Das Stiegenhaus ist still von eurem Tritte
die Spiegel leer von eurem Angesicht
die Ladenritze träumt ein Fädchen Licht
ins Dunkel und der Kies hört fremde Schritte
Verstellt ist jeder Raum von eurem Fortsein
der Flur ertastet dämmervolles Fehlen
indes die Tore ruhn wie blinde Seelen
die zwischen Hiersein stehn und zwischen Dortsein
Wie eine Frage steht das Haus die weiten
Gemächer offen Räume hingeschmiegt
an lang verhallte Schritte auf den Wegen
So horcht das Haus euch nach. Die Klinken streiten
der fremden Hand der Brunnen ist versiegt
die Post lauscht eurem Schlüssellaut entgegen
von:
Talakallea Thymon - am: 9. Sep, 10:28 - in: verspieltes
Denken: Nur nicht. Träume aus dem Fenster lehnen: Nein, der Himmel ist zu voll mit Himmel, der Silberahorn mit unerträglichem Silber, die Wege sind Wege und zappeln, die Sträucher kitzeln mich. Alles Träumbare ist schwer und nimmt mir den Atem. Nachdenken: Neinnein. Habe mich schon müdegedacht.
Ich blicke auf die Uhr: Halb elf. Noch zwei Stunden. Wie soll ich, wie soll ich. Das durchstehen. Schreiben, vielleicht, schreiben hilft immer. Fast immer.
Wasser trinken. Luft holen.
Eine halbe Stunde später. Ich schaue wieder auf die Uhr.
Fünf nach halb elf.
Ich werde verrückt. Ich werde auf der Stelle verrückt --
von:
Talakallea Thymon - am: 9. Sep, 10:26 - in: Nympha, mane!
In einer Anthologie, einem Schulbuch meiner Mutter mit dem Titel „Deutsche Gedichte“, bin ich ihm zum ersten Mal begegnet, als einem, der es verstand, Natur in mir damals völlig neue, wundersame und zaghaft berührende Bilder zu fassen. Ich lernte ihn als einen Meister des Bildes kennen, der mit ein paar Strichen die Stimmung einer Nacht, die Süße eines Frühjahrs, die Leichtigkeit eines Sommernachmittages heraufzubeschwören, festzuhalten, bei ihrem eigentlichen Namen zu nennen wußte. Ich verstand ihn und seinen Blick auf die Welt, so wie ich auch plötzlich ein Bachgemurmel in der Dunkelheit einer Sommernacht auf eine ganz neue Art begriff. Lehrte er mich sehen? Nein, er zeigte mir, was in meinem Blick und meinem Horchen als Verästelung von Wahrnehmungsmöglichkeiten schon eingebettet lag. Er zeigte mir das Innere des Blicks, des eigenen, dessen Vielfalten ich gleichwohl erst viele Jahre später begriff.
Dazwischen verlor ich ihn aus den Augen, ja mich störte seine religiöse Ader, sein Priestertum, seine schwäbische Gemütlichkeit. Daß es auch ungemütlich sein kann mit ihm – auch das lernte ich erst später. Versäumt habe ich es, mich mit ihm näher zu beschäftigen. Von seinen vielen Dichtungen kenne ich nur die allfällig-bekannten. Der heutige Tag soll mir Anlaß werden, meine Neugier auf diesen Dichter, sein Werk, sein Leben von neuem anzufachen. Wer weiß, was er mich noch sehen lehren mag.
Heute jährt sich sein Geburtstag zum 200sten Mal.
Um Mitternacht
Gelassen stieg die Nacht an Land,
lehnt träumend an der Berge Wand;
ihr Auge sieht die goldne Waage nun
der Zeit in gleichen Schalen stille ruhn.
Und kecker rauschen die Quellen hervor,
sie singen der Mutter, der Nacht, ins Ohr
vom Tage,
vom heute gewesenen Tage.
Das uralt alte Schlummerlied -
sie achtet's nicht, sie ist es müd;
ihr klingt des Himmels Bläue süßer noch,
der flücht'gen Stunden gleichgeschwungnes Joch.
Doch immer behalten die Quellen das Wort,
es singen die Wasser im Schlafe noch fort
vom Tage,
vom heute gewesenen Tage.
von:
Talakallea Thymon - am: 8. Sep, 10:30 - in: Werke & Tage
Wenn doch der Liebesgenuß, du sagtest es selbst, für die Frauen
neunmal so hoch ist wie der, welcher als Mann du empfandst:
Wissend darum, warum hast du, der Venus beiderseits kundig,
als sie den Weg dir gekreuzt, wieder die Schlangen verletzt?
von:
Talakallea Thymon - am: 7. Sep, 10:33 - in: verspieltes
inter spem curamque timores inter et iras
omnem crede diem tibi diluxisse supremum
grata superveniet quae non sperabitur hora.
von:
Talakallea Thymon - am: 6. Sep, 10:36 - in: egregie dicta
Du warsts, die uns die neue Liebe lehrte.
