Tagewerke

Donnerstag, 11. Januar 2007

kreativität

alles, was ich mir ausdenken kann, ist tabellarisch. was mir fehlt, ist der sprung, der plötzliche satz heraus aus den tabellen ins kreuzundquer, eine querfeldeine, nicht-lineare verbindung, vernetzung nach außerhalb.
außerhalb, das ist das problem. immer schon gewesen: das paradox des kreativen. wie entsteht in einem einzelnen geist aus der verbindung von vorhandenen teilen etwas neues, das mehr ist als die summe seiner teile, ja sogar mehr als die summe seiner teile und der art ihres ineinandergefügtseins?
ungelöst.
das müßte etwas sein, das, aus dem eigenen geist geflossen, diesem geist völlig fremd und als das werk eines anderen erschiene. (geht es nur mir so, daß die erzeugnisse der anderen immer so viel vielschichtiger und kreativer, eigensinniger, rätselhafter scheinen als das eigene? oder liegt das in der natur der sache?) und ein weiteres paradox: könnte ich es lösen, wäre es lernbar. aber gerade ein algorithmus (und nur ein algorithmus ist lernbar) darf es ja nicht sein. oder gibt es algorithmen, die unerwartetes produzieren? wohl gemerkt: nicht zufälliges. sondern nicht-vorhersehbares, das gleichwohl aus der rückschau völlig folgerichtig, bedeutungshaft, stimmig und doch: neu ist.





statistik

meine topic statistics wird immer blauer.



Donnerstag, 14. Dezember 2006

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der erste rückschlag, die erste kursänderung des romans: ich kann nicht über „unsere generation“ schreiben, wie gerne ich es auch täte, mit wieviel wut im bauch: es geht nicht, weil es nicht „meine generation“ ist. ich kann mit dieser generation nichts anfangen, und Florian Illies hat wohl leider recht. eine gegendarstellung von mir kann kein wir enthalten, nur ein ich. das ist schade, weil es dem gegenentwurf die wucht nimmt. es bleibt nur ein kümmerliches selbszeugnis. ich habe keine genossen.
sich zum sprachrohr einer generation machen wollen, ist auch nicht gerade der beste grund, eine längere prosaerzählung in der volkssprache zu schreiben. unbescheiden außerdem. man könnte auch sagen größenwahnsinnig. nur mal so angemerkt. auch wenn ich wirklich sehr gerne die frage nach dem was wollten wir? gestellt und beantwortet hätte.


Hier ein Versuch

Dienstag, 26. September 2006

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schreiben: eine halbe stunde täglich am projekt, manchmal, selten, mehr. eine halbe stunde gesammelte morgenfrühe zwischen bad und fahrrad, wenn die wirkung des coffeins sich gerade voll entfaltet hat. wie wird das im winter, wenn mein zimmer wieder doppelverglast gespiegelt mir aus dem fenster entgegentritt. beeinflußt es mich, ob die meisen sticheln, der regen rauscht oder die sonne in den hof hinabsteigt? schreibe ich in winterkälte und heizungsluft anders, als wenn mir der schweiß auf die tastatur tropft? ich hab schon einmal lange winterwochen geschrieben, einen der vielen rümpfe der alten geschichte, von denen jeder ein schatz wäre, wenn etwas schlüssiges und sich zum kreis schließendes dabei herausgekommen wäre – wenn ich es hätte herausformen, herauszwirbeln können aus den ansätzen, allein … aber davon will ich ja nicht schreiben. eigentlich glaube ich nicht, daß das anders war, auf eine verallgemeinerbare weise anders, meine ich, als das, was ich diesen sommer zu papier (oder zu dünnschichttransistor) gebracht habe.
eine andere frage ist: kann man einen roman in halbstundensitzungen schreiben? ich meine, ist es möglich, logistisch, gedanklich, ariadnefädig, zeitlich? mein tempo die letzten zwei monate: 5 seiten die woche (die seite bedeutet bei mir 60 zeilen à 30 anschläge, sofern das auf dem computer und mit proportionalschrift überhaupt ein sinnvolles maß ist). aber ist das nicht belanglose arithmetik bei einem vorhaben, dessen genaue struktur und fülle noch gar nicht feststeht?



