Während die Buchfinken ihr Geperl aus den lichten Kronen hängen lassen, tönt unten im Dorf die Glocke. Ausgerechnet ein Pfau gibt sich die Ehre, zerspaltet die Ruhe mit seinem Schrei und zieht seine Prachtschleppe durchs Unterholz. Die Keimblätter von Buchenschößlingen stecken ihr fettes Grün durchs Vorjahreslaub, dem schütteren Licht entgegen. Überall stehen sie, die Hallen sind voll davon. Nebenan auf dem Sportflugplatz startet ein Flugzeug, dessen Gedröhn sich bald an die Ferne verliert. Ein schwaches, schläfriges Zittern bleibt in der Luft hängen. Die Sonne schmeckt nach Frühsommermittag und Erdbeerkuchen mit Sahne.
Wie sehr hätte ihm, dessen Asche wir hier der Erde, den Buchen und Eichen und Linden übergeben, wie sehr hätte ihm diese Mittagsstunde, wie sehr ihm dieser Wald gefallen. Die Buchenkeime, die feuchtgefalteten Blattaustriebe, das zwischen die hellen Stämme gewobene Licht. Die Stimme der Urenkelin, die den ersten kletterbaren Baum sofort in Besitz nimmt.
Wir stehen in Stille, einem Schweigen nach den letzten Worten, dem Spiel der traurigen Flöte, das der Wald sogleich an sich nimmt und verbirgt und eintauscht gegen die Vielfalt seiner eigenen Stimmen. Etwas raschelt im Laub. Die Sonne blinzelt.
Dicke Erdbrocken poltern auf Rosen und Urne. Wenige Spatenstiche, ein Schwung mit dem Rechen, und Laub bedeckt wieder die Stelle. Wir wenden uns ab, kneifen die Augen gegen das Licht zusammen, sehen noch einmal auf zu der Eiche, die das Grab beschattet, wischen uns die Tränen ab und machen uns auf den Heimweg. Da ist es gut, daß die Sechsjährige schon wieder lacht und herumtollt, daß sie jetzt bei uns ist, mit ihrer unbeirrbaren, so rasch zurückgewonnenen Fröhlichkeit, uns Großen ein Trost.
von:
Talakallea Thymon - am: 25. Apr, 11:16 - in: Werke & Tage
Dreieinhalb Stunden halbverschlafene Zugfahrt durch Sonnenkanäle und neben schlammigem Glitzern her haben mich hier in diese mir plötzlich recht fremde und verstörende Runde gebracht. Allein war ich, und allein in Gedanken an Dich, bedachte und betrachtete, was wir gestern gesprochen haben, was wir heute einander geschrieben haben, was ich Dir übermorgen sagen will. Ich hätte so gerne einen ruhigen, sich bis in den Nachmittag gelassen dehnenden Morgen mit Dir, in Regen oder Licht, mit Stimmen von Vögeln oder Nebel vorm Fenster und dem Duft Deines Atmens unter meiner Haut.
Mein Vater zum Zerspringen gedeckelt und abgedämpft aggressiv, daß es mich selbst vom Stuhl wegreißen will, auf dem ich festgewurzelt ausharre, während das Bier im Kühlschrank kaltet. Meine Patentante plappert, die Großmutter zeigt eine Anhänglichkeit an ihren Enkel, die ich nicht vertrage. Das Begräbnis morgen erscheint mir wie eine zu spät gefeierte Feier, ein Nachtrag zu etwas, das schon längst abgeschlossen ist, eine schmerzvolle Fußnote, ein Zerwühlen, abermalig, eine Qual.
Sonntag endlich Aufbruch, das scheint in weiter Ferne. Das ganze lange Geratter und Gerüttel wieder rückwärts und diesmal mit noch größerer Ungeduld im Herzen ... ich laß mich tragen und kann vielleicht wieder schlafen. Ich hätte so gerne einen Morgen mit Dir für uns allein.
von:
Talakallea Thymon - am: 23. Apr, 11:18 - in: Werke & Tage
atemlosherzverklopft
zwischen
schnaufdecken und
gänsehäuten hangend
zerwühlte lippen und krabbelfingerkäferchen
regenbogengeläute
bimbam unter
kribbelfellen, vielfach
jenseits der müdigkeit
ein hallen von ferne und
atmen verliert sich flatternd
ans regenferndraußen
sinken.
kußzerknautscht
einträumen
morgendlich
wieder
unausgeträumt
ausnachten
sich herauflotsen lassen
zu zweit
von könig und taube
von:
Talakallea Thymon - am: 20. Apr, 11:19 - in: Dem geschah auch Lieb durch Liebe nie
Da ziehen ihre Blicke Vögel und Eichhörnchen für mich aus dem Gesträuch, daß ich sie auch sehen darf, lenkt ihr Finger mein Auge auf Winziggeflatter und offenen Schnabel, und scheue Minuten lang singt der Zaunkönig nur für uns beide.
