verspieltes

Dienstag, 30. November 2004

Verspielt. Kühlschrankpoesie

Blüte flüstert dir Sonne zu
zum Umarmen
Nebelfrau du
die Brust baucht mich
nimm deinen
Sommermond in keinen
Winter auf.

Montag, 29. November 2004

Hermetische Poesie

Schafe und Ziegen riechen gut
aber
Ziegen noch besser
das muß
ich mir merken
und so vieles andere auch
Seelenbücher lächeln
freundlich aus dem Regal, zwinkern
uns hat sie gern
mir zu
wir mußten uns keine Zettel
schreiben aber
mich rührt des Gedankens Gedanke
während der stolze Käse schmeckt
zuhause bestiefelt
aber eigentlich nicht in Stiefeln zu Hause
Wo man sie nicht finden kann such ich
ratlos
die Toilette schon ziemlich
angetrunken und schwer von
Begriff, aber peinlich ist es mir nicht
unter ihren
Augen
und das ist
der befreiendste von allen Gedanken und
Wünschen
naß bin ich nicht geworden, weil
es bimmelt und
ein Keksgedanke freut sich
beklommenen Herzens.

Freitag, 19. November 2004

Verspieltes. Kühlschrankpoesie

Als ich einmal am Morgen nach einer Party in die Küche unsrer WG kam, las ich am Kühlschrank folgende Zeile:

Frag ohne Atem um Honig sie

Das prägte sich sofort ein. Das brannte sich fest. Das war wunderbar. Hocherotisch.

Donnerstag, 18. November 2004

Verspieltes. Kühlschrankpoesie

Nie ewig
sein
immer am Hund
oder
ohne Dunkel
liegen

Dienstag, 9. November 2004

Das beste Stück

Gibt es einen schöneren, eleganteren, praktischeren, sinnlicheren Gegenstand, als gerade ihn? Er ist doch unübertroffen. Keine noch so ausgefeilte Technik kann ihn ersetzen, wenn es wirklich darauf ankommt. Er ist immer zur Stelle, funktioniert auch bei Stromausfall, ist nahezu unverwüstlich sowie leicht und unkompliziert zu handhaben; auch ist er pflegeleicht und liefert meist befriedigende Ergebnisse. Seine langgestreckte Form, seine Steifheit und die Glätte seiner Haut bestechen durch ihr schnörkelloses funktionales Design. Auch für das Auge ist er ein Genuß, und manch einen überkommt schon bei seinem Anblick der Wunsch, ihn in die Hand zu nehmen und damit herumzuspielen. Zwischen den Fingern fühlt er sich gut an, ganz gleich, ob er der eigene ist, oder einem anderen gehört.

Manchen Menschen genügt es, ihn ab und an zur Hand und in selbige zu nehmen; andere dagegen zögern nicht und nehmen ihn zuweilen auch gern in den Mund, vor allem dann, wenn sie nicht weiter wissen; andere wiederum stört der herbe Geruch und Geschmack, so daß sie schon der Gedanke, so etwas zu tun, ekelt; es soll aber sogar solche geben, die daran lutschen, ja, die gar darauf herumkauen – welch letzteres aber eine Unsitte und wovon dringend abzuraten ist.

Zwar ist er von Natur aus schön und praktisch und durch nichts zu verbessern; verspielte Menschen jedoch, Mädchen zumal, setzen ihm manchmal eine Gummikappe auf, die allerlei Verzierungen haben kann aber nicht muß: Noppen, Rillen, Fransen, Büschelchen, ja manche mögen es, wenn er ein Fellmützchen trägt. Derlei Zierat kann sogar sacht parfümiert sein. Erdbeere, Banane und Vanille sind gängige Noten und besonders bei Schulmädchen sehr beliebt. Doch so, wie er ist, ist er schon seine eigene Perfektion; alles, was man ihm sonst angedeihen läßt, alles, womit man ihn ersetzen mag, jede angebliche Verbesserung: sie sind doch nur zierendes Beiwerk. Deshalb wir man immer wieder auf ihn zurückkommen.

