Werke & Tage
Vor dem Fenster schimpft schon die längste Zeit eine Amsel. Regelmäßig fünf bis sieben harte Schläge, unterbrochen von sekundenlangen Pausen. Noch ist es ganz dunkel. Irgendwo lauert wohl ein unsichtbarer Amselfeind.
Ich denke daran, wie wir uns leise und klein machten, als könnten wir, die wir ja keine Amselfeinde waren, uns dennoch unsichtbar, unmerkbar machen, uns ins Dunkel einwühlen und still sein, still sogar für die feinen Sinne der Amseln. Vielleicht gelang es uns, und das Geschimpfe galt der Katze, die immer auf dem Weg blieb. Ich denke daran, daß dieser Ort, die Kölner Flora, ein verzauberter Ort sein muß ... oder war es anders? Haben wir ihn verzaubert, oder sind wir selbst die verzauberten?
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Talakallea Thymon - am: 7. Jan, 09:21 - in: Werke & Tage
Vor einiger Zeit – es ist schon eine Weile her, kann sein, es war letztes Jahr – ereiferte ich mich M. gegenüber über Veränderungen und Neuheiten, die anzunehmen oder gar willkommen zu heißen ich mich immer stärker sträube. Es falle mir zunehmend schwer, hinzunehmen, daß die Dinge sich änderten, klagte ich; ich sei immer weniger bereit, Entwicklungen – sich abzeichnenden oder bereits vollzogenen – gelassen zu begegnen. So oder ähnlich drückte ich mich aus. M kommentierte dies halb scherzend, halb im Ernst mit dem Hinweis, ich würde eben alt. Dabei sagte er dies in einem Tonfall, als müsse er mir lachend etwas hinlänglich Bekanntes auseinandersetzen; als sei es ein Versehen von mir gewesen, dies nicht schon selbst längst bemerkt zu haben.
Dies ärgerte mich. Nicht so sehr, weil es stimmt, daß ich älter werde (wer wollte das bestreiten, und wem ginge es anders?), sondern weil mit dieser Bemerkung meinem Protest nicht nur jede Begründbarkeit und Rationalität an sich, sondern, noch schlimmer, weil damit meiner Haltung, sei es Ablehnung oder Zustimmungen, jedes Verankertsein in meiner eigenen Persönlichkeit, jeder individuelle Ursprung in mir selbst abgesprochen wurde. „Du wirst halt alt“ bedeutet: Nicht weil ich so bin wie ich bin, lehne ich irgend etwas ab; die zunehmende Verärgerung über die stillschweigenden Übereinkünfte der Menschen um mich herum, die ich nicht teile – sie ist nicht Teil meiner persönlichen, unverwechselbaren Entwicklung, sondern ich bin selbst nur eine Instanz, in der sich ein überindividuelles Phänomen instantiiert; mein Weigern ist nicht mehr mein ureigenes Weigern, sondern aus allgemeinen Grundsätzen des Menschseins ableitbar. So hat meine Meinung mit mir gar nichts mehr zu tun: Sie hat ihr Gewicht als Meinung verloren, ist zum bloßen Symptom geschrumpft – und deshalb belächelbar geworden. Wie aber kann ich mich wehren, wenn man mir sogleich das immerwahre und alleszerschmetternde Duwirsthaltalt entgegenstemmen kann? Einmal abgesehen davon, daß dies auch überhaupt keine ernstzunehmende Entgegnung ist, denn indem ich meine Meinung äußere zu Mobiltelephonen, Werbepausen, der Programmänderung des WDR oder der Unart, zu Milchkaffee nur noch Latte Macchiavelli oder so ähnlich zu sagen, bitte ich schließlich meine Gesprächspartner nicht, mir doch zu erklären, warum ich dieses seltsame Gefühl gegenüber Mobiltelephonen, Werbepausen etc. habe; ich will doch nicht wissen, was mit mir los ist, daß ich nicht jeden Quatsch, dem meine Mitmenschen besgeistert nachlaufen, prima finde; ich mache mir doch keine Sorgen um meine eigene Ansicht! „Ach bitte, lieber M., sage mir doch, warum, ach warum nur finde ich Mobiltelephone albern? Was stimmt mit mir nicht? Was ist nur mit mir los?“ -- Nein, ich möchte doch etwas von mir und meiner Haltung dieser Welt gegenüber schildern, wie es jeder Mensch gerne tut. Muß ich jetzt jeden modernen Mumpitz gut finden, weil eine andere Meinung zu haben mich sogleich dem Verdacht der Alterskauzigkeit aussetzte? Muß ich zu allem ja sagen, weil eine andere Meinung zu haben mir – quasi aus Altersgründen – nicht zusteht? Weil eine andere Meinung als die, welche hinsichtlich der Erwartungen meiner Zuhörer „originell“ wäre, wertlos ist?