Sie zeigt, deutet, benennt, öffnet Auge mir und Herz. Dieses Blatt seh ich nun zum ersten Mal, und jene Blüte, und diesen Vogel, und nebenbei lerne ich, was caulifloral bedeutet. Schneeballduft winkt uns auf den Wegen entgegen, unsere Nasenflügel blähen sich verzückt, wir sehen uns an, gehen weiter, und endlich wag ichs und tue, was ich schon tun will, seit die Haustür hinter uns ins Schloß gefallen ist, zupfe sie am Ärmel, nehme ihre Hand. Stille Zauber webend steht im verborgenen der Aaronstab dabei.
Wie blind war ich, daß der Frühling mir das Herz so resolut hat zurechtrücken müssen … und die sinnlosen Fanfaren haben sich wieder in Vogelstimmen verwandelt.
von:
Talakallea Thymon - am: 18. Apr, 11:21 - in: Dem geschah auch Lieb durch Liebe nie
Lange gehörten mir meine eigenen Stunden nicht. Wo waren denn die Lieder, wenn ich sie brauchte? Warum ließen sich die Stimmen nicht mehr deuten? Wege liefen von selbst hin und her, ohne den Fuß von Engeln, der sie verhielt. Winde legten Laub zu apokryphen Mustern, und die Nächte versteckten sich vor meinen Schlüsseln. Lange Zeit winterte es, von Zimmer zu Zimmer. Nun aber müssen die Nächte in meine Hand zurückkehren und die Tage wieder jung werden.
von:
Talakallea Thymon - am: 14. Apr, 11:28 - in: Werke & Tage
Oh ich verstehe. Ich würde das auch nicht mehr wollen. Warum nicht? Damit ich späterhin nicht in die Verlegenheit käme, es ihm erzählen zu müssen. Und wer wollte schon eine Liebe mit Heimlichkeiten beginnen … Und weil ich es verstehe, mehrt es mir den Schmerz. Meine eigenen Bedürfnisse, so wie ich sie in ihrer Haut hätte, finde ich ja in ihr wieder. Das erlaubt den Schluß auf Gefühle in ihr, die mich schon ausschließen aus dem innersten Kreis.
Wenn nicht die letzten Monate sowieso einer Illusion anhingen. Ich war ja längst draußen.
Wieviele dieser Abschiede und kleinsten schrittweisen Ausschließungen muß ich noch erleben? Das letzte Mal ihr Körper auf mir; dann die Nachricht; ein letztes Mal Händchenhalten im Kino (was für eine Illusion auch dies!); und nun das letzte Mal wenigstens neben ihr, an ihr fernes Atmen gedrückt, einschlafen, ach, und schon dieses letzte Mal war zu viel, ein bitterer Nachtrag. Reuen muß mich das. Zuvor wäre ein schönes Letztesmal gewesen. So aber steht als frischester und wohl bleibender Eindruck nun dieses Erzwungene da. Das zu denken, und auch, daß ich die Grenze überschritten, lästig geworden bin, macht mich noch viel trauriger.
Noch einmal trinke ich nun aus dieser Ringeltasse. Ich frage mich plötzlich, ob sie ein Geschenk an mich war? So sehr gehört sie in diese Wohnung, an dieses Bett, zu dieser Stunde, ist verbunden mit E.s halbschlafender Stirn („Soll ich dir einen Kaffee machen?“), an den Duft der Decken, daß ich es nicht mehr weiß. Jedenfalls kann ich sie nicht mitnehmen. Auch wenn sie ein Geschenk war, es ist unmöglich. Ich kann wohl dies Stück gebrannten geformten Tons mitnehmen, diese Tasse aber, an der die Monate hängengeblieben sind, die nun mehr ist als sie selbst, die hätte ich dann nicht mehr in den Händen.
Was steht nun aus? Der Tag, an dem der Herold eines schwarzen Frühlings ihr Glück mit dem Anderen verkünden wird.