Die unbegriffne Liebe, die schon lang
in uns geschlummert, eh wir endlich bang
selbst wagten zu entbehrn das stumm Entbehrte.
Wir waren blind; wir wußten nicht zu sehen,
was nahe lag: das eigene Geschlecht,
von je uns süß vertraut. Wie tatst du recht,
und küßtest uns. Und endlich wars geschehen.
Erblühn in Frauenhand, durch sie vergehen:
Wie wollten wirs und hattens nicht gewußt.
Durch dich erst lernten wir uns selbst verstehen.
Denn du warst gliederlösend, und dein Werben
uns nahm den Schleier von der irren Brust:
Darf Mädchenherz für Mädchenherz hinsterben.
von:
Talakallea Thymon - am: 3. Sep, 10:37 - in: verspieltes
Auf einmal: Ruhe Und das Herz ist still
und Traurigkeit verhängt die nassen Scheiben
Ein Nebel fällt Ein Vogel schweigt Die Eiben
wie Wälle stehn Mag sein ein Röslein will
noch wo verspätet weilen Geht ihr Jungen
und seht ob ihr sie finden könnt noch eh
der Abend sie verbirgt und netzt der Schnee
die Stirne ihr. Schon schärft der Frost die Zungen
und Dunkelheit beflüstert die Zypressen
Die Tage stürzen strenger abgemessen
so hebt sich fort des Sommers letzte Schwinge
Und wie ein festlich Lärm der in der ferne
verhallt verläßt die Liebe uns Die Sterne
stehn schön und kalt Der Mond hebt seine Klinge
von:
Talakallea Thymon - am: 2. Sep, 10:39 - in: stundenbuch
Lange habe ich geglaubt, er vermöchte mir nichts mehr zu geben. Keinen Trost, keine Verblüffung, kein Entzücken, kein Schauern. Vor Jahren war es, als ich begann, ihn immer seltener zu hören. Ich verlor ihn, nicht nur aus dem Ohr, sondern auch aus dem Blick, aus den Gedanken, aus der Nähe, die ich bei ihm immer empfunden hatte. Immer seltener ging er neben mir, oder war mir Gefährte einsamer Abende nahe der Verzweiflung, die ich oft mit seiner Musik unter geöffnetem Fenster verbracht hatte, das Zimmer dunkel bis auf die Anzeige des CD-Spielers, die die Beleuchtung im Raum von Sekunde zu Sekunde änderte. Er verstummte langsam, jahrelang, bis seine Musik fast ganz schwieg. Ich merkte es nicht sogleich. Eigentlich erst Jahre später. Gelesen hatte ich viel über ihn. Jetzt suchte ich nicht mehr nach Büchern über ihn. Zwar war sein Antlitz oft zu sehen, aber es zog mich nicht mehr an. Ich sah Ausgaben seiner Werke, aber nichts reizte zum Kauf. Gehört hatte ich ohnehin schon alles.
Jetzt kam mir vielleicht noch manchmal eine Phrase, ein Akkord, eine seiner herrlichen Ostinato-Bläserfiguren in den Sinn, sein dämonenhaftes Blech, seine kreischenden Violinschreie, eine seiner verrückten Modulationen („mein C-Dur muß klingen, als sei es vom Himmel gefallen“); aber ich fühlte die Wärme nicht mehr, die einst mich beim Gedanken und Erinnern an seine Kunst durchströmt hatte. Vielleicht hatte sie nur zu bestimmten Jahren meines Lebens Zugang, nur in einem bestimmten Alter ihre Wirkung und die Gabe, mich zu erschüttern, und mich mir selbst, leicht verschoben, wiederzuschenken. Selbst noch vor einigen Monaten, als es eine Radiosendung gab über ihn und die Rekonstruktion seines letzten, unvollendet gebliebenen Werks: Da war wohl kurze Verzaubrung, gefolgt vom Gang in die Musikbücherei und kurzer Beschäftigung mit diesem Werk. Doch blieb der erneute Zauber, der anhaltende, von früher bekannte, aus.