Was bedeutet das überhaupt für das Älterwerden? Es bedeutet doch, daß ein Mensch, der eine zu seinem Alter zufällig, aber nicht kausal passende Meinung hat, diese besser verschwiege. Originell ist ein Neunzigjähriger im ICQ, ein Neunzehnjähriger nicht. Originell ist ein Vierzehnjähriger, der sämtliche Mozart-Klavierkonzerte nach Nummer und Köchelverzeichnis kennt, ein Fünfzigjähriger nicht. So daß wir uns anheischig machen, den einen zu bewundern, des anderen Vorlieben und Ablehnungen aber als normal, weil angeblich kausal aus seinem Lebensalter herleitbar, zu bezeichnen und darüber nur die Achseln zu zucken. „Wirst halt alt.“
Nun gut, zugegeben: M.s Äußerung bezog sich nicht auf irgendeine meiner Abneigungen den Errungenschaften der modernen Welt gegenüber, sondern auf den Umstand meiner wachsenden Gereiztheit über diese Dinge. Sein Spott hatte eine allgemeine Haltung zur Welt und zu Veränderung überhaupt als Gegenstand. Aber mein Vorwurf bleibt. Und der Schluß, der für mich daraus zu ziehen ist, auch.
Ich werde mich in Zukunft vorsehen und alles mit sauberen Gründen unterfüttern müssen – sofern man saubere Gründe finden kann, denn es gibt ja einen Bereich, in dem nur bloßes Behaupten möglich ist, und das ist das Reich der ästhetischen Urteile. Es ist unmöglich zu beweisen, daß meine Geschmacksurteile ihren Ursprung in meiner eigenen Persönlichkeit haben und nicht erklärt werden können – denn aus der Sicht dessen, der urteilt, ist das Urteil immer ein persönliches Urteil. Ein ästhetisches Urteil kann – da es nicht begründbar ist – jederzeit als Symptom angesprochen werden und ist daher besonders anfällig für die Geringschätzung durch jene, die es aus welchen Gründen auch immer nicht gelten lassen und es daher lieber aus groben Eigenschaften des Meinungsträgers, die er mit vielen anderen teilt, ableiten wollen: aus dem Alter, der sozialen Schicht, dem Geschlecht, dem Elternhaus, was weiß ich. Wie, du liest gerne Fontane? Das ist doch nur, weil deine Eltern zur Bourgeoisie gehören! – Wenn man nun wirklich aus bürgerlichem Hause stammt, hat man es schwer darzutun, daß man Fontane einfach mag. Vielleicht mag man ihn auch nur deswegen, oder man hat ihn nur deswegen kennenlernen können. Alle unsere ästhetischen Urteile gründen natürlich in unseren Anlagen und unserer Biographie. Daran ist nicht zu rütteln. Aber das Nichternstnehmen durch den anderen bleibt. Na, kein Wunder, T.Th. wird halt alt. Wenn ich die Vorlieben und Abneigungen meines Gegenüber aus irgend etwas Allgemeinem abzuleiten und zu erklären mich anheischig mache, dann nehme ich ihn nicht länger zur Kenntnis: Ich interessiere mich nicht mehr dafür, warum er diese Meinung, dieses ästhetische Empfinden hat. Ich mache es mir einfach. Ich gehe über ihn hinweg. Seine Meinung ist dann sauber in einer Schublade, ist eine Meinung von Leuten, die x sind, oder von Leuten, die aus y stammen. Von Leuten, die halt alt werden.