Fast wünsche ich ihn herbei, diesen Tag, damit endlich Ruhe ist.
von:
Talakallea Thymon - am: 13. Apr, 11:29 - in: Wem nie durch Liebe Leid geschah
Abend in Impekoven. Gras unter schräger Sonne besponnen mit silbrigschwankenden Drähten von Halm zu Halm. In Stille eingesunkenes, zerhuftes Klappern, Stimmen von fern, vertröpfelnd zagen die Vogelstimmen. Meisen, eine letzte Amsel, ein Zilpzalp, fast ists ein Zuhause, zumindest tönt die Stunde wie eine Rückkehr. Nur so allein, was aber vielleicht gar nicht so schlimm ist.
Ende März schrieb ich dies, erinnernd. Ich konstruiere mir meine neue Verfaßtheit, eine Ichbestimmung für die nächsten Monate erfinde ich mir, lege mir meine Einsamtage, meine Genügsamtage zurecht und vor mich hin. Betrachte diese neue Zeit und nehme mir vor, ohne Leid, ohne Zerquältheit zu sein. Annehmen, was kommt, ebenso wie was ausbleibt, das will ich, und keinen Mangel dabei haben.
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Talakallea Thymon - am: 12. Apr, 11:39 - in: stundenbuch
Ein Stein am Straßenrand, dicht an den Lärm der Autos gefügt, die dort wieder fahren, wo ich gerade noch der Erschöpfung in die Arme lief.
Den Kleiderbeutel zwischen den Knien, die Füße müde im Staub, beginnt in der Stirn Fieber zu lärmen. Der Vater sucht nach dem Wagen, die Autos brausen, über mir schlagen die Linden alleeweise aus. Alles rückt weit fort. Die Gesichter und Stimmen dieses Vormittags schauen mich befremdet an. Es will mir das alles lächerlich scheinen, als wäre, was ich getan habe, ein völlig sinnloses Opfer. Ich schüttele den Kopf. Keine Hand, die sich mir auf die Stirn legt. Ich weiß nicht einmal, ob diese Berührung mich jetzt stärken würde, ob sie hilfreich wäre. Doch ohne sie sein zu müssen, ist schwer zu ertragen.
Da verzieht sich mir das Gesicht wie von selbst zu stillem Weinen, als welkte die heiße Stirn. Die Häute sind dünn geworden wie nie. Wie sehr ich mir was vormache, mir ein standhaft erkämpftes Tapferglück einrede, tagein, tagaus: Das verstehe ich in diesem Augenblick, und daß 42 Kilometer ausreichen, mich aller Wehrhaftigkeit zu berauben und mir in aller Schärfe klarzumachen, wo ich bin und wie die Dinge liegen. Es ist ein Augenblick entlaubten Alleinseins, maskenloser Verlassenheit.
Aber ich weinte nicht. Ich wehrte mich. Nicht in all dem Lärm, dachte ich, alleine auf einem Stein am Straßenrand hockend, nicht zwei Minuten zwischen Sitzen und Wiederhochmüssen, nicht vor dem Vater, dem ichs nicht hätte erklären wollen oder können.
von:
Talakallea Thymon - am: 12. Apr, 11:32 - in: Werke & Tage
Nichts tritt aus der Nacht. Überall ist Dort, ist Jenseits. Die Füße kommen nirgendwohin, die Arme, ausgestreckt bis in die Fingerspitzen, berühren nichts. In den Handgelenken, in den Schläfen, in den Füßen pocht es ganz leise, hörbar nur, wenn man die Augen schließt und geneigter Stirn den Atem verhält. Der Kopf bebt vorm Ansturm des Bluts, Schlag auf gesammelten Schlag. Kühlschrankbrummen zittert an den Beinchen des Weberknechts, die Kochdünste von gestern, der Schimmel von vorgestern, das ist fast schon ein Trost, ein Leben, eine Stimme. Geisterstühle tragen Riesenschatten unter sich. In der Weinflasche schwimmt drei Sehnsüchte hoch der Mond. Vorhin enttraten Amselschnäbel der Dämmerung, den letzten Wind wollen die Eiben aufgesogen haben, man steht plattgedrückter Nase am Fenster und breitet aus sich Nebel über die Welt, und das Herz so müde und drangegeben an Dunkel und Vollmond und die Schatten in der Küche, im Rücken, im Raum, daß nicht einmal mehr Worte, die letztgebliebenen Geister, sich vom Dunkel entkleiden.
