Im später, verrückt
Ein großer Irrtum besteht vielleicht darin, anzunehmen, daß die Welt noch in Ordnung war, als man, weil man daß mit ß schrieb, oder nichts vom mobilen Telephonieren wußte, oder kindlich-unschuldig auf BH und Achselrasur verzichtete, die Vokabel Globalisierung allenfalls als das Herstellen eines Leuchtglobus gedeutet hätte, und die aggressivste Werbung schon darin bestand, Kinderreime zu naiven Melodien zu trällern. Warum empfinde ich so? Deute ich etwas als Symptom für die Schöneneuewelt, das in Wirklichkeit keines ist? Oder lediglich als Symbol für die Schöneneuewelt, als ein Zeichen, das nur Zeichen ist, ohne kausalen Zusammenhang? In diesem Fall bestünde der Irrtum darin, Bezeichnendes mit Bezeichnetem zu verwechseln. Oder ärgert mich das wirklich? Oder was sonst ärgert mich denn dann? Das Gefühl, immer stärker werdend, des Vertriebenseins aus der Welt, inmitten der Welt? Das würde bedeuten, daß ich im System der Dinge, Wertzuteilungen, Bezüge, Verhandlungen, früher mehr zuhause war, mehr in einem vertrauten Raum als ich es jetzt bin – ist das so? Wo war ich zuhause und wie befand ich mich da, vorher? Vor was eigentlich? Vor dem ersten Mobiltelephon, vor der Rechtschreibreform? Bevor das Wort Globalisierung in aller Munde war und für jeden beliebigen selbstverschuldeten Mißstand entschuldend gebraucht werden konnte?
Eine Grenze, die sich biographisch anböte, wäre die Rückkehr aus Griechenland. Danach war vieles anders, ich möchte sagen, alles, oder das Wesentliche, das Lebensgefühl. Entweder waren da alle in meiner Abwesenheit verrückt geworden, oder ich endlich so wach, diese schon frühere Verrücktheit zu sehen – und mich fortan noch daheim fremd zu fühlen.
Eine Grenze, die sich biographisch anböte, wäre die Rückkehr aus Griechenland. Danach war vieles anders, ich möchte sagen, alles, oder das Wesentliche, das Lebensgefühl. Entweder waren da alle in meiner Abwesenheit verrückt geworden, oder ich endlich so wach, diese schon frühere Verrücktheit zu sehen – und mich fortan noch daheim fremd zu fühlen.
von: Talakallea Thymon - am: 13. Nov, 12:01 - in: O tempora, o mores!
dilettantus in interrete (Gast) - 15. Nov, 10:37
Liebe Elsa der ganze Thomas ist da:
http://www.corpusthomisticum.org/iopera.html
und Thomas hilft immer weiter!
http://www.corpusthomisticum.org/iopera.html
und Thomas hilft immer weiter!
Ein Beispiel: Vor 25 Jahren besaß man als Geschäftsmann, der viel unterwegs und dennoch erreichbar sein musste, ein Autotelefon, so groß wie heute ein Multifunktionsdrucker zum Scannen, Kopieren und Faxen. Das war 10.000 DM wert.
Heute hat jeder Arbeitslose mindestens zwei Handys und ist ständig mit ihnen beschäftigt. Immerhin.
Turbokapitalismus, Globalisierung und IT-Zeitalter. Kann es sein, dass der komplette Thomas von Aquin mittlerweile online verfügbar ist? Und hat uns das irgendwie weitergebracht? Ich meine, in der gesamten Gesellschaft?
Es gibt auch inwendige Gründe. Vielleicht sind wir einfach zu alt. Zu früh geboren (insgesamt natürlich zu spät, aber hier an diesem Punkt zu früh) ... weil, vielleicht heißt es ja in 30 Jahren, dass wir uns nach der Neuen Rechtschreibung zurücksehnen und den schönen Handys, die "nur" telefonieren, online gehen, fotografieren und Textverarbeitung boten? vielleicht stehen wir in 30 Jahren mit Jugendlichen in einem Fahrstuhl, die anstatt via Handy zu surfen, kybernetischen Geschlechtsverkehr haben, während wir daneben stehen?
Vielleicht sind in der Zwischenzeit aber auch wirklich alle verrückt geworden und wir sträuben uns noch allzusehr, uns einfach zu ergeben?
ABER: Gab es dieses "Narrenschiff"- Bild für die Gesellschaft nicht bereits vor Hunderten oder gar Tausend Jahren?
Also kann es nicht an uns liegen ... :)))
"Also kann es nicht an uns liegen ...
Allerdings wären nicht nur die theologischen Implikationen (um mal mit Linus von den Peanuts zu sprehen) erschütternd.