Ein Neunzehnjähriger würde ja auch nicht solche Texte wie diesen schreiben. Aber klar, ich werde halt –
Ach, zum Teufel.
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Talakallea Thymon - am: 3. Jan, 09:23 - in: Werke & Tage
Gestern ein Kurzflirt (wenn man das schon so nennen kann) mit C, was ungemein wohltut und mich für wenige kostbare Augenblicke schweben und heiter sein läßt. Wie immer bei solchen Gelegenheiten, wenn denn einmal meine sporadisch auftretende Schlagfertigkeit über mich kommt, überrascht sie mich selbst. Ich verfüge nicht über sie, sie ist wie etwas außerhalb meines Willens, Geistesblitz und Inspiration, als spräche nicht ich, sondern etwas in mir, ein kleiner Flirtsouffleur. Eine launische Gabe allerdings, auf die ich mich wahrlich nicht verlassen kann. Und so ist sie denn auch meist stummgeblieben im entscheidenden Moment.
Ich wünschte ich verstünde das Balzverhalten der Spezies, der auch ich angehöre. Man stelle sich ein Pfauenweibchen vor, das den Federkranz des Männchens zwar sieht, aber absolut nicht weiß, was das soll, weil sie nur einen bunten Kranz Federn sieht, wo andere Weibchen ein Zeichen wahrnehmen. Wie leicht wäre alles, verstünde ich die Sprache von Blick, Geste, Mimik, Lächeln und die wahre Bedeutung von Wann, Wie, Wo und Was des gesprochenen Wortes. Ich stochere nur darin herum, werfe zergrübelt Frage um Frage auf, und deute in einem fort die Symbole, wie eine Art Kabbala der Liebe, außerstande, die Zeichen auf Anhieb und unbewußt zu deuten. Ich muß alles zerpflücken. Während andere sich amüsieren und sich an den Gedichten des Flirtens erfreuten, bin ich der Germanistikprofessor, der diese fremde Lyrik Zeile für Zeile, Vers für Vers mit dem Skalpell sezieren muß, um ihr etwas zu entnehmen. Vom eignen Dichten ganz zu schweigen. Da bleibt nicht viel am Leben. Artfremd innerhalb der eigenen Art muß ich die Zeichen studieren wie ein Zoologe unter Pavianen, die alle wissen, was sie tun. Oder vielmehr, nicht wissen, was sie tun, und dann ist es das untrüglich richtige.
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Talakallea Thymon - am: 21. Dez, 09:35 - in: Werke & Tage
Immer war es so: wenn ich endlich die Frau küßte, nach deren Kuß ich mich gesehnt hatte, dann war es immer wundervoll, ganz unabhängig von der Art, wie sie küßte; es war wundervoll, weil es ein Kuß war, und: weil es ein Kuß mit der Frau-die-ich-küssen-wollte war. Es spielte dabei keine Rolle, wie sie küßte, ob wild oder zart, nachgebend oder straff; ob sie schmale oder volle Lippen, einen kleinen oder breiten Mund hatte; es war gleich, ob ihr Mund größer oder kleiner als meiner, ob ihre Zunge lang oder kurz, quirlig oder lasziv-langsam war. Für mich war es immer recht, hat sich ein Kuß mit meinem Wunschkußmenschen immer richtig und gut und zum Jubeln angefühlt, wenn es endlich so weit war. Weil es eben ein Kuß, weil es eben der ersehnte Kuß mit dem Wunschkußmenschen war. Und es ist schwer für mich, mir vorzustellen, daß und wie es anders sein könnte.
Die Frage ist natürlich immer, wer denn der Wunschkußmensch ist. Und warum. Aber findet man das erst beim Küssen heraus? Oder ist es nicht umgekehrt so, daß man überhaupt erst küßt, weil dieser Mensch der Wunschkußmensch ist?