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Freitag, 22. September 2006

untergänge

daß das hotel untergeht … ob das eine gute idee ist? wofür soll das stehen, steht es überhaupt für irgendwas, heißt literatur, daß das unerklärliche damit geklärt werden kann, daß es für etwas anderes steht? ein symbol ist? eine allegorie? letztere deutung, würde sie jemand versuchen, wäre grauenvoll, kann ich doch allegorien nichts abgewinnen. sehr dagegen schätze ich Robert Gernharts gedicht „bei der deutung eines allegorischen gemäldes“.
also, was mache ich mit dem hoteluntergang? ich laß ihn stehen. ich muß nichts erklären, dafür gibt’s germanistikprofessoren. für irgendwas müssen die schließlich gut sein. nur funktionieren muß es, was immer das heißen mag, ja, was immer: ich muß fühlen, daß es paßt – und daß es sich einer allegorischen verwurstung elegant aber hartnäckig entzieht. ich fürchte aber gerade, das tut es nicht.
untergänge haben mich schon immer fasziniert. in griechenland keimte der plan auf, eine tetralogie zu schreiben, untertitel: vier untergänge. mehr verrate ich nicht, denn vielleicht schreibe ich das ding ja wirklich irgendwann einmal. frühestens dann, wenn der 30-stunden-tag und die 10-tage-woche eingeführt werden und es stipendien für arbeitsscheue künstler geben wird.
also untergänge, katastrophen. nicht der banale typ („Der Schwarm“), nicht der sci-fi-typ, oder wenn sci-fi, dann bitte so, daß am ende weniger klar ist als am anfang. und außerdem wirklich und wahrhaftig ein untergang, kein drohender untergang, der noch einmal vereitelt wird, nein, wirklich das ende. es muß nicht gleich im totalschlag das ende einer zivilisation sein; eine stadt, eine institution reichen schon; es muß aber so angelegt sein, daß sich jedes rätseln über gründe und ursachen (innerhalb der geschichte) von vornherein verbietet. außer natürlich (außerhalb der geschichte) für die germanisten. vorbilder, die mich dabei beeinflussen: „Picknick am Wegesrand“ von den gebrüdern Strugatzki (obwohl dort die welt nicht untergeht); „The City of Last Things“ von Paul Auster; „Die Wand“ von Marlen Haushofer (obwohl ich das nie gelesen habe).
in einem solchen sinn geht denn auch das hotel zugrunde. grundlos, außer vielleicht einer autobiographisch motivierten süßen rache. aber das ist jenseits der literatur, und geht, auch wenn sie so etwas total geil finden, die germanistikprofessoren gar nichts an.

Mittwoch, 20. September 2006

auf ein neues

irgendwann eines mittags vor gut einem monat erhob ich mich aus hellgelbem mittagsschlaf, ein paar sätze und bilder waren da, ausgegraben noch im traum, herübergerettet ins kissenbewußtsein, grübelte dem eine weile nach, fragte mich, ob es sich lohnen würde, das aufstehen, die wand direkt vor der nase, so müde noch, so müde, aber die worte erwiesen sich mal wieder als wichtiger.
ich öffnete den computer und schrieb eine seite.
das thema war schon mehrmals flüchtig in meinem kopf gewesen, wann zuerst, weiß ich nicht mehr, und auch nie besonders präsent oder dringlich, als nächstes anzugehendes projekt nach dem projekt schon gar nicht, eher so „das müßte man auch mal irgendwann machen“. und das tu ich nun.
und das andere, das projekt, die 8 jahre herumtexten und herumkrampfen und herumschlawinern um den heißen, unantastbaren brei? das liegt nun in einer, wie ich hoffe, dereinst fruchtbringenden brache. in einer schublade, die einen spaltbreit offensteht, damit ichs nicht vergesse. möglich scheint es mir gerade nicht, vielleicht muß ich wachsen und meine sprache mehr mir untertan, mir mehr werkzeug sein, als ich werkzeug und untertan der sprache, wies mir immer noch vorkommt. vielleicht brauch ich abstand, vielleicht fang ich nochmal von vorne an mit der rückwärtsprojektion – hat das mal jemand gemacht, außer mir, frage ich mich, eine ganze geschichte nicht nur von der bedeutung, der syntax und semantik des schlußsatzes zurückentworfen sondern von seinem bloßen klang?
genau das ist mir zu eng geworden. ich habeden weg nicht gefunden in dieser enge. den weg nicht durch diesen klang und mit diesem klang. oder besser: ich habe den klang selbst nicht gefunden. wie eine kadenz auf dem klavier, man weiß, wie sie klingen soll, man imaginiert sie, man hört sie vorweg aus dem letzten spannungsakkord – doch welche Tasten man auch immer anschlägt, es ist wie verhext, die vorstellung will einfach nicht klang werden.
das ist jetzt anders. der neue gedanke eröffnet unendliche räume, alles ist assimilierbar und dehnbar, der rahmen ist so weit, daß eine ganz welt hineinpaßt. und um genau das geht es: eine welt. eine welt, deren grenzen beim schreiben offen bleiben dürfen. es ist ein wundervolles gefühl, endlich drauflosschreiben zu können, loslaufen über die hügel und sehen, was dahinter ist. alles, was an wilden gedanken kommen mag, zulassen und annehmen. nichts verwerfen müssen. eine buntschillernde welt schaffen dürfen und eine reise durch diese welt angetreten haben, deren ziel unbekannt ist, vorbei an wunderbaren städten, deren name erst aus der ferne aufschimmert, ein name, von dem ich selbst nicht weiß, was er birgt.

Montag, 21. August 2006

...

obwohl mir ratschläge unheimlich sind und es wohl immer bleiben werden, zumindest die konkreten: es geht voran und es geht ganz leicht. ganz leicht! und zwar deshalb, weil ich (fast) alles darf. weil ich es mir endlich erlaubt habe, wenn nicht in der geschichte, so doch in der neuen. dabei überrasche ich mich selbst, in mehrfacher hinsicht. mein anderes ich, das ich der geschichte, das doch auch ich selbst ist/bin, handelt/handele in einer weise, wie ich es ihm/mir nie zugetraut hätte. ich frage mich, was er/ich von sich/mir selbst halten mag …
die begegnung mit der silbernen prostituierten beispielsweise ist so gar nicht typisch für den autor.

