verspieltes
Dant etiam positis aditum convivia mensis:
Est aliquid praeter vina, quod inde petas.
Saepe illic positi teneris adducta lacertis
Purpureus Bacchi cornua pressit Amor:
Vinaque cum bibulas sparsere Cupidinis alas,
Permanet et capto stat gravis ille loco.
Ille quidem pennas velociter excutit udas:
Sed tamen et spargi pectus amore nocet.
Vina parant animos faciuntque caloribus aptos:
Cura fugit multo diluiturque mero.
Tunc veniunt risus, tum pauper cornua sumit,
Tum dolor et curae rugaque frontis abit.
Tunc aperit mentes aevo rarissima nostro
Simplicitas, artes excutiente deo.
Illic saepe animos iuvenum rapuere puellae,
Et Venus in vinis ignis in igne fuit.
gastmähler auch bei gedecktem tisch können zugang gewähren:
mehr noch gibt es als wein, was du dort ansprechen kannst.
oft hat der purpurne gott dort genommen den Bacchus beim horne
und den bereiteten dann sachte gedrückt mit dem arm,
und als der wein die durstigen flügel Cupidos benetzte,
stand er beharrlich und blieb ernsthaft am selbigen fleck.
jener zwar schüttelt wohl rasch das vom weine getränkte gefieder,
Amor jedoch trifft selbst dann, wenn er die brust dir nur netzt.
Wein entspannt die seelen und macht sie für gluten empfänglich;
wo sie viel wein fortgespült, fahren die sorgen dahin.
Dann wird gelacht, dann setzt sich der arme die hörner des stiers auf.
sorge und schmerz gehen weg, wie auch die runzeln der stirn.
und dann öffnet die herzen die in unseren zeiten
seltene einfachheit, während der gott übt die kunst.
dort haben oft die mädchen der jünglinge herzen gestohlen
und frau Venus im wein war in dem brande ein brand.
von:
Talakallea Thymon - am: 11. Feb, 21:41 - in: verspieltes
der meister
schreibt
die körper zeichnen
neu
in den raum sich
der raum nimmt
den unglauben auf
und wirft ihn verwandelt
zurück
der meister schreibt:
seine tränen
lassen uns grinsen
sein lachen
bleibt uns im halse stecken
von:
Talakallea Thymon - am: 4. Feb, 19:17 - in: verspieltes
am freitag doch noch zu kreuze und zur ärztin gekrochen; die mir, nach einem flüchtigen blick ins ohr, wozu ich sie gar nicht ermutigt hatte, erklärte, sie wolle mir mal die ohren durchspülen, sonst würde ich nichts mehr hören, wenn ich das nächste mal baden ginge.
wie bitte?
unverschämtheit – wenn ich dusche, dann richte ich den strahl immer direkt in meinen prachtvollen gehörgang und spüle gut durch, aber taub werde ich davon selten. eigentlich nie. und vom schwimmengehen auch nicht. oder wollte sie damit von hinten durch die brust ins auge andeuten, ich hätte wohl schon lange nicht mehr gebadet? weil es andernfalls ja nicht sein könne, daß ich überhaupt noch höre? unverschämt. außerdem war ich ja gar nicht wegen meiner ohren da, denen geht es, wie gesagt prima, und hören kann ich auch, danke schön!, sondern wegen meiner entzündeten kiefernhöhlen. wie es in meinen ohren aussieht, geht füreinmal niemanden etwas an.
und wie das sonst so ist mit ärzten: du gehst hin, sagst, du hast bauchweh, sie fühlen an dir rum, machen sich ein paar notizen, stellen ein paar fragen, setzen eine vorwurfsvolle miene auf und sagen dir dann auf den kopf zu, daß du bauchweh hast. bravo. so auch jetzt wieder.
