Montag, 14. November 2005

...

tapp, tapp hinter mir her. jeder schritt, jede wendung, jedes stolpern, tapp, tapp. jedes zögern, jedes weiter, tapp? tapp!, jedes schreiten, jedes schlendern: tapp … tränen stehen wartend hinter wällen aus schalentieren. tapp … musik bricht nachmittageweis aus den gefäßen, ein klingender mehltau, abgeschwitzt aus der trägheit der stundenweiser und in die mittagshitze verzittert, die draußen vor dem fenster hockt und grinst, so geht es nicht weiter.

ich könnte so viele konjunktive. doch geschichten sind schwerer zu erzählen, als einem die bücher weismachen wollen.

ich könnte beobachten, und ich tus auch. ich könnte schreiben und ich tus auch. ich könnte mich untätig ins gras setzen und der sonne beim rollen zusehen. ich tus. beobachtetes beobachten. als könnte jemand seinen eigenen schatten einfangen und unter glas setzen. in meiner kindheit sagte man neber mir. ich horche. die entschlüsse brodeln. ehe sie sich milde in schlaf auflösen, dann ist wieder ruhe und die kurven sind still. so geht es nicht weiter.

jedes glück ein pakt. jedes aufatmen und aufbrechen eine übergangsregelung. jede sonne im gesicht aufschub. hinhalt. noch einmal und noch einmal und noch einmal pause. so oft sich sammeln und haltmachen, daß das sammeln und haltmachen zum lebensinhalt wird. wenn es nicht das eine ist, ist es das andere, manchmal rauschesgrelle am morgen, dann wieder tropft spermatöses erwachen von den wänden. tapp, tapp. folgt es mir, oder folge ich? je schneller ich renne, desto ruhiger wird alles. bleibe ich stehen, bricht der lärm aus gesichtslosen mündern. so geht es nicht weiter. so. nicht.

tapp, tapp, wohin des weges. kein weg mehr führt ins wasser, oder in den rausch blinder helligkeit, die das samenkorn in sich barg. nein, wir sind ja schon weiter, höchstens noch, daß die tage bäume schütteln. kenn ich schon kenn ich schon. von hier aus geht’s nach da und dann nach dort. träume schäumeln unentwegt. da sitzt etwa die alte auf der schwelle unterm feigenbaum, kinder spielen ausgelassen in geweißelten gäßchen, sonnenuntergang verheddert sich in piniennadelgrün, auf dem marmor klirrt eis und anis. wär das was?

tapp, tapp.

oder die uferpromenade, die man mit dem kinderwagen abfährt, während onkeltanten, gattin oder dergleichen am arm hängen, wär das was? sonntagnachmittage mit sahnetorte, die im magen schaukelt, schläfrigem bauchansatz und kindergeplapper und in gedanken weilt man schon beim braten, beim üblen projekt des montags, wär das was?

oder einfach weitermachen? aber das tut man ja sowieso, wenn man gar nichts tut. und das tut man meistens.

oder das haus am meer. da sieht man den eigenen riesen vor seinem schatten am schreibtisch sitzen, bücher neigen sich halbschattig aus dem regal, draußen kocht die see. wär das was. dazu müßte man jeglichen traum von sich getan haben: der da sitzt, ist ein riese ohne traum. oder er ist sein eigener traum, was auf dasselbe hinausläuft.

tapp, tapp, tagaustagein, bahnsteigauf bahnsteigab, von stadt zu stadt von haus zu haus. tapp tapp. wie licht über die stirn geworfen.

am heck stehen und dorthin sehen, wo längst keine küste mehr ist. tapp tapp, ist da wer. der versuch einer rettung scheitert täglich. mit jedem scheitern aber wachsen die heimstätten des riesen, die süßen höhlen, die stille ruh. die traumlose ruh.

(tapp tapp)

kein zuhause haust mehr, und die frage ist, ob es jemals anders war.

so geht es nicht weiter.

weiter geht’s.

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