In manchen Kulturen bewahrt man ihn in einem Futteral auf. In anderen wiederum legt man nicht so viel Wert auf eine Verpackung. Jedenfalls sollte man ihn nach seinem Gebrauch wieder ordentlich verstauen.

Manchmal ist er hart, manchmal weich, je nach Bedürfnis, Anlaß und Vorhaben; am besten aber ist er zu gebrauchen, wenn er angespitzt ist. Man sollte aber hinterher saubermachen, damit nicht irgendwann jeder Ort, wo man ihn gebraucht hat, von seinen Spuren vollgesaut sei. Wird er jedoch oft und lange gebraucht, oh: so schrumpft er irgendwann und schnurrt zu einem lächerlichen Stummel zusammen. Er kann zärtlich sein und sacht, oder kraftvoll Akzente setzen; er kann ungestüm und unüberlegt sein, oder zögerlich und zagend seine Arbeit tun. Manchmal dauert es sehr lange mit ihm. Manchmal ist man schneller mit ihm fertig, als man gedacht hat. Und manchmal, ja, manchmal schafft er Werke von Bestand. Am schönsten aber ist es, wenn er eine Liebesbotschaft spricht.

Hier ist ein Bild von ihm.

Donnerstag, 14. Oktober 2004

Den reisenden Eltern

Das Haus erwacht, wenn alle Stimmen ruhen
und eigene Gedanken läßt es weben.
Dem Schlüsselklappern will es widerstreben,
und jeder Raum zuckt fort von fremden Schuhen.

Der Dämmerflur hängt voll von Katzenblicken
die starren leer und spiegeln euer Fehlen.
Ihr Glanz im Dämmer schwebt, indes die Kehlen
der Amseln stehn voll Gold. Die Stunden ticken

in ihrem Sarg aus Zeit. Die Uhren zeigen
auf tote Augenblicke, die sich mehren.
Der Ahorn brennt. Im Grase faulen Feigen.

Dem Dielenspiegel les ich ab die Leeren
die ihr uns daließt, Taubsein, Ruß und Schweigen
und andre Geister, denen ich muß wehren.

Freitag, 8. Oktober 2004

?

Der Nachteil von spontanem Handeln ist: Man fragt sich hinterher stundenlang, ob es nun richtig war.

Der Nachteil von nicht-spontanem Handeln: Man fragt sich vorher und hinterher stundenlang, ob es nun richtig war.

Sonntag, 26. September 2004

Den reisenden Eltern

Nun wart ihr dort. Und unter wärmern Sonnen
seid ihr gewandelt, in den Händen Licht,
und trugt des Hundssterns Glanz im Angesicht.
Nun müßt ihr heim: Da sind der Tage Wonnen,

ach!, über Nacht euch wieder öd geworden
und der Platanen drange Sonne stumpf
und voll von Weh. Der Nymhe Marmorrumpf
friert unterm Brunnen, und der Wind heißt Norden.

Der Wein schmeckt schal und schon nach nächstem Morgen.
Ihr wollt noch wachsein, und die Wochen neuern:
Und wollt vom Jetzt euch noch ein Fristchen borgen.

Doch weil der Ferne Reiz sich in euch stemmt,
müßt ihr zurück zu heimatlichen Feuern:
Denn Fremdes ist nur süß, solang es fremd.

