O tempora, o mores!
Damals, vor 35 Jahren standen die Räder still: Jogger liefen über die Landstraßen, die Rasenflächen an den Auffahrten dienten dem Familienausflug, und über die Autobahn fuhren Rollschuhläufer. Es war der 25. November und der erste autofreie Sonntag. Das Gefühl der Bedrohung durch eine Energiekrise infolge des durch die OPEC zugedrehten Ölhahns war so groß, daß sich die Bundesregierung zu einer drastische Maßnahme entschlossen hatte, die im großen und ganzen von der Bevölkerung mit Gelassenheit und Erfindungsreichtum mitgetragen wurde. Man genoß die Ruhe, ersetzte Lastwagen durch Brauereikutschen und holte das Fahrrad aus dem Keller. Und im übrigen war es ja auch mal ein interessanter Anblick, so eine Autobahn ohne Fahrzeuge.
Was ich dabei nicht verstehe: Warum wäre eine solche Maßnahme heute nicht mehr möglich, wo doch die Bedrohung ungleich größer und durch Diplomatie nicht mehr abzuwenden ist?
Und: Laut einem Rückblick im WDR-Radio habe man damals "begriffen, daß das Öl eine endliche Ressource" sei.
Nun, dieses Wissen scheint den Menschen hierzulande zwischenzeitlich wieder abhanden gekommen zu sein.
von:
Talakallea Thymon - am: 25. Nov, 18:01 - in: O tempora, o mores!
von:
Talakallea Thymon - am: 1. Sep, 10:45 - in: O tempora, o mores!
Nein, liebe Hersteller des
E*e*a-Bio-Wertkost-Müslis, Spelzen im Müsli sind
kein Zeichen von Natürlichkeit, schonender Verarbeitung oder ökologischer Verantwortung, sondern ein Zeichen schlampiger Arbeit und mangelnder Sorgfalt, sonst gar nichts. Versuchen Sie nicht, mir etwas anderes weiszumachen und Ihre Schlamperei mit dem Öko-Deckmäntelchen zu tarnen. Federn oder Schalen sind auch natürlich; trotzdem haben sie auf dem Brathähnchen und in der Nußmischung ebensowenig verloren wie Spelzen in der Flockenmischung.
von:
Talakallea Thymon - am: 17. Jul, 11:10 - in: O tempora, o mores!
"Unsere Erbanlagen sind entgegen unseres bisherigeren Verständnisses in ständigem Wandel begriffen ..."
Die ZEIT, Online-Ausgabe dieser Woche.
Statt sich in geschraubtem Zeitungsjargon zu ergehen und die unmöglichsten Verbiegungen zu machen, um nur ja keinen bösen Dativ zu benutzen, wo die Sprache ihn durchaus vorgesehen hat, könnte man auch einfach gelassen bleiben und ein bißchen
des natürlichen Sprachgebrauchs entgegenkommen.
von:
Talakallea Thymon - am: 20. Jun, 11:13 - in: O tempora, o mores!
„Entschuldigung, darf ich mich hierhin setzen?“ spricht mich der Anzugsfritze an und deutet auf den Nebensitz, wo ich meinen Rucksack abgestellt habe.
Nein, denke ich, nein, dürfen Sie nicht. Sie stören. Sie rücken mir auf die Pelle. Deswegen habe ich ja gerade meinen Rucksack genau dort abgestellt, daß Sie eben nicht auf den Gedanken kommen, sich hier hinzusetzen. Im übrigen ist ein Sitz weiter auch noch ein Platz frei.
Statt es zu sagen, nehme ich wortlos den Rucksack, erhebe mich und suche mir eine Stelle, wo ich den Rest der Fahrt wenigstens bequem stehen kann. Der andere wundert sich nicht einmal, und zu meiner Wut über die Störung tritt nun noch der Zorn auf die Selbstverständlichkeit, mit der er den Umstand hinnimmt, daß er mich vertrieben hat aus meinem Territorium, ein Gewinner, denke ich, ein Störer. Ich koche innerlich. Er sieht mich nicht einmal an, vielleicht hat er nicht einmal bemerkt, daß ich aufgestanden bin, und es läßt mir keine Ruhe, daß er nicht gesagt hat, bleiben Sie doch sitzen, bleiben Sie doch … „Es ist mir zu nah“, hätte ich dann erwidern können.