„was führt sie zu mir?“
„meine kiefernhöhlen sind entzündet“
„schmerzen?“
„ja“
„beim vornüberbeugen?“
„besonders“
„pochen?“
„auch“
„dann mach ich mal ein ultraschall“
(macht ein ultraschall)
(mit vorwurfvollem gesichtsausdruck) „herr öhlbär, ihre kiefernhöhlen sind ja entzündet!“.
ach nee.
ich meine, also ehrlich.
von:
Talakallea Thymon - am: 9. Jan, 09:03 - in: verspieltes
viertel vor drei termin.
medizin fängt an zu wirken.
die myrte still und scharf der kampher weht.
lüftung klappert.
himmel ist immernochgrau.
kaffe brodelt in den venen.
doppelpunkt blinkt tapfer gegen die zeit.
fast schon ein vormittag gewesen
von:
Talakallea Thymon - am: 6. Jan, 11:01 - in: verspieltes
si quis crediderit gravi sua spe
vobis condere me bonam camenam
dicendam mihi nunc benignam in aurem
vobis, cara tibi, Olga Joeque care –
qui, dico, facere hoc putaverit me,
multum erraverit: heu! meam camenam
di perdunt neque perlegemus umquam!
res se nunc ita habet : caretque egetque
verbis vester amicus atque luget:
nam me deficiunt deae scelestae,
musae Kalliope atque quae vacillat
Euterpe. mihi nunc quid est fatendum?
vobis gratuler ut? modo iocer quo?
vobis blanditiasque conferam quas?
quonam denique glorierque verbo?
plenum hoc ingenium est aranearum!
at iam tempus adest et in patellis
fervet sorbitio merumque mulcet.
pro verbis placeat rubore vinum:
dicendi satis atque nunc bibendum!
von:
Talakallea Thymon - am: 19. Dez, 10:33 - in: verspieltes
Elektra weiß nicht, daß der fremde Mann ihr Bruder ist.
Der Fremde ist Orest.
Also weiß Elektra nicht, daß Orest ihr Bruder ist.
von:
Talakallea Thymon - am: 12. Jul, 11:47 - in: verspieltes
Sinn verweist immer auf etwas außerhalb dessen, dem er zugesprochen wird, hinaus. Man kann nur von Sinn für etwas sprechen, nicht von einem absoluten Sinn. Was ist der Sinn eines Hammers? Nägel in ein Brett schlagen zu können. Was ist der Sinn des Nägel-in-Bretter-Schlagens? Daß man einen Schrank, eine Hütte, einen Tisch oder was weiß ich herstelle. Was ist der Sinn des Tischs, der Hütte, des Schranks? Daß man von ihm essen, in ihr vor Wind und Wetter geschützt schlafen, Kleider in ihn hineinhängen kann. Worin besteht der Sinn, daß man Kleider in einen Schrank hängt?
Und so weiter.
Irgendwann kommt die Grenze, gerät man ans Große und Ganze. Irgendwann kann man nicht mehr weiter fragen.
Der Sinn des Hammers liegt außerhalb seiner selbst. Der Sinn des Tischs liegt außerhalb seiner selbst. Der Sinn bügelfaltengeschützter Hosen liegt außerhalb ihrer selbst.
Der Sinn des Lebens liegt – was liegt außerhalb des Lebens?
Der Sinn der Welt? Was liegt außerhalb der Welt, das ihren Sinn darstellen könnte? Gesetzt, die Welt ist ein Hammer. Was kann man damit zimmern?
Nichts. Das Leben ist alles. Die Welt ist alles. Darüber hinaus gibt es nichts. Also auch keinen Sinn.
Das heißt nicht, daß die Welt sinnlos ist. Es heißt, daß man die Frage nicht sinnvoll stellen kann.