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Talakallea Thymon - am: 19. Dez, 09:58 - in: Werke & Tage
Gestern eine hochangenehme Heimfahrt mit viel Brown & Yule & Schokolade. Entspannt und zum ersten Mal seit Tagen wieder sehr ruhig. Gesammelt und bei mir selbst. Das Abteil ist ganz ruhig, halb leer, und es ist dieser Klang überall von Einsamkeit und Spätheit und ungewohnter Stunde. Die wenigen Blicke, die mir begegnen, sind willkommen als Gleichgesinnte, als Gefährten des Einsamen. Es ist seht still zwischen den Inseln, viel Raum, den man mit Lächeln füllen könnte, aber man muß es nicht. Lesen, aufblicken, wieder in die Komplexitäten des Buchs sinken. Meist aber belausche ich mich selbst, zu Gast im Haus meiner eigenen Träume. Doch kann ich sie nicht genau erkennen, sie gehen verhüllt, sie wenden den Blick ab. Immerhin bin ich willkommen, willkommen bei meinen Träumen. Das ist schön. Draußen heimeliges Schwarz mit Innenraumgespiegel in der Scheibe. Manchmal glitzernde Balken von Scheinwerfern auf dem sonst schwarz in schwarz nicht zu erahnenden Riesenfluß, der da draußen irgendwo träge, selbstvergessen und wie je einherströmt. Es fühlt sich gut an, so getragen zu werden, im Warmen durch eine eisige Nacht.
Viel später dann geht der Schlüssel. Im Flur brennt Licht. In der Küche macht sich jemand Suppe warm. Die Wohnung lebt und empfängt mich. Jetzt bin ich also wieder hier. Zurück aus der ferne. Zurück in der Nähe. Augennah und Rufnah, beinahe.
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Talakallea Thymon - am: 13. Dez, 10:26 - in: Werke & Tage
... Qui non moderabitur irae,
infectum uolet esse, dolor quod suaserit et mens,
dum poenas odio per uim festinat inulto.
Ira furor breuis est; ...
Andertalbseitigen zerknirschten, überhöflichen, reumütigen Entschuldigungsbrief erhalten. Von wem? Es ist wirklich wahr: Von der Deutschen Bundesbahn. „Verhalten des Mitarbeiters unakzeptabel“, blabla, „Nachschulung bei manchen erforderlich“, blabla, „Umwandlung von einer Behörde in einen Dienstleister langsam und schwierig“, blabla, „hoffentlich jetzt nicht auf die DB verzichten“, blabla, „die meisten Mitarbeiter doch wohl freundlich“, blabla etc. pp.
Sofort tut es mir leid. Mein erster Gedanke, als ich den Brief öffne: Ha! Dem hab ichs aber gezeigt. Mein zweiter Gedanke, nachdem ich den Brief gelesen habe: Oh Scheiße, dem hab ichs aber gezeigt.
Jetzt wünsche ich, ich hätte diesen idiotischen Beschwerdebrief nie abgeschickt. Ich verfluche meine Wut, die wieder mal eine schlechte Ratgeberin war und hoffe inständig, daß der Mitarbeiter keine Schwierigkeit bekommt. Das hab ich nicht gewollt. Ich wollte nur …
Was klarstellen. Etwas loswerden. Es nicht auf sich beruhen lassen. Sagen. Nicht schlucken. Und hätte ich geschwiegen, dann würde es mich weiterhin beschäftigen. Das weiß ich. Ich würde, wenn ich mich daran erinnerte, stumme innere Haßdialoge mit diesem Menschen führen, Adrenalin würde mir ins Blut schießen, das Herz mir wieder klopfen vor Zorn, als wäre der Vorfall gerade eben erst gewesen. Ich kenn mich doch. Noch Jahre später kann ich mich über diesen Straßenbahnfahrer in Rage denken, der … egal.
Also entweder hätte ich mich aus Zorn schlecht gefühlt oder jetzt aus Scham und Reue über meinen Zorn Die Lösung? Den Beschwerdebrief schreiben. Auf jeden Fall. Es war nicht richtig, und ich soll es auch nicht in mich hineinfressen. Aber ich hätte die genauen Angaben zu Uhrzeit und Zugnummer verschweigen, und den Mitarbeiter damit wieder in Schutz nehmen können. Ich hätte sagen können, daß ich mit der DB bzw. den Zugbegleitern immer sehr zufrieden gewesen bin. Da haben sie ja recht. Ich hätte sagen können, daß ich den Mitarbeiter nicht in Schwierigkeiten bringen wolle.
Ich hätte auch einfach gelassen sein können. Und klug gegen mich selbst wie gegen andere.
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Talakallea Thymon - am: 3. Dez, 10:35 - in: Werke & Tage
Nach dem letzten Telephongespräch, das sich dann aber als vorletztes Telephongespräch erwies, langes Nachdenken, schmerzlich und zuckend; und wurde nicht fertig. Endlich aufgestanden, ohne noch viel zu zögerndenkenüberlegen ins eisige Bad, Tür zu, Schublade auf, Kabel rein, Knopf umgelegt, Kopf nach vornüber, und dann fielen die Haare, oder was noch von ihnen übrig war, dem sanften Rasierergeschnurr zum Opfer. Den Kopf wie um mich zu erbrechen über das Becken gebeugt ließ ich es knistern auf dem Schädel. Dunkelflockiges und Angegrautes sammelte sich auf weißem Porzellan und sah dort überraschend viel aus. Wieder und wieder zogen die Scheren emotionslons schnarrend ihre Bahnen über das Haupt, führten willig den ihnen aufgetragenen Dienst aus, bis absolut und endgültig überhaupt nichts mehr Widerstand bot, keine Stoppel mehr knisterte, und die Messer ins Leere surrten. Das dauerte überraschenderweise seine Zeit.
Dann ein Blick. Zuerst vorsichtig und unbebrillt. Huch. Kurzer Schock, ganz kurz nur. Dann: Hej! Griff zur Brille: Noch einmal hej! Ich grinse mir zu und frage mein Spiegelbild und mich selbst, warum ich das nicht schon längst gemacht habe.
Sofort ging es besser. Aufatmen. So. Weitere Maßnahmen werden folgen. Die nächste: eine neue Brille. Wird Zeit. Wird höchste Zeit.
Ich meine nicht nur die Brille.
von:
Talakallea Thymon - am: 1. Dez, 10:39 - in: Werke & Tage
Selbst wenn
ich den blick abwende
bleiben
die anderen augen
in meinem nacken
das springseil ist verhakt mit dornen
und die
schaukeln
schaukeln nicht mehr
gefesselt steht
die wippe starr und
starr die schönheit der
blumen alle.
von:
Talakallea Thymon - am: 25. Nov, 11:04 - in: Werke & Tage
Als könnte ich Herzschläge umblättern, mit Fingern, die wund sind von der Zartheit des Seidenpapiers: so ließe sich die Zukunft vielleicht auswendig lernen, wenn man nur schnell genug wäre und ihr zuvorkäme. Aber ich sehe mich schon wieder meinem Schatten hinterherlaufen, ihn einzuholen hoffnungsvoll bemüht. Ein leerer Raum spannt sich erstickend um mich, so leer, so sehr überhaupt Raum, das es mir eng wird um brust und Mund und Glieder. Wo bin ich selbst in all dem Gefäde und Gezerre von Dimensionen? Wo stehe ich, ist mein Platz, was habe ich in meinen Händen, das ich anbieten könnte? Ich weiß nicht, was verlangt wird. Ich weiß nur, daß etwas verlangt wird, weil ich selbst voller Verlangen bin. Doch stehe ich am Rand, in der Mitte, oder wo? Plötzlich verschiebt sich alles, und es steht zu erwarten, daß sich noch mehr noch ärger verschieben wird, ein Schock der Erkenntnis: Du bist gar nicht so, nicht der, für den du dich hieltest. Eingenistet in bequeme Annahmen habe ich mich.
Es bleibt nur, unstillbar, unergründlich, unauslotbar, der Wunsch: zu gefallen. Das Wasser reichen zu können. Als könnte man sich und andere an sich selbst und anderen messen. Alles ist erlaubt, nichts ist möglich.
Und ich muß mich seit neuestem fragen: Wie wäre es? Ja, wie wäre es überhaupt?
von:
Talakallea Thymon - am: 24. Nov, 11:05 - in: Werke & Tage
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Talakallea Thymon - am: 11. Nov, 11:43 - in: Werke & Tage