Dem geschah auch Lieb durch Liebe nie

Donnerstag, 10. März 2005

...

sie schläft
fernen schlaf
schläft einen du-schlaf
schläft fernen du-schlaf

wimpernschönes wächst
du-gewächs unbekannttraut
verwegenschlaf
ach-traum
unterm kissen schwellende
bücher

nichts ist mehr außen
lider
sanftschließen die
welt fort
innenzu

Freitag, 4. März 2005

Knittelverse (Naive Dichtung ...)

zusammen gelacht
zusammengebracht
zusammengekracht
zusammengedacht

voneinander getauscht
und einander belauscht
und einander berauscht
viel Herz aufgebauscht

Herz hinter Stangen
mancherlei Bangen
ineinander verfangen
Wolkenverhangen

zusammen vermutet
zusammen gehofft
zusammen gezofft
aneinander geblutet

zusammen gekocht
einander gemocht
Gehirnschmalz zermartert
Gefühle gechartert

Gefühle gehabt
Schmerzen berappt
den Mut nicht gehabt
doch nicht geklappt

Gefühle verpfändet
in Zweifel verhaftet
Angst nicht verkraftet
in Panik beendet

aneinander gehangen
doch mehr zu verlangen
viel zu befangen

auseinander gegangen
kein Lieb angefangen

Montag, 28. Februar 2005

Zum Beispiel

So möchte ich es wieder haben, zum Beispiel so: ihre Arme hinter den Kopf erhoben, ihre schwere Brust gegen meine Halsgrube geschmiegt. Meinen Kopf eingetaucht in den Duftfluß der Achsel, trinkend draus mundvoll salzige Schlucke. Bauch an klebrigem Bauch, Hand auf der andern seitlich weggleitenden Brust, Beere zwischen Ringfinger, Mittelfinger. Fußgewirr, und die Beine verknäuelt. Mein Geruch ihr Geruch ununterscheidbares Gewölk, ihr Honig aus meiner, mein Samen aus ihrer Mundhöhle steigend, verknotete Schreie und ihr Schrei mein und mein Schrei ihr Verlangen befeuernd, bis ein letzter uns vor uns selbst davonträgt; und die Decken, das wünsch ich mir auch, sollen auch später noch danach duften, so daß mans errät … Und beim Einschlafen noch einmal, das möchte ich, das stelle ich mir vor: beim Einschlafen noch einmal die Oberlippe schürzen und darauf wahrnehmen den forteilenden Duft ihres Schoßes.

So beispielsweise. Jedenfalls so ähnlich.

Montag, 21. Februar 2005

unbotmäßig

maßlos messen
anmaßen, was mir angemessen
erscheint ohne maß abmessen.
zumessen, was vermessen ist
in den augen der maßvollen und
mittelmäßigen
zufriedenheitsmaß bemißt das unmäßige
aufs maßvolle zurückgeschippelt
ists mäßig und rechtens und
was man erwarten darf ohne
saumäßig zu sein
wegemaß und hohlmaß und längenmaß
und allenthalben wird gemessen, beckmesserisch.
ohnmaß macht ohnmächtig
vermaß mich und irrte dabei
durchmaß maßvoll raummaße
zu mäßige meßgröße, allzu kleinmutmäßig
da angst vor zugroßmaßvermessung
selbstmaß und andermaß, zweierleimaß und
einheitsmaß und dabei immer
ein vollmaß sehnsucht nach
unbotmaß

Donnerstag, 3. Februar 2005

Tagfrauenauge

In der Mensa der flüchtige Aufblick über den Tellerrand plötzlich und noch mehrfach abgefangen von Frauenfremdauge, das herzlich ist und offen; Neugier zuckt hin und her, zwischen Salat und Fisch und über das Stimmengemurmelbesteckgeklirr hinweg, schlenkert weg, blitzt zurück, schaut hierhin, während der Mund dorthin spricht, und ich denke, daß vielleicht doch noch nicht aller Tage abend ist, und daß es in diesem Fall wohl noch nicht aller Nächte Morgen heißen müßte.

Sonntag, 2. Januar 2005

...

Mit allen Nerven Dir lauschend, wie ein diesmal heiterer Seismograph, so fühlte ich mich, und so saßen wir, noch im Gestern halb und schon im Heutemorgen, mit all seinen Fragen und Möglichkeiten und Hoffnungen und Ängsten, saßen und aßen und musterten und sprachen, und du mir in schwarz und Blüte und Lächeln gekleidet gegenüber, sagtest Kluges und was sich warm anfühlte, während ich schlaftrunken hellwach war, und warm, und vom Winterlicht zwischen den Wolken durchsonnt bis ins Herz.