Ich freue mich auf den Tag, wo ich mir wieder Melancholie leisten kann. Und ich fürchte diesen Tag. Ich sehe ihn voraus, ich sehe die Abende voraus, am Fenster, durchwetterleuchtet von Erinnerung und Süße, sehe es voraus als dasselbe, das ich jetzt schon von anderen Geschichten heraufziehe und nach-fühle. Was für ein bitteres Erschauern, bitter, weil es dann nicht mehr bitter ist … bei Kerze, Tee und Schubert. Und noch eine Geschichte, groß wie ein ganzes Leben, und noch eine. War das wirklich alles, was davon übrig sein wird, ein wohlig-trauriges Erinnern an frühen Herbstabenden? War das alles? Ich werde einreihen, diese Geschichte zu den anderen, und sie wird sich gesellen und den anderen gleichwertig, ja ähnlich werden. Dieser Gedanke ist voller Wehmut. Vergänglichkeit nennt man das wohl, was da so schmerzt.
So oft ich besuche, gutlaunig bin, zu zweit lache, Schatz sage, eingehakt durch die wohlig geneigten und lauschenden Straßen, „Erzählst du mir eine Geschüschte?“, im Café, Hand auf Schulter und Wange, „Und was noch?“, ists ein Erinnern. Eine Geste voller Nostalgie, eine Nacherzählung. Jede Minute ein Seufzer aus meinem Mund, ein Geschmack unter der Zunge, weißtdunoch.
Rückwärtsgewand die Hände nach vergilbten Lenzen auszustrecken, so dämmert mir dieser Lenz herauf, lauthals, voller absurder Fanfaren.
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Talakallea Thymon - am: 2. Apr, 11:41 - in: Wem nie durch Liebe Leid geschah
Vor einigen Jahren stolperte ich in einem Zeitungsartikel über die Formulierung: … die Generation der heute 30jährigen. Worum es ging, weiß ich nicht mehr, es spielt auch gar keine Rolle; auf jeden Fall blieb ich aber an dieser Formel hängen. Es dauerte eine Weile, ehe ich begriff, was damit nicht stimmen wollte. Dann bemerkte ich plötzlich: Das bin ja ich! Die Generation soundso – bislang waren das immer die anderen gewesen. Erwachsene halt, Menschen mit Beruf oder Familie, Kindern gar oder Eigenheim, jedenfalls halt die anderen. Plötzlich sollte ich dazugehören, wurde frecherweise eingegliedert, ohne gefragt worden zu sein.
Sofort wehrte es sich mit Macht in mir. Sorgsam prüfte ich die Aussagen über jene nebulöse Generation der heute 30jährigen, zu denen ich also gehören sollte. Ich bin nicht typisch, dachte ich. Ich bin keine Generation soundso. Ich lasse mich nicht klassifizieren. Ich lasse mir kein Etikett aufkleben: Gehört zur Generation soundso. Zu erwartende Werte, Träume, Eigenschaften, Makel sind: … Ich lasse mich nicht mit andern in einen Topf stecken. Typisch sind höchstens die anderen. Ich bin es nicht.
Vielleicht gehört extremer Individualismus aber zu den Eigenschaften der Generation soundso – und führt sich, wie die Toleranz, selbst ad absurdum?!
Jedenfalls konnte ich mich in den Aussagen des Artikels über meine Generation nicht wiederfinden. Täusche ich mich, oder atmete ich auf? Es war ja nicht so sehr die Angst, man könnte über meine Generation und also potentiell über mich unangenehme Wahrheiten enthüllen oder mich gar angreifen, nein: Es war die besserwisserische Zuschreibung von Eigenschaften an sich, die mir die Zornesröte ins Gesicht trieb. Als müßte mir jemand sagen, wer ich sei. Als wüßte jemand besser über mich bescheid als ich selbst, noch dazu, ohne mir je persönlich begegnet zu sein.