Donnerstag, 23. September 2004

Listen

  • Lassen sich in Minutenschnelle erstellen
  • Führen die abstrusesten Gemeinsamkeiten der gegensätzlichsten Dinge vor Augen
  • Lassen sich über alles führen
  • Sind ein probates Mittel der Selbstdarstellung
  • Schaffen Klarheit
  • Können Verwirrung stiften und sind ungenau
  • Können widersprüchlich sein
  • Können selbstbezüglich sein
  • Schaffen Kontraste
  • Orientieren
  • Können formalen Ordnungsprinzipien gehorchen
  • Können inhaltlichen Ordnungsprinzipien gehorchen
  • Können undurchschaubaren Ordnungsprinzipien gehorchen
  • Können Ränge und Abfolgen abbilden
  • Können als Steigerung oder als Bogen formuliert sein
  • Sind manchmal offen und regen zum Weiterführen an (unvollständige Liste)
  • Lassen manchmal kein weiteres Element zu und zählen die Gegenstände einer Domäne vollständig auf (vollständige Liste)
  • Sind geordnete Mengen
  • Können Pro und Kontra vor Augen führen
  • Können verschweigen
  • Können mit scheinbar Unpassendem überraschen
  • Sind blau. Manchmal auch grün.
  • Lassen sich iterativ auf sich selbst anwenden (1Listen von (2Listen von (3Listen … (nListen)n…)1 von Elementen
  • Sind modern
  • Sind beliebt
  • Wollen auch bei mir manchmal vorkommen
Dinge, die gut riechen
  • frischgeschnittenes Holz
  • Harz
  • die Küche meiner Großeltern
  • frisch gerösteter Kaffee
  • alte Bibliotheken
  • ein Pinienhain
  • Liebe
  • Föhrenborke
  • der Schoß einer Frau
  • Magie Noir von Lancôme
  • Nebel
  • verschwitztes Leder
  • Teeläden
  • Habit Rouge von Guerlain
  • Zikadengezirp
  • getragene Unterwäsche
  • Curry
  • Sonne
  • Kußspeichel
  • eingetrockneter Samen
  • mediterrane Häfen
  • das Meer
  • ein Sonnenblumenfeld um 3 Uhr morgens
Gar nicht so schlecht (und besser als ihr Ruf) sind:
  • reifer Camembert
  • Fischmärkte
  • Pferdemist
  • Ställe
  • Chanel No 5
  • Monatsblut
  • Zigarrenrauch
  • gebrauchte Bettwäsche
  • Schwimmbäder
  • Weihrauch
  • grüne Heringe
  • Fuchsurin
  • Schafe
  • das innere mancher Kraftfahrzeuge
  • nasse Wolle
  • Bahnhofshallen
Lieber nicht
  • frische Farbe
  • Dachböden
  • Klassenzimmer nach zwei Stunden Latein
  • Turnhallen
  • Umkleidekabinen
  • U-Bahnstationen
  • U-Bahnzüge
  • manche U-Bahn-Passagiere
  • neue Klamotten
  • Weichspüler
  • braungewordener Apfel
  • Davidoff Cool Water
  • Telephonzellen
  • Ginkofrüchte
  • Haarspray
  • künstliches Fruchtaroma
  • Kondome
  • Großküchen
  • eine Wohnung post festum
  • Brauereiabgase
  • Zahnarztpraxen
  • die Hausdruckerei der Universität zu Köln
  • ein Schankraum um 8 Uhr morgens

Dienstag, 21. September 2004

Den reisenden Eltern

Auf Wege, die in fremde Sonnen führten,
begabt ihr euch, noch eh es wollte tagen,
und ließt euch dorthin, wo noch Traum ist, tragen,
auf Straßen, die schon viele Füße spürten.

Jetzt seht ihr Myrten stilles Licht umträumen,
und schmeichelt sicher euch der Pinien Duft.
Der Mittag sengt, es zirpt die enge Luft,
um Stämme, die ins weite Blau sich bäumen.

Das Ferne hoher Städte, sanfte Mauern
denk ich mir für Euch aus, eh es will tagen,
und steh am Tore unter Sternenschauern.

An Wegen, die in fremde Sonnen führen,
richt ich an euer Fernsein meine Fragen:
und träume dann, mein Bündel selbst zu schnüren.

VOCES INTIMAE

... for we have some flax-golden tales to spin. come in! come in!

Kommt herein, hier sind auch Götter ...

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