Donnerstag, 11. August 2005

wald der möglichkeiten

Beschäftigung mit den verwandten Plänen anderer wirft sich zurück auf meine eigene Situation und weckt prinzipielle Fragen auf, die, nein, nicht schliefen, aber immer wieder glücklich sich verdrängen ließen und lassen. Immer wieder am selben Punkt. Ich bin doch schon da, wo ich hinwollte. Oder nicht? Ist das Aufgeben des Veröffentlichungsgedanken nur ein Rückzug, ein selbstbetrügerischer Verzicht, gewissen zu sauren Trauben nicht unähnlich? Und zufrieden kann ich erst sein, wenn ich mit dem „Werk“ zufrieden bin. Und von dessen Ausformung in einer Gestalt, mit der ich zufrieden wäre, bin ich fürchterliche Meilen entfernt, oder besser: Jahre.

Klar, danach wäre etwas Neues zu erringen. Aber dann hätte ich doch wenigstens schon mal was. Etwas Abgeschlossenes, auf das sich blicken ließe. So hänge ich mir selbst im Raum meiner Träume und Ansprüche fest. Ich schreibe noch nicht, ehe ich geschrieben habe.

Daß aber nur als Lebensweltproblem. Davon unabhängig sind die technischen Probleme

Und die sind schwer zu erfassen.

Dramaturgie? Szenengestaltung? Spannungsaufbau? Wechsel von beschreibenden und erzählenden Passagen? Was sage ich wann wie? Aber wieviel läßt sich überhaupt lernen?

Ein Exposé hab ich schon oft versucht. Problem (und da kann mir kein Kurs helfen): Es ändert sich ständig. Ich kriege keine story line zu fassen, die dem Eindruck, den ich vermitteln will, angemessen wäre. Hab schon zig Handlungsverläufe und Konstellationen durch. Es kommt nicht das raus, was ich will.

Ich zäums von hinten auf. Stehe am Ende und frage mich, wie es dazu kommen konnte, in den vielen Einzelheiten, die so arrangiert sein wollen, daß sich ein ganz bestimmter Eindruck daraus ergibt. Sich im Kopf des Lesers quasi synthetisiert aus dem vielen Einzelnen, das ich zu diesem Zweck anordnen muß. Es muß etwas geschehen sein, damit dieses Ende so zustandekommen kann. Das Problem ist das, was am Ende nach- und mitschwingen soll. So wie sich das Gesamtgeschehen einer Symphonie angehäuft hat, wenn der Schlußton verklungen ist. Die gesamte Stimmung ist nur in wenigen Absätzen aufrechtzuerhalten. Ich weiß nicht, welche kleinen Schritte (Wörter, Sätze, Phrasen) ich wie zusammenstellen muß, um eine bestimmte Gesamtatmosphäre zu erschaffen, die gleichsam in den Schlußsätzen mündet und in ihnen gipfelt. Ich kann nicht einfach drauflosschreiben und mich selber überraschen. Ich fühle mich ein bißchen wie ein verrückter Ingenieur, der einen Haufen Drähte, Stahl, Plastik und Schaumstoff in die Luft wirft und hofft, daß sich daraus eines Tages ein Flugzeug ergibt. Das Ergebnis steht schon fest, aber wie dahin gelangen? Und dazu ist es ein so diffuses Ziel, daß ich mich selbst verlaufe im Wald der Möglichkeiten.

Donnerstag, 14. Juli 2005

vom schreiben

mir geht auf, daß mir das von mir am besten gefällt, das mich selbst überrascht. so, als wäre es von jemand anderem. ohne jedoch nachahmung zu sein. so, als spräche durch meinen mund eine andere person. vielleicht ist es ja das gefühl, zu dessen erklärung die alten die musen bemühten.

Donnerstag, 19. Mai 2005

Schreibhemmnisse

Momentan ist da wieder einmal der Eindruck, niemals im Leben so schreiben zu können, auch nicht dereinst, wenn ich groß bin oader wannauchimmer, wie ich es mir vorstelle, daß ich müßte. Hab gerade wieder ein Buch verputzt, das mir sozusagen mein eigenes Erträumtschreiben vorgeführt hat. Ist desillusionierend und ernüchternd. Ziemlich. Zu sehen: So hat es schon einer formuliert, jetzt mußt du dir wieder was Neues ausdenken. Noch besser als Herbst war der. Schon schlimm. Vor allem, weil es nicht einfach nur gut war. Gut schreiben viele, aber die Bewunderung fällt nicht schwer, wenn es auf eine Weise gut ist, die zu den eigenen Vorhaben nicht "passen" würde und also von mir nicht erstrebt wird.

VOCES INTIMAE

... for we have some flax-golden tales to spin. come in! come in!

Kommt herein, hier sind auch Götter ...

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