Aber wahrscheinlich hätte er das nicht verstanden. Hätte er die dafür nötige Empfindlichkeit, er hätte sich von vornherein nicht neben mich setzen wollen.
Ich schweige und köchle. Und komme zu dem Schluß: Die Welt gehört den Störern, die sich selbst an nichts stören. Den Autofahrern, den Rauchern, den Lärmern und Schulterreibern.
von:
Talakallea Thymon - am: 12. Jun, 12:09 - in: O tempora, o mores!
Als ich kürzlich ich in einem Dritte-Welt-Laden, der politisch korrekt jetzt „Eine-Welt-Laden“, oder knapp einfach nur „Weltladen“ heißt, fair gehandeltem Espressokaffee erstand, äußerte ich (ahnungslos) der Mitarbeiterin gegenüber mein Bedauern, daß zwar im Supermarkt schon seit langem fair gehandelter Filterkaffee, leider aber nicht der von mir sehr geschätzte Espressokaffee angeboten werde. Woraufhin mich die Mitarbeiterin etwas säuerlich anlächelte und erwiderte, es müsse ja auch irgend etwas geben, das nur in Weltläden zu haben sei, andernfalls solche Läden ja überflüssig wären.
Wie bitte?
Prüfen wir doch mal die Konsequenzen dieser leichtfertig hingeworfenen Bemerkung. Die Mitarbeiterin des Ladens wünscht sich für diesen und ähnliche Läden eine Art von Exklusivität, einen Unterschied, ein Merkmal, das ihn von anderen Geschäften, Supermärkten etc. unterscheidet: Einen Wettbewerbsvorteil. Fragen wir nun nach der Art dieses Wettbewerbsvorteils. Was verkauft ein Weltladen? Fair gehandelte Produkte aus ungerecht behandelten Ländern der Erde. Worin unterscheidet sich der Kaffee im Weltladen vom Kaffee im Supermarkt? Durch den Umstand, daß er nicht unter ausbeuterischen Umständen produziert wurde; er ist etwas teurer, weil beispielsweise bei seiner Produktion akzeptable Löhne bezahlt wurden. Worin liegt also der Mehrwert? Doch wohl darin, daß dieser Kaffee, im Gegensatz zum Supermarktkaffee, sich einem gerechten, eben „fairen“ Handeln verdankt. Was die Weltläden demnach verkaufen, ist: Gerechtigkeit. Oder einen Unterschied in der Gerechtigkeit. Dieser Unterschied ist ihr Wettbewerbsvorteil gegenüber Supermärkten, die in diesem Sinne „ungerecht“ sind, weil sie Produkte anbieten, die ihren niedrigen Preis einer Ungerechtigkeit verdanken.
Fair gehandelte Produkte sind also nach Meinung dieser Mitarbeiterin ein Gut, daß es im Weltladen gibt, und auch nur dort geben sollte, damit der Weltladen überlebt und weiter – Gerechtigkeit verkaufen kann? Nun ist aber Gerechtigkeit kein relatives Gut wie Aroma, Ergiebigkeit, Koffeingehalt undsoweiter, sondern ein absoluter Wert, der nicht verhandelbar und also auch nicht handelbar ist. Welche Absicht steht denn hinter den Weltläden und Fairhandelsgenossenschaften? Doch wohl eine gerechtere Art des Handelns und im weitesten Sinne eine bessere, weil gerechtere, Welt. Gäbe es in einer Welt, die den Betreibern und Gründern von Weltläden, Fairhandelsmarken etc. vorschwebt, noch Bedarf an einem Weltladen, an Fairhandelsmarken etc.? Die Antwort ist nein. Es gäbe dann nämlich überall „gerechte“ Produkte, weil es überhaupt nur noch „gerechte“ Produkte gäbe.