Ich greife mir das Büchlein, und die Fuchsgedanken klingen, als seien sie für uns ersonnen und geschrieben worden. Du erzählst es mir, wie du dich fühlst, Reh oder Löwin oder Häsin bist du, und wieder verstehe ich. Oder glaube es zumindest zu verstehen.

Auf der Heimfahrt dann tatsächlich ein herrlicher Regenbogen.

Donnerstag, 16. Dezember 2004

Sonntag, den 5.12.

Ein Tagtraum.
So stark, so außer mir, daß ich die Gewalt über die Bilder verliere, diese Bilder: Wir umarmen uns und lassen uns nicht mehr los. Ich spüre Sosiglaúkes Luftholen gegen meine Brust. Ich fühle die Maschen ihres Pullis unter meinen Fingern, und wie sich das Gestrick spannt, wenn sie Atem holt in meinem Atmen. Ihr Ohr hört an meinem Ohr hört an ihrem. Rückgrat und Schulterblätter lauschen unter meinen Händen. Der Herbduft ihres Haars umschließt Wange und Kinn mir.
Später.
Vor dem Bettsofa hockend ich, Sosiglaúke auf dem Rücken liegend, und sie nimmt mein Gesicht in die Hände, zieht mich, zieht mich und holt mich aus unendlichen Fernen her zu sich hin und saugt, plötzlich und mit einer unerwarteten Heftigkeit, die alles lange Zaudern Lügen strafen will, saugt mich in einen nicht enden wollenden, bewußtseinsausblendenden Lippenkußzungenstrudel.
Mit einer gewaltigen Willensanstrengung reiße ich mich los aus diesem Bild. Aber es kommt wieder, kommt wieder und kommt wieder, ehe Dunkelheit und Schlaf es von mir nehmen.

Mittwoch, 15. Dezember 2004

...

Aber das macht er ja doch nicht. Statt dessen hockt er auf seinem Zimmerchen und heult und klappert mit den Zähnen, weil natürlich prompt eine Nachricht von ihr ausgeblieben ist.

Kann ers ihr verübeln? Nein.

Und jetzt?

In den Arm nehmen möchte er sie und ihr was Schönes sagen. Trotzallemwegenallem. Ihr was ins Ohr raunen, das er selbst nicht verstünde, und sie dabei wiegen und dann warten, bis sie selig eingeschlafen ist.

Dienstag, 14. Dezember 2004

Seismographisch

wie schlangenhaut auf
zuckendem gestein
hören können
felsengespräche und
grundgeflüster
was gäbs da zu merken
schneckenfühler
lufthauchverzuckt
und
inhäusig weitergelauscht
auf draußen
istdawer-weristda
schalenentzweibruch
seitdem
bloßliegen mit haut
wasserdünn an winterkaltes
enggeschmiegt
tauziehen mit
glasfäden
mit dickgewebten
taubfingrighilflosigkeiten
als wollte man
kartenhaus
einfädeln
splitterziehen
mit fäustlingen
um fühlfinger

Dienstag, 7. Dezember 2004

...

anhänglich
anhängen
an dir hängen
aber nicht
von dir ab hängen
und auch nicht
ver hängen
zu hängen
weg hängen
was noch wo
fest hängt
oder
auf hängen
(höchstens blicke
ins
fenster)
und nicht
mir oder dir
was an hängen
lieber
sich ein lächeln
um hängen
anhänglich
miteinander
rumhängen und
zusammen hängen
und solche stiften

VOCES INTIMAE

... for we have some flax-golden tales to spin. come in! come in!

Kommt herein, hier sind auch Götter ...

Epistolae electronicae:

talapenthea_thymon ad hotmail punctum com

Spurensucher

 

Web Counter-Modul


Marbach

Dieses Weblog wird durch das Deutsche Literaturarchiv Marbach archiviert.

Metron ariston

Pflichtnennung


Als wären nicht zweimal die Kräfte
An habent et somnia pondus
Astartes Lächeln
Colourless green ideas
Daß alles für Freuden erwacht
Dem geschah auch Lieb durch Liebe nie
Die Stadt am Ende des Jahrtausends
egregie dicta
Fasti
Flaschenpost
hemerolog
In Nemore
Logolog
Ludus Latinus
Mores Ferarum
Nicht mit gar zu fauler Zungen
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren