Werke & Tage

Montag, 6. Juli 2009

Maulwurf

In der eigenen Wohnung mit nahezu schalldichten Ohrstöpseln hocken. Abgeschottet und selbst im Haus noch einmal im Käfig. Verriegelt und vergraben, vertrieben in noch ein kleineres und immer kleineres Reich, die Stille, die nicht weiter reicht als das zugepflasterte Ohr. Das Deprimierende dabei. Wie ich es hasse.
Nun natürlich auch das Rotkehlchen und die Mauersegler nicht mehr zu hören. Verstummt neben all dem Widerwärtigen auch die wenigen beglückenden Töne.
Einmal habe ich am Waldrand gewohnt, in der Annaberger Straße, in einem der letzten Häuser vorm Wald. Abends sang immer eine Singdrossel, als längst alle anderen Vögel verstummt waren. Immer dreimal die selbe Phrase. Tüdelüt Tüdelüt Tüdelüt ... didadiii didadiii didadiii ... Es war, als könnte sie die Zeit davonsingen, so lange blieb es Abend. Im Herbst und Winter rief ein Käuzchen die halbe Nacht lang, und manchmal kamen die Wildschweine heraus aus dem Wald und grunzten und schnauften und ließen Zweige knacken, so nah, daß es sich anhörte wie in der Straße, unterm Fenster.

Donnerstag, 25. Juni 2009

Το Πάθος Χιλιάδες Φορές

Το πάθος της αναμονής ...

Quelle: Ekdosis Kastaniotis


7 Jahre schreiben
7 Monate und 7 Tage Verspätung
777 Seiten

Am Montag erscheint Band zwei der Trilogie "Με το παράξενο όνομα Ραμάμθις Ερέβους: "Το Πάθος Χιλιάδες Φορές" von Zyrana Zateli.

Sonntag, 21. Juni 2009

Solstitium


Vögel entsangen die Zeit ihrer Fesseln, sie stießen den Tag ins

Immer. Die Sonne am Pol brachte den Himmel zu Fall.



Freitag, 5. Juni 2009

Morgen

wird alles anders!

Aufgefallen:

Die älteren Schwulen, die jeden Morgen einander und den öffentlichen Bücherschrank in der Poppelsdorfer Allee belauern. Der hoffentlich haltlose Verdacht, sie könnten die Funde später in ihren Antiquariaten verkaufen.

Mittwoch, 20. Mai 2009

Von Vernunft des Unpraktischen

Die Entscheidung gegen etwas Praktisches und für etwas Schönes ist eine Wahl, die ihrer eigenen Vernunft gehorcht, einer ästhetischen Vernunft nämlich.
Es ist nicht praktisch, täglich fünf Stunden Violine zu üben; es ist nicht praktisch und überdies unbequem, zwei Stunden stillzusitzen, um eine Mahler-Sinfonie zu hören; es ist ziemlich unpraktisch, Monate und Jahre am Schreibtisch zuzubringen, um einen komplizierten Roman zu schreiben. Noch viel unpraktischer ist es, im Alter von 4 Jahren zu lernen, auf den Zehenspitzen zu stehen, um Ballettänzer zu werden. Unpraktisch auch, in Platten aus Teig feine Schichten aus Butter einzuwalzen, um einen luftigen Blätterteig herzustellen. Völlig unpraktisch, Jahre mit dem Studium des Altgriechischen zu verbringen, nur um ein Fragment der Sappho goutieren zu können.
Praktisch wäre es, keine Bücher zu schreiben, keine Musik zu komponieren, den eigenen Wortschatz auf 500 Wörter zu beschränken, Chinesisch statt Latein zu lernen, kein Instrument zu beherrschen, nicht zu singen, nicht zu tanzen und immer zu McDoof zu gehen, wenn der Hunger zwickt. Cola ist praktisch, Chardonnay schwierig. Doch wer das Schöne will, kommt um das Unpraktische nicht herum. Das praktische Leben ist öde. Es ist banal. Das schwierige Leben aber ist nicht banal, niemals langweilig, und manchmal ist es sogar schön. Manchmal wiegt nämlich ein einziger Vers der Sappho Jahre des Griechischlernens auf.



Dienstag, 17. März 2009

Frühlingsfieber

Sich fühlen, als hätte man einen Fieberanfall hinter sich, nicht nur unendlich müde, sondern auch wackelig auf den Beinen, Watte im Kopf und die Augen geblendet von eigentlich keinem Licht, oder als käme es aus dem Inneren, aus dem eigenen Schädel. Vorhin durch den Wald gezittert und eine Stunde später immer noch einen Puls von 80. Die Vogelstimmen hallen leicht nach wie aus einem Traum. Oder eine Illusion, ein Imitat ihrer selbst.

Endlich The Time Traveller’s Wife durch und froh, daß dieser Albtraum zu Ende ist. Zuletzt fürchterlich überreizt. Statt es in einem hinter mich zu bringen, hab ich den Schrecken nur verlängert, weil ich mehr als ein paar Seiten täglich nicht ertragen habe – und auch die nur morgens und mittags im Zug, weil man da mehr Abstand hat.

Samstag, 14. März 2009

Ceterum censeo

Ich werde mich ganz bestimmt niemals einem Intelligenztest unterziehen. Das fehlte noch, daß ich mir meine eigene Beschränktheit in Zahlen vorführen lasse.

