stundenbuch

Dienstag, 24. Oktober 2006

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die tage haben weniger stunden.
noch einmal …
noch einmal ein senkblei aus gedankenschwere in die wärme tauchen, ins gelb der blätter hineingreifen, nachhängen der wehmut, abschiede fußwärts in schlamm und moder hineinbuchstabieren. sonne glitzert flache gräben entlang, stirnwärts das laub wie schleifen in den himmel geknotet, sanft ins blau verschnürt die gelben pappelmeere. die weite jenseits des waldsaums füllt sich mit glockenschlag.
der herbst trägt bunte mützchen. der herbst lächelt aus knopfaugen. der herbst pflügt mit blauen und roten und gestreiften gummistiefeln durchs raschellaub. mit kinderhänden hebt er behutsam die kastanien auf. manchmal sticht er sich, bekleckert sich das jäckchen, verbrennt sich die stirn an den lichterlohen lärchen. der herbst hat ein hohes stimmchen, damit johlt er durch den wald.
und während schritte von nah und fern rascheln: noch einmal, ein letztes mal, geblendet sein dürfen und die augen gegen die wärme schließen. die stimmen klingen von weit durch den wald, und die bäume so leicht, die luft so papierdünn, daß die ferne widerhallt zwischen den stämmen; stimmen und stimmchen und hundegebell, zwischen rieselnder, niederfallender stille; da noch einmal innerlich leer werden und alles an welt in sich hineinlassen. wieder ausatmen, während man das gewicht der eigenen hand bemerkt, das leise klopfen an den türen der ewigkeit. lauschen. und dann wieder und noch einmal die schwere des wortes noch einmal fühlen.



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Mittwoch, 23. August 2006

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Dienstag, 25. Juli 2006

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ich warte immer noch, aber je länger ich warte, desto weniger weiß ich, worauf. auf sternschnuppen. auf die andere seite des mondes. auf die kaiserliche botschaft. auf einen schatten vor meiner tür. auf mich selbst. auf die vergangenheit. ich warte um des wartens willen, was sonst ist zu tun. ich hab vergessen, was ich wollte. ach so, ja. das telephon. das schweigt immer noch, ich laß es schweigen, ich hör gar nicht mehr hin. es muß allein damit klarkommen.
ich fühle mich nicht mehr verantwortlich.

ich fühle mich nicht verantwortlich und suche in meinem gesicht nach spuren. ich schneide eine grimasse. ich denke, ich kann mich nicht in mich hineindenken. geschweige denn mich mit den augen eines anderen denken. ich bin eine nullstelle, der punkt, an dem die welt stillsteht, der punkt, von dem alles ausgeht. der punkt, der die welt aus sich entfaltet, und zu dem sie zurückkehrt, um dort zu verschwinden, ohne selbst etwas gewesen zu sein.

ich wünsche mir gespräche. ich wünsche mir, daß mich wer aufschlägt und mir vorliest aus mir. ich wünsche mir, daß ich meinen mantel ausziehen, den stock in die ecke stellen, mich an den tisch setzen darf. und dann legt mir wer die hand auf den kopf und sagt mir, alles ist gut. und alles ist gut.


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Freitag, 21. Juli 2006

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was tun also mit dem tag

hefte ihn ab
zu den übrigen
du weißt schon.



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Montag, 17. Juli 2006

keine erdbeeren

wieder einmal mich anhalten zu einem sieh-was-da-ist.
aber erst einmal: abschiede. eine handvoll sand zusammenraufen und emporwerfen. die finger im vorbeigehen durch die hecke gleiten lassen, sagen: hier war ich. hier war es. die verstreute herde der blicke wieder einsammeln. nach hause gehts, das herz voll mit fremdem, die hände gelb vom staub, das letzte, was blieb. wieder muß ich es aufgeben. wieder ist eine geschichte vorbei, die nie zu ende erzählt wurde. die abende schaukeln in der wärme, die kinder sind am meer oder im freibad, sie ist fort, und ich denke: jetzt kommt richtig der sommer. sieh, was da ist.
später wird das „der sommer“ heißen, „wo ich keine erdbeeren aß“.