Gestern aber glaube ich, habe ich ihn wiedergefunden. Es war sein „Lied von der Erde“, das mir geradeso wie früher direkt ins Herz ging, und doch so geheim, daß die Wirkung sich langsam langsam entfaltet und für dieses Entfalten Stunden, Tage braucht. Es ist kein Rausch; eher so etwas wie Liebe. Die tiefe Freude darüber, daß es diese wunderschöne Musik gibt und sie bei mir ist. Sie war immer etwas Vertrauliches, von dem ich glauben konnte, daß sie mir persönlich etwas sagen wollte, daß sie mich anging. Daher habe ich mich dem Schöpfer dieser Musik, seiner Zerrissenheit, seinem Leiden, seinem Schuldigsein, seiner wahnsinnigen Lebensfreude, seiner ebenso wahnsinnigen Lebensverzweiflung, seiner tiefen Liebe zu einer Frau, seinem Ringen um Ausdruck und Bewältigung, schließlich seiner Erschöpfung, immer nahe gefühlt, immer verbunden, ja, immer ähnlich und verwandt gefühlt: Gustav Mahler.
von:
Talakallea Thymon - am: 1. Sep, 10:41 - in: Werke & Tage
Schon alleine zu bemerken, daß man vermißt wird, tut gut ... wenn aber zwei sich über mich und mein Wohlergehen austauschen, dann bin ich gewissermaßen sprachlos gerührt.
von:
Talakallea Thymon - am: 31. Aug, 10:44 - in: Werke & Tage
Ich bin traurig und du fehlst mir; dein Fehlen ist ein lautes Klagerufen und hängt, schwarzes Flattern von Gebetstüchern, in allen Bäumen. Ich möchte nur, daß du da bist und ich dich anschauen kann, schweigend. Und ich fluche auf die Welt, daß selbst dieser kleine Wunsch zu groß ist für sie.
Gestern dachte ich schon, daß es vorbei sei: ich hatte mich müdegefühlt, dachte ich. Du entglittest mir. Ich dachte: es geht auch ohne dich.
Heute ist alles wieder schön und zum Weinen. Ich denke daran, daß uns ein ganzes Leben trennt, unüberbrückbar viele Jahre. Abschiedslärm und schwarzstrickende Auswegslosgedanken sind laut in mir, um mich, fesselnd meine Hände und Füße, meine Schultern verkrümmend, ein Gewebe, so dunkel, daß ich kaum darunter atme.
Einmal kommt ja der Tag, wo alles zerbricht. Ob ich mich entschieden haben muß oder etwas für mich entscheidet, eines wird der Fall sein. Ich wünsche mir, daß es so ausgeht, daß dieser Sommer in meiner Erinnerung schön bleiben wird und ein helles Licht über deinem wiedergerufenen Antlitz liegt.
von:
Talakallea Thymon - am: 29. Aug, 10:48 - in: Nympha, mane!
Oft rätseln wir, o Herrin, was dein Walten
bedeuten mag. Du webst, wir folgen bang
und träumen einen schönen Sommer lang.
Doch was du eingabst, willst du dann nicht halten.
Oh Herrin, es nicht länger aufzuschieben
befandst du gut, eh noch das Feld gemäht.
Mich abzuwenden ist es längst zu spät.
Du wolltest es: Und so muß ich sie lieben.
Und muß dir doch im Schmerz noch dankbar sein,
denn dieser Schmerz ist kostbar mir geworden,
Und unter deinen Händen reif, nur dein
Behüten ließ mich dieses Wilde fühlen.
Hätt ichs gewußt: Wie anders wärs geworden,
Doch du schenkst Schmerz, und läßt uns nicht erkühlen.
von:
Talakallea Thymon - am: 29. Aug, 10:45 - in: verspieltes
Wem nie durch Liebe Leid geschah,
dem geschah auch Lieb durch Liebe nie.
von:
Talakallea Thymon - am: 22. Aug, 10:50 - in: Wem nie durch Liebe Leid geschah
Wenn kränker macht, was Krankheit lindern sollte,
und was uns kühlen soll, uns brennen wird,
wenn, wer auf schlimmer Flucht, im Ziel sich irrt,
und heillos sucht, was er doch fliehen wollte,
wo ist da Ausweg? Herrin, hast du keinen,
dann ist es aus. Und unsre süße Not,
die ja dein Werk, unmöglich, sie ins Lot
zu bringen, wenn die Mächtigen verneinen.
Kann denn derselbe Dolch dieselben Wunden
zur Heilung bringen, die er leichthin schlug?
Und der Vergiftete, kann er gesunden,
am Gift, das seine Lichter ließ erblinden?
Auch Trug wird wahrer nicht durch neuen Trug.