von:
Talakallea Thymon - am: 30. Mär, 11:43 - in: Werke & Tage
„Ich darf das aber“ (Anm.: Das Fahrrad in der Hauptverkehrszeit im Zug mitnehmen, die Straße zuparken, den Kinderwagen in einen Bus schieben wollen, in dem schon drei Kinderwagen stehen, bei offenem Fenster Schwermetallmusik hören, mit dem Auto durch den Wald fahren eqs)
Entgegnung: „Ich frage Sie nicht, ob Sie das dürfen, ich frage Sie, ob Sie das für eine gute Idee halten.“
„Deine Kritik ist aber nicht konstruktiv.“
Entgegnung: „Eine Kritik muß nicht konstruktiv sein, um Berechtigung zu haben.“
„So ist es aber nun mal nicht.“
Entgegnung: „Wie die Welt ist, kann schwerlich ein Argument dafür sein, wie sie sein sollte.“
„Aber was würdest du denn statt dessen vorschlagen?“
Entgegnung: „Es geht nicht darum, was ich vorschlagen will, es geht darum, ob meine Kritik eine begründete Kritik ist.“
„Das würdest du auch nicht tun.“
Entgegnung: „Doch, würde ich.“
von:
Talakallea Thymon - am: 18. Mär, 11:46 - in: Werke & Tage
Daß allenthalben die Vögel vor Licht wie verrückt sind und ihre Stimmen die Dämmerungen durchweben; daß die Weiden endlich ausschlagen, und die Krokusse, nein, an die will ich gar nicht denken … daß der Himmel wieder weit wird und die Fenster klein, und die Zimmer eng und von Frischluft wie zersprengt; das
stimmt alles nicht.
Es kann doch jetzt gar kein Frühling sein, wie soll das gehen. Es war doch Herbst, damals, und wir gingen auf dem Friedhof spazieren. Es war doch Herbst und ist immer noch Herbst.
von:
Talakallea Thymon - am: 15. Mär, 11:50 - in: Wem nie durch Liebe Leid geschah
lumen unterbaumig
untersonnig eulenretterin
fremdmond muß scheinen
nach mondeskräften
späterbleich.
vorerst stirnhellsonne
sich streckt
handhin, lippenwärts
schönstreichelstirn, wuschelzaushaarrot
unerfüllbar
weil
zaghandunvermögen.
augen sich ballen zu
schönheitfesselballonen. blick. ruht.
ruht wiederkünftigwarm
Antlitz
unterhimmelig sternbesäht
dann ist schon später
und
schnellerzeit braust
unaufhaltsam sommergesproßzumtrotz
augenschrittig in den zug forttrieb
ins fehlen fortgewunkenzwinkert
umwandt
trepperunter
haltlos anhalten
ziellos am ziel, und
fußverguß
vor dämmerhöhlengrellscheiben.
unterm gedröhn
stehengebleibe.
romanzeile eintritt stahlträgerverbebt –
so also ja. seufzso:
handlos.
menschengeschiebe hat keine balken
und
auch die sehnsucht keine.
kopfgeschüttel
verlorensein
flirrt
treppehochnach
nachhinauf
nach
dir.
von:
Talakallea Thymon - am: 11. Mär, 11:52 - in: Dem geschah auch Lieb durch Liebe nie
sie schläft
fernen schlaf
schläft einen du-schlaf
schläft fernen du-schlaf
wimpernschönes wächst
du-gewächs unbekannttraut
verwegenschlaf
ach-traum
unterm kissen schwellende
bücher
nichts ist mehr außen
lider
sanftschließen die
welt fort
innenzu
von:
Talakallea Thymon - am: 10. Mär, 11:54 - in: Dem geschah auch Lieb durch Liebe nie
Mit bestürztem Erstaunen lese ich, daß einer, den ich für einen Meister halte, sich abfällig äußert über einen, den ich gleichfalls für einen Meister halte. Das steht quer. Das trübt ein.
Warum aber?
Die Anfälligkeit ist immer da, mir das eigne Entzücken von jemandem ausreden oder auch nur säuern zu lassen, dessen Urteilskraft ich hoch einschätze, und beeinflußbar bin ich deshalb, weil sein Schaffen mir Bewunderung abringt. Daß dieser von mir bewunderte Künstler einen anderen Künstler, den ich auch bewundere, ablehnt, will mir nicht passen. Ich schließe aus dem Gegenstand meiner Bewunderung, der Kunst des Meisters, auch auf eine bewundernswerte Urteilskraft in diesem Meister. Wahrscheinlich ist das schon verkehrt. Die Wirkung ist die, daß ich, aufgrund angenommener eigner Kleinheit, meinem Urteilsvermögen nicht mehr trauen mag.
(Als gäbe es ein Maß für die Gültigkeit eines Geschmacksurteils: Aber das ist das stillschweigende Als-ob einer jeden künstlerischen Kritik.)
Die Frage ist, ob es sich vereinbaren läßt, und wenn nicht, wer sich als der Stärkre erweist. Lassen will ich durchaus von keinem der beiden.
von:
Talakallea Thymon - am: 9. Mär, 11:56 - in: Werke & Tage