Freitag, 20. Februar 2009

Carneval

Es ist wieder soweit: Am Bahnsteig stehen Männer mit heruntergelassener Hose und urinieren in die Grünrabatten, andere stehen nicht mehr so gerade und schwanken, Bierflasche in der Hand, über die Treppen, aus den Straßen unten dröhnt es, Kyffhäuserstraße und Zülpicher Straße sind eine einzige klebrige Pfütze aus Bier und Feigenlikör, und am Brühler Bahnhof beugt sich jemand über eine Sitzbank und kotzt. Im Vorbeifahren sehe ich durchs Zugfenster den schimmerden Schleimfaden aus seinem Mund stürzen und auf der Sitzfläche zerplatzen.
Das alles ist Jahr für Jahr nervig und anstrengend. Aber das ist noch nicht, was mich wirklich erschüttert.
Es ist etwas, das augenscheinlich nur ich sehe, es ist diese verzerrte Ausgelassenheit, die doch nichts weiter ist als maskierte Verzweiflung, ein Ablenkungsmanöver; das Toben der Menge, ihre Fröhlichkeit, nichts als ein empfindlicher Balanceakt, der jederzeit kippen, eine Larve, hinter der jederzeit die Fratze der Zerstörung und heillosen Verwirrung herausspringen kann.
Und es auch tut.
Kurz vor Bonn nämlich plötzlich Geschrei, Zorn und Schmerz, wüste Beschimpfungen, „Laß mich!“, „Nenn mich nicht …!“, Geheul und viel Unartikuliertes, dazwischen zaghafte Beruhigungsversuche, schließlich setzt sich ein Frau in Katzenkostüm neben ihre Freundin auf der anderen Seite des Ganges, schwer atmend, aufgebracht, „Der soll nicht zu mir reinkommen, ich war auf Toilette …“, und die Freundin: „Schrei mich nicht an …“, während aus dem hinteren Zugteil die Stimme eines Mannes zu hören ist, „und das, nachdem ich vier Jahre mit ihr zusammen war … vier Jahre …“, das Gebrüll ist schrill, die Stimme überkippend, von Schluchzern durchsetzt.
So etwas macht mich völlig fertig. Ich denke an Gustav Mahler, der genau dieses Pendeln zwischen grellbuntem Frohsinn und fratzenhafter Agonie in Töne zu fassen verstand. Ach du lieber Augustin, alles ist hin. Ich könnte mich hinsetzen und heulen, wenn ich in die glasigen Augen unter der Pippi-Langstrumpf-Perücke blicke, in diesen Abgrund. Ihr werdet alle einmal auf dem Totenbett liegen, denke ich. Es ist zum Heulen.

Montag, 9. Februar 2009

Konzentrationsschwäche

Ich drifte.
Schweben. Kreiseln. Auf-der-Stelle-treiben. Klangfetzen. Die Glieder von einem müden Pochen durchwalkt. Kaffee, der wirkungslos in den Adern verplätschert. Draußen summen die Fahrzeuge. Drinnen summt es im Irrgarten der start- und ziellosen Gedanken und Gedänkchen.

Keine zwei Wörter reicht meine Konzentration, ehe sich die Gedanken verselbständigen. Ein Satz, ein Text gar, ist nur unter Aufbietung aller Kräfte ins Verständnis zu hämmern. Finger auf der Zeile. Wort-für-Wort-Methode. Ich beginne zu driften, kaum daß ich das Buch aufgeschlagen habe. Zwei Wörter oder eine halben Zeile, und ich schalte bereits ab. Es ist eigentlich kein Denken, ein Träumen ist es, ein inneres Schweifen, das aber unangenehm ist, weil es von der ständigen, erfolglosen Bemühung um Konzentration begleitet wird. Da war doch noch was? Ich wollte doch? Einen neuen Kaffee aufsetzen?

Ich bin versucht, es dem Text in die Schuhe zu schieben. Aber es geht mir mit allen Texten so, ausgenommen die allereinfachsten, die Einworttexte, die Plakate, die Broschüren. Und es wird schlimmer. Belletristik, ein Kraftakt. Wissenschaftliche Texte, eine Qual seit langem, sind kaum mehr zu handhaben. Schwierige wissenschaftliche Texte völlig jenseits meiner Reichweite. Daß ich dieses Driften rasch bemerke, nützt nichts. Sich zur Ordnung rufen, den Satz in seine Einzelteile zerlegen, die Wörter mit Synonymen austauschen, die Syntax variieren, Umformulieren – nichts hilft. Vor mir ist leeres Geplapper, und ich merke, wie sich die Gähnmuskulatur zusammenzuziehen beginnt. Ich weiß im Prinzip, was die Wörter bedeuten, weiß auch im Prinzip, was ihre Zusammenfügung bedeutet, aber, was da steht, ergibt überhaupt keinen Sinn. Geplapper. Klangfetzen. Auf-der-Stelle-treiben. Müdes Pochen in den Gliedern.

So vergehen lange Viertelstunden, bis ich so erschöpft bin, daß ich augenblicks einschlafen könnte. Was wollte ich? Ach ja, Kaffee …

VOCES INTIMAE

... for we have some flax-golden tales to spin. come in! come in!

Kommt herein, hier sind auch Götter ...

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