Nur Liebe kann durch Liebe Heilung finden.
von:
Talakallea Thymon - am: 20. Aug, 10:53 - in: verspieltes
Da ist der Ort, umspannt von jungem Ahorn, so früh noch sonnenlos, noch kühl. Radspuren liegen um ihn herum, die sich mit Regenwasser gefüllt haben. Plastiktüten, Flaschen, Zeitungsreste, die von lachenden Stimmen und ruhenden oder feiernden Menschen erzählen, quellen aus dem Mülleimer; Spuren von gestern, Menschen waren hier, haben gelacht und getrunken und gesungen, und wußten nicht, an was für einem hohen Ort sie leichtfertig saßen. Meine Schritte sind noch ganz allein auf der Welt, als ich mich nähere. Leer sind die Wege, die Schatten still, die Morgensonne ungestört. Hier müßte ich jetzt nach links. Ich werde langsamer, drehe den Kopf nach dem Ort hin und meine Füße folgen der Wendung. Vor der Bank bleibe ich stehen. Ich starre das verquollene Holz an, als vermöchten meine Blicke dich jetzt dorthin zu zaubern. Dort saßest du, wirklich und wahrhaftig. Der Ort ist einsam, nicht, weil keine Menschenseele zu sehen ist; nicht weil du hier jetzt nicht bist, sondern weil du hier einmal warst. Ich beuge mich vor und lege die Finger auf das Holz, dort, wo deine Wärme es berührt hat. Es muß doch noch etwas da sein von dir. Es erscheint mir unfaßbar, daß sich das Holz nicht mit Wonne an dich erinnert und etwas von dir aufgehoben hat, um es mir jetzt zu schenken. Damit ich mich daran wärme, bis wir uns wiedersehen. So wie mich der Klang deiner Hand auf meiner Brust, auf meinem Arm, auf meinem Finger tröstet und nachts wachhält. Aber entweder ist der Ort grausam und will nicht, oder er konnte es nicht. Oder der Regen spülte deine Wärme fort von hier, der Wind trug die Erinnerung an dein Lachen davon, die Dunkelheit stahl, was vom Licht deiner Blicke hier vielleicht liegengeblieben war. Meine Finger berühren feuchtkaltes Holz. Ein Zeitungsfetzen raschelt. Über mir rühren sich die Zweige.
Morgen gehe ich einen anderen Weg, nehme ich mir vor, und weiß doch ganz genau, daß ich morgen wieder hier vorbeigehen, wieder die Hand auf das Holz legen, wieder dich oder den Nachhall von dir suchen werde.
von:
Talakallea Thymon - am: 20. Aug, 10:52 - in: Nympha, mane!
Messe Wasser mit der Kaffeekanne ab, stelle die mit Wasser gefüllte Kanne auf die Heizplatte der Kaffemaschine, gehe in mein Zimmer und warte gedankenverloren. Nach zwei Stunden Grübelns erinnere ich mich an den Kaffee und ziehe eine Kanne heißen Wassers aus der Maschine. Irgendwas stimmt nicht. Ach so. Ich zähle Kaffeelöffel in den Filter, eins, zwei, drei … als der Filter voll ist, bin ich bei 28. Na gut, ich wollte schon immer mal wissen, wieviele Kaffeelöffel in so einen Filter passen. Das wäre dann also experimentell bestimmt. Dann 20 Löffel wieder herausgeschabt und das Wasser in die Maschine gegossen, das sich, explosionsartig erwärmt, mit Geräuschen, die an den Zahnarzt erinnern, durch die Schläuche preßt. Bleibe diesmal vor der Maschine stehen, bis das von Geräuschdesignern entklungene Gegurgel mir anzeigt, daß alles durchgelaufen ist. Schalte die Maschine aus. Hole mir eine Tasse aus dem Schrank. Entnehme den Kaffeepott der Maschine, zögere. Was wollte ich noch gleich? Ach ja, Kaffee machen! Öffne die Klappe der Wasserzufuhr und gieße den Kaffee in die Maschine. Beklommenes Starren in das ölige Dunkel des Wasserbehälters. Der Meßschwimmer steht in der schwarzen Flüssigkeit auf „3“. Ich löse den Blick und beäuge argwöhnisch die immer noch leere Tasse. Irgendetwas stimmt hier doch nicht. Aber was?
Man sollte Liebenden nicht die Handhabung komplexer Maschinen überlassen. Zumindest nicht unbeaufsichtigt.