von:
Talakallea Thymon - am: 19. Jan, 09:04 - in: verspieltes
Da ist jemand von den Suchwörtern "Erasco" und "Stipendien" auf diese Seiten geführt worden. Das stimmt mich nachdenklich. Wenn es wenigstens "Erasmus" gewesen wäre. Ich kann mir gut vorstellen, auch wenn ich es nicht beschwören könnte, daß a.a.O. das Wort "Erasmus" gefallen ist, zumindest hätte es gut fallen können. Bei der Gelegenheit fällt mir auch ein, daß ich mal etwas zur Aussprache des Altgriechischen schreiben könnte, bekanntlich hat sich auch Erasmus dazu geäußert (und damit eine grauenhafte phonetische Wirklichkeit geschaffen, die an deutschen Gymnasien immer noch und wohl bis auf nicht absehbare Zeit angetroffen und gehört werden kann). Dies ist wohl wieder mal eine Instantiierung des allgemeinen Problems, daß Philologen hierzuland jeglicher moderner Sprachwissenschaft (und auch weniger moderner) bis zur Anathematisierung und Verfluchung abhold sind. Besonders, wenn es darum geht, "alte" Sprachen als echte Sprachen (und nicht als Literaturerzeugungsmaschinen) aufzufassen und sich ein bißchen Mühe mit dem Versuch zu geben, sich vorzustellen, wie die antike Sprach- und Sprechwirklichkeit ausgesehen haben könnte. Und dazu gehört eben auch die (mit guten Argumenten einigermaßen rekonstruierbare) Aussprache. Statt dessen pflegen die Philologen selbstverliebt ihren furchterregend germanisierten Zungenschlag und regen sich über jede falsche Länge oder Kürze auf ("homerische Eppen", "Vohx", "Loggik", "Aristottelehs"), während sie über das Zäpfchen-r ebensowenig mit der Wimper zucken, wie ihnen die rheinische Sch-Aussprache des griechischen chi ("Es-schatologisch") auch nur ein Brauenheben wert ist.
Wie also "Erasco", eher bekannt für Suppenfertigprodukte aus Tüte oder Dose als für die Etablierung einer kanonischen Aussprache ausgestorbener Sprachen, in meinen Hain geraten ist, ist mir ein Rätsel.
Oder Meinten Sie vielleicht 'Erasmus'?
von:
Talakallea Thymon - am: 13. Jan, 09:11 - in: verspieltes
aufwarmdrehen
mischkitzelbatterie
brausverwasserspritzen
leuchtleucht
gezitter vertrauter
ort, orte, stellstellen stehenso,
geartigkribbel
duschstrahl
bezartmuskelt krabbelt
als maskenzunge
zum
maskenzungenball
tastgleitet zwischen die
in flagranti
tanztanz
mundzunge
trockenheitüberstülbt
fingerzungenstrahl umrundet das
still werden
die räume so still daß
die wände hallen davon
luftumfeuchtwallte
leuchtreklame schlägt auf
und fleisch
fressende blumen nippen
naschen
sich nähren
sich von hauthaarnässe zwischen den lautlosfüßen
stille krallt sich umkrallt sich
krallt
sich ins
bis
nichts nichts
ist mehr außer
stille
geweitspreizte tropfen wie
warmhände weit sich
weit
ruckklaffend
dehnendsehnendbebend, dann, dann
weitweitweitwww–
dann
implosionsimpulspuls
ohneluftluftholend
verglüht vorgebeugtes
jammern und
warmwasser strudelig vermischt
vermischt
ver
mi
schtscht
verklatscht und
verpladdert vielstimmig
fortspült haploide
restsüße
plötzlich so laut wieder
die hände zittern
die wände atmen zurück
von:
Talakallea Thymon - am: 16. Dez, 10:00 - in: verspieltes
Genethliokryopodie, die. med. Fw. bezeichnet den Vorgang, angesichts herannahenden Geburtstages kalte Füße zu bekommen. Besonders oft tritt die G. im Zusammenhang elterlichen Besuchs (s. Goneoepiskope) auf. Linderung wird oft bei Einladung von Freunden (s. Philepiskope) beobachtet. Da die G. im allgemeinen harmlos verläuft und eine Besserung meist schon wenige Stunden nach dem Geburtstag (s. Metagenethlie) von selbst eintritt, ist eine Behandlung überflüssig, wird aber von den Betroffenen als angenehm empfunden und bei starken Beschwerden gerne in Anspruch genommen. Aufgrund ihrer unspezifischen Symptome ist die G. leicht mit der sogenannten s. Exetasiokryopodie zu verwechseln; welche Art der Kryopodie jeweils vorliegt, kann aber leicht aufgrund der eindeutigen Ätiologie festgestellt werden.
von:
Talakallea Thymon - am: 8. Dez, 10:28 - in: verspieltes