Die Aussage der Mitarbeiterin kann aber so umformuliert werden: „Es soll andernorts Ungerechtigkeit herrschen, damit wir weiter Gerechtigkeit verkaufen können.“
Und noch schärfer:
„Es muß andernorts ungerecht zugehen, damit wir weiter dafür sorgen können, daß es gerechter zugeht.“
Aha, ich verstehe: Nur in einer Welt der Ungerechtigkeit können Weltläden sich durch die Fairneß ihrer Produkte auszeichnen – und daran arbeiten, daß die Welt gerechter wird. Freilich nicht so gerecht, daß es Weltläden nicht mehr geben müßte. Die Welt muß schon ungerecht bleiben, damit sie gerechter werden kann. Wer das für widersprüchlich hält, könnte recht haben.
von:
Talakallea Thymon - am: 8. Jun, 19:15 - in: O tempora, o mores!
*Im "Kau#fland": 0,55
*Im "RE#AL": 0,55
*Im "EDE#KA": 0,55
*Im ALD#I: 0,55
von:
Talakallea Thymon - am: 3. Jun, 11:48 - in: O tempora, o mores!
Während die Milchbauern lautstark krähen, ihr Untergang stehe unmittelbar bevor, die Milch überall anfängt, sauer zu werden und die Supermärkte so tun, als könnten sie sich vor Lieferungen nicht retten, finden die wirklich unerhörten und umwälzenden, die tatsächlich einschneidenden (auf eine Weise einschneidend, die die Welt ein für allemal ein Stück voranbringt) Veränderungen unkommentiert, unbeschrieen und unbemerkt von der großen Öffentlichkeit statt. Dabei ist es doch mal wieder so offensichtlich, was hier läuft.
Was ist die Differenz von 55 und 39? – 16. Wieviel Prozent von 39 sind 16? – 41. So viel beträgt die Preissteigerung der billigsten zu habenden Packung italienischer Pasta (und Pasta überhaupt). Die kostete nämlich in schönem Einvernehmen der Discounter bislang 39 Cent (nachdem sie viele Jahre schon einmal 25 gekostet hatte – wie schnell man sich an die 39 gewöhnt hat!) und seit zwei Wochen, schwuppdiwupp! 55. Und natürlich ziehen alle, aber alle, nach. Wohin man schaut, nicht 40, nicht 45, nicht 54, nein genau 55 Cent für die billigste Pasta, landauflandab. Es sind sich mal wieder alle einig, und der Verbraucher kann zähneknirschend sehen, wo er bleibt. Ausweichen geht nicht, da es sich ja schon um die absolute Untergrenze handelt und die Konkurrenz auch nichts Billigeres führt. Dummerweise merkt es der Verbraucher aber nicht. Ich habe den Verdacht, der Verbraucher schaut überhaupt nicht hin, sind ja eh nur Centbeträge. Und das genau ist der Fehler. Denn auf das Verhältnis kommt es an. Was würde derselbe Verbraucher, der anstandslos die 55-Cent-Pastapackung in den Korb legt, sagen und tun, wenn der CD-Spieler statt gestern 390 Euren heute 550 kostete? Zähneknirschen und zugreifen? Wohl kaum. Obwohl es gar nicht so schlimm wäre, denn: Wann kauft man sich einen CD-Spieler und wie oft Pasta? Angenommen, ich verbrauche monatlich 3 Packungen (das ist bei mir durchaus realistisch; für Familien ergeben sich da noch ganz andere Zahlen), dann waren das bislang 14,04 Euren im Jahr. Jetzt sind es 19,80, also mehr als 5 Euren Differenz. Jahr für Jahr. Und das nur für die Pasta. Den Reis habe ich noch gar nicht nachgesehen. Neulich habe ich ein gewöhnliches Roggenbrot für 6 Euren erstanden. Aber wo war ich? Ach so. ja: Zum Vergleich: Ich habe mir genau einmal in meinem Leben einen CD-Spieler gekauft, das war 1988, er kostete knapp 800 DM, und ich mußte ein Jahr lang Zeitungen austragen, um ihn mir leisten zu können, aber das nur nebenbei. Also ein CD-Spieler in 20 Jahren. In diesem Zeitraum hat sich die Differenz zwischen billigeren und teureren Spaghetti schon auf 100 Euren angewachsen, und da sind die zu erwartenden weiteren Steigerungen nicht berücksichtigt.
