen, sowie auf den schwindelnden Bau von Luftschlössern, Windburgen und Wolkenkuckucksheimen. Denke Wege ins Weglose, erfinde Wörter für Farben, die es nicht gibt und lausche dem Wind seine Geheimnisse ab, großohrig. Gebe auch gerne ambigue Prophezeihungen für zukünftig scheiternde Feldherrn. Jemand eine Beschäftigung für mich? Ein Mäzen? Ein Luftschloßritter, der seinen Töchtern Horaz nehebringen will? Ein Grenzflußüberschreiter? Ein Wolkenkuckucksheimbauherr?
Es bleibt: Den Gürtel enger schnallen, den Kopf in den Wind stecken und einfach nicht akzeptieren wollen, daß die selbstverständlichen Dinge heute unbezahlbar sein sollen.

Freitag, 5. September 2008

Sommerepigramme II, 9

Morgen für Morgen dasselbe Licht, als wär es ein Echo

frühster Geburt, die aufs neu Klang aus sich selber erschuf.





VOCES INTIMAE

... for we have some flax-golden tales to spin. come in! come in!

Kommt herein, hier sind auch Götter ...

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