Dienstag, 2. Mai 2006

Kirschblütenparodie

es gibt nichts zu sprechen. weder inwändig noch auswändig. weder zu menschen noch zu pilzen, noch zu wasserfällen, falls es irgendwo noch welche geben sollte, nein, worte sind nicht, und das leben spielt sich ab zwischen pflasterstein, tastatur, bier und bett, höhepunkt der woche ist die sonntägliche masturbationssitzung. im wortsinne.

ein baufahrzeug hängt in den scheiben, unsichtbar, drängelnd. überall wird jetzt gebaut, als wüßten sie alle genau, wofürs gut ist. ich weiß es jedenfalls nicht, und so erscheint mir das alles albern und wichtigtuerisch. kirschblüte parodiert wie jedes jahr ihren eigenen kitsch. wahrscheinlich weiß sie, wofürs gut ist. aber käme nur noch auf platz zwei.

so sind die zukünfte: banal. die wege geben nichts zurück von dem, was man ihnen überließ und überläßt, tag für tag, die hoffnungen sind alltäglich und maßlos. herrlich, wie spaßhaft das alles ist. nichts verpflichtet. morgen ist ja auch noch ein tag.

Mittwoch, 26. April 2006

aus dem stundenbuch. worte und tage

Worte und tage.
Sublimes wortgeklingel.
Ich trete hinaus, die welt zu finden, Regen, Blüte, Fels, aber es strömen wieder nur worte zu mir zurück, „Regen“, „Blüte“, „Fels“, die mir, wie alte, lästige freunde, immer wieder aufs neue und erwartungsgemäß begegnen. Vertraute gefährten, die mir eine welt, keine neue, erschließen, immer und immer dieselben staubigen räume. Ich strecke die hände aus und zurück kommt leeres geklingel. Es ist etwas unüberbrückbares zwischen mir und dir, da draußen. Worte klingen wie vermittler. Aber sie prallen zu mir zurück, ehe sie dich erreichen können.
Manchmal gibt es nichts außer worten. Dann muß man sogar dankbar sein. Ich weiß nicht welches von beiden schlimmer ist, in der welt sein zu müssen, ohne schreiben zu können, oder schreiben zu können, ohne in der welt sein zu dürfen. Heimat ist jedenfalls nirgends.
Wie ein pfeil die sehne besteht, um geammelt im absprung …

Dienstag, 25. April 2006

und so

Und so warten wir weiter, daß etwas passiert. Trinken kaffee, ärgern uns über die zweitakter, lesen herodot und warten, daß endlich etwas passiert. Etwas, das wir, aufgeschrieben, gerne läsen, mit schauern im herzen.
Ja, genauso wars, werden wir dann gesagt haben. Doch das zweite futur ist noch nicht das richtige tempus.

Sonntag, 2. April 2006

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und ich bin wieder geneigt zu denken: wenn ich DAS erst nur hinter mir hab …

aber und dann? ja, was ist dann? warum vermeine ich, dann glücklich zu sein, wenn ich VORHER doch auch nicht …

es poltern dann doch wieder die luxusmelancholien los, der künstlerschmerz, der kunst-schmerz, das leiden aus plastilin. es bekommen doch die verluste, die ängste, der liebeswunsch wieder ihre frischen farben, chamäleonblaß, wie sie jetzt sind. haben sich getarnt, glauben, ich sähs nicht.

und ich sehe es wirklich nicht, jetzt. glück als schiere erleichterung. glück als NICHTS VOR SICH HABEN. glück als das freisein von unglück oder schmerz. wie lange hält das?

„irgend etwas ist immer“

und dann: irgendwann kommt es ja doch noch einmal auf einen zu, mindestens. das größte ereignis. wie kann man sein leben wohlgeordnet und glücklich damit zubringen „istjanochzeit“ zu sagen, und es dabei nicht einmal zu denken?

Freitag, 17. März 2006

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wieder, und derzeit die einzige möglichkeit eines atemzugs glück (oder etwas ähnlichem, voll davon): mich selbst ablegen in geschriebenem. für einen augenblick, der nicht länger dauern muß als es braucht, den stift niederzulegen: frei sein von mir selbst.

VOCES INTIMAE

... for we have some flax-golden tales to spin. come in! come in!

Kommt herein, hier sind auch Götter ...

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