Was ich damit sagen will, ist dies. Es ist uns des langen und breiten gebetsmühlenartig versichert worden, nein, es habe keine Teuerung nach 2002 gegeben, die Preissteigerung sei eine Illusion, weil nur besonders häufig gekaufte Artikel ein wenig teurer geworden seien.
Ja. Ja! Verdammtnochmal, aber das ist es doch gerade. Mag sein, daß Autos und Elektronik und Badehosen billiger geworden sind. Aber was nützt das, wenn ich Autos nie, Elektronik alle Jubeljahre und Badehosen vielleicht alle zwei Jahre kaufe? Brot. Gemüse. Pasta. Milch. Das kaufe ich täglich, und deshalb fallen dort Preissteigerungen von 41 % ungleich mehr ins Gewicht als Preisverfall bei Artikeln, die man nur ausnahmsweise kauft. Außerdem verbietet sich sowieso ein Vergleich von entbehrlichen Autos mit unentbehrlicher Nahrung. Von Autos und Elektronik wird man nicht satt. Geht das eigentlich in diese Finanzdickschädel rein, die uns weismachen wollen, es habe keine Teuerung gegeben nach 2002?
Übrigens würde die Rosinenschnecke nach dem Preisninveau von Ende 2001 heute umgerechnet 45 Cent kosten. Fünfundvierzig Cent. (Dafür bekommt man heute vermutlich nicht einmal mehr einen Kaugummi. Übrigens gab es in meiner Kindheit sogenannte Fünferkaugummis und Zehnerkaugummis. Für 5 resp. 10 Pfennig. Dieser Zustand dauerte viele viele Jahre, meine ganze Kindheit lang. Alle waren es zufrieden.)
Ich habe den leisen Verdacht, daß eine Erhöhung von 266% innerhalb von sechs Jahren nicht allein durch Inflation zu erklären ist.
von:
Talakallea Thymon - am: 2. Jun, 10:40 - in: O tempora, o mores!
Jetzt haben sie da einen Zaun hochgezogen.
Der Kampf zwischen Reisenden und Pendlern auf der einen und der Bahnhofsverwaltung auf der anderen Seite tobt seit Jahren, mindestens 16, solange verfolge ich die Sache jedenfalls schon. Der Kölner Bahnhof Süd ist schon von seiner Anlage her eine einzige Schikane. Es gibt zwei Eingänge: Der eine, von der Zülpicher Straße aus, führt direct auf den Bahnsteig zu Gleis 3, das nur für Ausweichmanoever da ist, und 4, auf dem die Züge von Bonn und weiter nach Köln Hauptbahnhof halten. Der andere Eingang, am anderen Ende des Bahnsteigs in der Luxemburger Straße, führt in eine Halle, von der aus sowohl Gleis 1 (und damit die Züge nach Bonn, Koblenz und Trier) als auch die erwähnten Gleise 3 und 4 zugänglich sind. Während man also von der Luxemburger Straße kommend Zugang zu den Zügen in beide Richtungen hat, ist man, wenn man den Bahnhof von der Zülpicher Straße aus betritt, zu einem weiten, über die gesamte Länge des Bahnsteigs (200m) führenden Umweg zur Unterführung auf der gegenüberliegenden Seite gezwungen. Hat man die Zeit knapp calculiert, weil man mit so einer idiotischen Anlage nicht gerechnet hat, dann ist der Zug weg, bevor man die 200m zurückgelegt und die zwei Treppen gemeistert hat. Es gibt nun zwei Möglichkeiten, wenn man von der Zülpicher Straße aus den Bahnhof betreten hat und es bis zur Abfahrt noch zwei oder drei Minuten sind. Entweder man verzichtet auf den Zug (und wartet bis zu 40 Minuten); oder aber man springt kurzerhand über die Gleise, verkürzt damit die Entfernung von 200m auf gerade mal 5m und erreicht den Zug, ohne auch nur außer Atem zu geraten.