Zwei Stunden später: Habe mir in einem Aquariumsgeschäft einen Gummischlauch besorgt. Tauche den Schlauch in die Maschine und den Kaffee, sauge an, gehe mit dem Schlauch an den Lippen und der Zunge in der Schlauchöffnung in die Hocke, wechsle Zunge mit Daumen und tauche dann rasch das Schlauchende in die auf dem Boden stehende Tasse, so daß die Erdanziehung die Flüssigkeit auf dieser Seite des Schlauchbogens nach unten aus dem Schlauch heraus und infolge des bekanntlich in der Natur herrschenden Horror Vacui auf der anderen Seite scheinbar im Widerspruch zu aller Erfahrung durch den Schlauch nach oben und so aus der Maschine durch den gebogenen Schlauch in die auf niedrigerem Energieniveau ruhende Tasse strömen läßt. Zufrieden, in meinem angeknacksten Zustand die Naturgesetze so trickreich zu meinem Vorteil genutzt zu haben, schlürfe ich den mit einem nur ganz leichten Plastikaroma verfeinerten Kaffe.
In meiner derzeitigen Gefühlsverfassung ist ein Teebeutel vielleicht die bessere Wahl.
Ach, Claudia, was machst du nur mit mir?
von:
Talakallea Thymon - am: 18. Aug, 10:54 - in: Nympha, mane!
Verklungner Orgelton noch wächst im Hellsein,
in das er fiel. Im Schweigen werden reif
die Worte schönen Lieds. Ein Lippenstreif
will lang auf unsrer Haut noch grell sein.
Nach unsrem raschen Abschied mag das Schnellsein
des Händedrucks uns lange noch verwirrn.
Das Lächeln brennt noch hinter unsrer Stirn,
und könnte unsrer neuen Liebe Quell sein.
Was nicht ist, will uns oft noch größer werden.
Was stumm ward, klingt uns lauter in den Ohren.
Und Fehlen kann sich heftiger gebärden,
als frisches Dasein. Und dies ist das schlimme,
daß wir das fehlend Mächtige verloren,
wenn schales Dasein schließlich hebt die Stimme.
von:
Talakallea Thymon - am: 17. Aug, 11:02 - in: verspieltes
Ich setzte mich in den Park zwischen die Wege, auf denen Du ein paar Tage vorher gegangen warst, und suchte das Licht nach Deinen Spuren ab, das Gras, ob es sich nicht an Deine Füße, die Mehlbeeren und Birken, ob sie sich nicht erinnerten, daß ihr Schatten an jenem Sommermorgen Deine Schultern, Dein Haar gestreift hatten. An jenem Tag, da Du auch nach mir Ausschau hieltest, wie ich jetzt Deiner vergangenen Anwesenheit, Deinem Hauch nachlauschte. Ein Kieselstein war fortgerollt, ich sah es genau; hatte Dein Fuß ihn berührt? Irgendetwas mußte doch noch da sein von Dir, ein kaum zu erahnender Widerstand gegen das Licht, eine Einkerbung und Spur in den Sonnenstrahlen, die Dein Körper oder Dein Gedanke in den Raum gefurcht hatte. Oder vielleicht ein Duft von Dir, schwebend über dem Staub und schwer zu zerwehen.
Ach, könnte ich selbst eine Spur für Dich hinterlassen und in diesen lichstimmenvollen Sonntagmittag legen. Daß Du mich merktest, wenn Du das nächste Mal in den Park kämest: Einen Schweißhauch, ein Atemgeräusch, ein Augenzwinkern, gespiegelt in einer Pfütze; oder daß meine Gestalt sich der Luft aufpräge und Du mich streifen würdest und fühlen, wie Du durch die allerleiseste Verwirbelung gleitest. Und daß Du etwas dagebliebene Sehnsucht aus meinen suchenden Augen auffingest.
Oder aber in einen Baum wollte ich mich verwandeln, in den Gliedern keine andere Sorge als um Wasser und Sonne, und manchmal die Wonne des leichten Erderzitterns, wenn Du unter meinen Zweigen vorbeikämst. Was für ein Baum würde ich? Ein Ahorn mit seinem frühen Blühn und den gelben Dolden, von den Amselherolden angekündigt? Eine milde Birke, schlank, schön und die Helle zwischen ihren Blättern hin und her werfend? Oder aber eine dunkle Eibe, die der, die in ihrem Schatten schläft, Träume aufgibt und Rätsel.
von:
Talakallea Thymon - am: 16. Aug, 11:04 - in: Nympha, mane!
Ich fühle mich durch Deine Worte emporgehoben und verzaubert. Und bin Dir mit einemmal ganz nahe. Ich fühle plötzlich Deine Hand auf meiner Stirn, und mein Herz wird ruhig. So ruhig es eben geht.
von:
Talakallea Thymon - am: 16. Aug, 11:03 - in: Flaschenpost