Das ist natürlich strengstens verboten.
Dazu muß man sagen, daß die Strecke in beide Richtungen gut einsehbar ist, ein eventuell herannahender Zug rechtzeitig gesehen werden kann, und daß, wer nicht blind und/oder gehbehindert ist, nicht die geringste Gefahr dabei auf sich nimmt. Da wir aber in einem Land leben, in dem die Bürger zunehmend vor sich selbst geschützt werden müssen und niemandem mehr Eigenverantwortung zugestanden wird, ist die Bahnhofsverwaltung (oder wer immer dafür zuständig ist) in letzter Zeit dazu übergegangen, die (verständlicherweise zahlreichen) Übertritte mit einem massiven Aufgebot an Polizei und privaten Sicherheitskräften zu verhindern, bzw zu ahnden. Und jetzt, als neueste Maßnahme, wird da ein Zaun hochgezogen, der den Zugang zu den zu überquerenden Gleisen verhindern soll.
Bei so etwas bekomme ich Herzrasen vor Wut. Die Anlage ist eine planerische Katastrophe, der ganze Bahnhof falsch concipiert, diese Tatsache seit Jahrzehnten bekannt; die Verhältnisse unzumutbar, der Tactverkehr zwischen Bonn und Köln so mager, daß Wartezeiten von einer dreiviertel Stunde keine Seltenheit sind; obendrein die Costen für die Überwachung, Durchsetzung und Ahndung des Verbots sicher kein Quincerlitzchen (teilweise vier Polizisten, zwei hier, zwei dort, einen ganzen Tag lang), und zusammen mit den Costen für einen 2,50m hohen, im Bahnsteig festcaementierten Zaun sicher so hoch, daß man dafür das einzig Sinnvole hätte financieren können.
Eine einfache Brücke.
An der umkämpften Stelle so eine einfache Stahlconstruction, wie sie an einem oder zwei Nachmittagen zu errichten ist, und sie an zahllosen Orten zur Umgehung bei Baumaßnahmen aufgestellt wird. Eine simple, nicht allzu teure Maßnahme, die alle zufriedengestellt hätte.
Und jetzt haben sie da einen Zaun hochgezogen.
Hier noch ein persönliches Erlebnis in diesem Zusammenhang
von:
Talakallea Thymon - am: 21. Mai, 12:03 - in: O tempora, o mores!
im übrigen fangen jetzt unsere nachbarn auf der anderen seite (also, die, mit denen wir eine fensterlose wand über die länge der wohnung gemeinsam haben) auch mit so einer pochpochpoch-musik an. sie grillen, und dabei haben sie das drinnen so laut laufen, damit man's auch im garten hört. warum man beim grillen musik haben muß, ist mir ein rätsel. wahrscheinlich, damit man die störenden amseln nicht so mitkriegt.
es gibt kein entkommen mehr. und der abend auf der terrasse ist mir verleidet. da scheint die sonne zum erstenmal im jahr so warm und sommerschön, daß auch die verschlafenen amseln und buchfinken endlich lust zu singen haben, und ich hocke in der bude, alle fenster zu, und betäube mich mit Strauss. das war früher nicht. dieses allüberall des lärms. das hat es einfach nicht gegeben. wohin führt das noch alles? und sollte es wirklich fürderhin keine stillen sommerabende mehr geben? hört eigentlich jemand, daß jede amsel ihre eigenen unverwechselbaren melodien hat?
es kommt dann dazu, daß ich selbst dagegenhalte und im zimmer Richard Strauss in original-orchesterlautstärke abspiele; nicht, um die anderen zu ärgern (hören sie eh nicht), sondern um mich innerlich zu reinigen.
ich muß hier weg.
von:
Talakallea Thymon - am: 26. Apr, 20:33 - in: O tempora, o mores!